Kommunalwahl in Remscheid Auswahl für das höchste Amt der Stadt

Remscheid · Die SPD preschte schon im Sommer 2019 vor, die CDU ließ sich dagegen viel Zeit. Am Wochenende klärt Die Linke als letzte Partei die Kandidaten-Frage für die Wahl der Oberbürgermeisters im September.

 Blick auf das Remscheider Rathaus.

Blick auf das Remscheider Rathaus.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Doppelt hält besser. So könnte das Motto der SPD bei der Wahl des Oberbürgermeisters lauten. Bereits im Juli 2019 wählten die Sozialdemokraten Amtsinhaber Burkhard Mast-Weisz zu ihrem Kandidaten für den Urnengang im September. Am 27. Juni wiederholt sich das Ritual nun in der Halle West. Dann wird BMW, wie ihn viele nennen, ganz offiziell auf den Schild gehoben. Für die SPD, die in bundesweiten Umfragen schon lange nicht mehr in der Nähe der 20-Prozent-Marke war, soll das bürgernahe Stadtoberhaupt eine Art Lebensversicherung sein.

So früh die SPD ihre Pflöcke einschlug, so spannend machte es die CDU. Die Partei, die zuletzt von 1999 bis 2004 mit Fred Schulz den Oberbürgermeister stellte, ließ sich demonstrativ Zeit. Dass Anfang Februar nicht wie erwartet Lenneps Bürgermeister Markus Kötter oder Parteichef Jens Nettekoven als Herausforderer von Mast-Weisz präsentiert wurde, sondern die bislang eher in der zweiten Reihe aktive Ratsfrau Alexa Bell war eine Überraschung.

Gelingt ihr eine solche auch im September? Dass Parteichef Jens Nettekoven beim Wahlparteitag vor gut einer Woche Parallelen zum unvergessenen Duell von Fred Schulz gegen Beate Wilding zog, zeigt, wie die Parteispitze die Chancenverteilung einschätzt. Alexa Bell geht die Sache gleichwohl selbstbewusst und mit viel Energie an. Man darf gespannt auf ihren Plan für Remscheid sein. Warum sie allerdings bei der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause nicht das Wort ergriff, bleibt das Geheimnis der CDU.

In der SPD mag mit der Präsentation von Frau Bell kurz die Hoffnung aufgekeimt sein, dass Mast-Weisz bereits im ersten Wahlgang seine zweite Amtszeit klar machen könnte. Dann meldete sich die Wählergemeinschaft zu Wort. Mit Roland Kirchner präsentierte sie einen eigenen Kandidaten. Ein Lebenszeichen der Ratsgruppe, die sich besser abgrenzen muss, um vom Wähler wahrgenommen zu werden.

Das Thema OB-Kandidat der W.i.R. weckt bei der CDU unangenehme Erinnerungen. Ohne die Kandidatur von Gunther Brockmann im Jahr 2004, so sind sich viele Beobachter sicher, wäre Jochen Siegfried als Herausforderer von Beate Wilding (SPD) der Einzug ins Rathaus gelungen. Die These: Brockmann zog konservative Wählerstimmen an, die Siegfried fehlten.

Das kann in diesem Jahr nicht passieren, denn die Stichwahl wurde von der rot-grünen Landesregierung wieder eingeführt und 2019 vor Gericht bestätigt. Dass Grüne und FDP gleichwohl auf einen eigenen Kandidaten verzichten und den SPD-Mann Mast-Weisz zu ihrem Kandidaten machen, kann man als Pragmatismus (nach dem Motto: Er wird eh am Ende das Rennen machen) oder als Trägheit bewerten. Vielleicht habe beiden Parteien, die seit längerem mit der SPD im Rat kooperieren, aber auch einfach in den Vorgesprächen nur gut verhandelt und ihre Inhalte so schon auf den Weg gebracht. Dass mit Frank vom Scheidt der Mann, der immerhin als OB-Kandidat gegen Fred Schulz mal über 11 Prozent der Stimmen holte, gerade wegen fehlendem Rückhalt die Parteispitze verlässt, ist ein Indiz dafür, dass dieser Kurs zumindest bei den Grünen nicht unumstritten war.

Strategische Gedanken, die Fritz Beinersdorf nicht jucken müssen. Heute steht er auf der Versammlung der Linken erneut als OB-Kandidat zur Wahl. Als Stimmenfänger und Werbeträger für die Linken kann man sich keinen Besseren vorstellen. Beinersdorf ist ein gewiefter Stratege, der gerne provokativ Opposition macht, aber auch gute Beziehungen zu Teilen der SPD und der Grünen unterhält.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort