Ausstellung in Remscheid Faszinierende Unterwasser-Impressionen
Lennep · Auf der Suche den schönsten Motiven hat der Ukrainer Illia Gubin im Tauchanzug und mit Unterwasserkamera die halbe Welt bereist. Nun stellt der 31-Jährige, der mit Kriegsbeginn aus Kiew floh, Fotografien seiner Abenteuer im Atelier der „Rotation“ aus.
Friedlich nagt eine Meeresschildkröte Algen und Moos an einem Felsvorsprung ab. Völlig unbeeindruckt, so scheint es, von Illia Gubin, der in diesem Moment nur wenige Meter von ihr entfernt in voller Taucherausrüstung, mit Sauerstoffflasche auf dem Rücken und einem speziellen Fotoapparat in der Hand in dieser Unterwasserwelt mit schwebt. „Die Tiere unter Wasser sind überhaupt nicht scheu“, sagt er, während er seine Aufnahme taxiert. Ein herzliches Lächeln zeichnet sich auf seinem Gesicht ab. „Sie sind meistens sehr neugierig und schwimmen auf einen zu, stupsen einen an.“ Einfach sei es dennoch nicht, solch gestochen scharfe Aufnahmen unter Wasser zu machen, gibt der 31-Jährige zu. „Es braucht jede Menge Equipment und Beleuchtung – und auch ein wenig Geduld.“
Wenn er heute mit so viel Leidenschaft über sein Hobby erzählt, ist es kaum vorstellbar, dass sich ein sehr junger Gubin mal vor dem Wasser, den Meeren und Ozeanen gefürchtet hat. „Als Kind habe ich das Wasser gehasst. Ich hatte sehr viel Angst“, gesteht er. Angestachelt von seiner Familie, die allesamt mit dem Meer als Taucher, Fischer und Unterwasserfotografen verbunden sind, ließ er sich mit 14 Jahren bei einem Ägypten-Urlaub von ihnen zu seinem ersten Tauchgang überreden. „Sie sagten, ich sollte es mal ausprobieren, bevor ich es ganz ausschließe. Und was soll ich sagen: Mit dem ersten Tauchgang habe ich mich direkt in diese Welt verliebt.“
Zahlreiche Tauchlehrgänge habe er seitdem besucht und auch Schulungen der Unterwasserfotografie. „Die ersten Übungsstunden waren in einem Schwimmbad, wo wir erstmal gelernt haben, gestellte Szenen in das richtige Licht zu rücken.“ Die Seen und Meere rund um seine ukrainische Heimat, bis ins russische Kamtschatka auf der einen Seite, über Europa, Nordafrika und hinüber bis zu den Malediven auf der anderen Seite, habe er rund um den Globus bereist, um die faszinierenden Welten unter der Wasseroberfläche zu erleben. Unter Wasser, sagt Gubin, sei es friedlich. „Man taucht zwar nie alleine, hat immer einen Buddy an der Seite, aber man fühlt sich dort unten mit sich und seinen Gedanken alleine. Man vergisst alles andere und taucht regelrecht in eine andere Welt ein.“
Eine Welt, in die er sich heute in stillen Minuten zurücksehnt. Im vergangenen Jahr, Tage nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine, entschied er sich, das Land mit seiner Verlobten zu verlassen. „Wir haben ein paar Sachen eingepackt und sind gegangen“, erzählt Gubin. Gebürtig stammt er aus Charkiw, der zweitgrößten Stadt im Nordosten der Ukraine und eine der besonders beschädigten Gebiete nach dem Einmarsch der Russen. Seit vier Jahren lebte er in Kiew. Doch auch dort fühlte sich der ausgebildete Finanzfachmann nicht mehr sicher.
In Remscheid fand er eine neue Heimat. „Ich kannte die Region mit Köln und Düsseldorf sowie dem Ruhrgebiet durch meine Arbeit im Messebau.“ Ein in Köln lebender Freund riet ihm, sich in einer kleineren, überschaubaren Stadt eine Bleibe zu suchen, um sich mit den Gepflogenheiten und Lebensweisen in Deutschland vertraut zu machen. Seine Frau, die er im vergangenen Sommer heiratete, engagiert sich seit ihrer Ankunft im ukrainischen Zentrum in Lennep. Auch er ist aktiv, hilft und knüpft Kontakte – wie etwa zu Johannes Schmidt. „Wir haben uns kennengelernt, als Illia bei uns im Haus einen Deutschkurs besuchte“, erinnert sich Schmidt, dessen Familie neben dem Rotationstheater, und -Café auch die Schule für Musik, Tanz und Theater leitet. Im Gespräch erfuhr Schmidt über Gubins Hobby, und bald entstand die Idee zu einer Ausstellung.
Für Illia Gubin ist es die erste ernste Ausstellung, wie er sagt. Mit der Vernissage am 1. April will er nicht nur Unterwasserfotografien aus 15 Jahren Leidenschaft präsentieren. „Es ist meine Art und Weise Danke zu sagen, für die große Hilfe, die meine Landsleute und ich hier erfahren, für die Aufnahme und Unterstützung.“