Ausstellung in Remscheid Unterschiedlicher Blick auf Georgien

Remscheid · Zwei Fotografen, der Remscheider Gerd Krauskopf und der Georgier Mikheil Kurdadze, stellen ihre Bilder über den Staat im Kaukasus aus.

Die beiden Fotografen Gerd Krauskopf (l.) und Mikheil Kurdadze zusammen mit Kuratorin Teona Gogichaishvili bei der Vernissage.

Die beiden Fotografen Gerd Krauskopf (l.) und Mikheil Kurdadze zusammen mit Kuratorin Teona Gogichaishvili bei der Vernissage.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Horst Kläuser, der die Vernissage in den Geschäftsräumen der Remscheider SPD am Freitagabend moderiert, bringt es wohl für die meisten Besucher auf den Punkt. „Wir haben in den vergangenen Jahren den Fehler gemacht, die Länder an den Grenzen der Europäischen Union zu vergessen“, sagt er. Bei Georgien, so Kläuser, hätten die meisten wohl eher gedacht: „Heißt das nicht Georgia und ist einer der amerikanischen Südstaaten?“ Insofern hat die aktuelle Ausstellung der beiden Fotografen Gerd Krauskopf aus Remscheid und Mikheil Kurdadze aus Georgien durchaus auch einen gewissen Bildungsauftrag – und überrascht dabei mit jeweils ganz unterschiedlichen Herangehensweisen. Auch Jörg-Dieter Krause, der neue SPD-Vorsitzende und damit Gastgeber, betont: „Wir haben hier zwei Fotografen, die sich diesem Land auf ihre jeweils eigene Art und Weise genähert haben. Hier kommt alles zusammen – Georgien, Remscheid, Kultur. Was will man mehr?“, sagte Krause.

Und in der Tat. Wenn man durch die Räumlichkeiten schlendert – die Bilder sind großzügig verteilt und an vielen Wänden aufgehängt worden – und dabei wie die meisten der zahlreich erschienenen Besucher ein Glas georgischen Weins und eine der eigens zubereiteten Köstlichkeiten in der Hand hat, kann man sich diesen unterschiedlichen Herangehensweisen ganz in Ruhe nähern. Auf der einen Seite sind die großformatigen, ausschließlich in Monochrom gehaltenen Aufnahmen des Georgiers Kuradze. Sie wirken beinahe trist – und gleichzeitig majestätisch und erhaben. Sie sind Teil der Serie „Another Planet Seems To Be Too Close To Me”. Es sei eine Konzept-Serie, sagt der Fotograf, der beruflich als Soziologe für eine Umwelt-NGO in seiner Heimat arbeitet. „Ich hatte als Kind Alpträume – bei denen sich die Planeten mir viel zu sehr näherten. Diese Alpträume versuche ich mit meinen Bildern zu verarbeiten“, sagt er.

Alle Aufnahmen seien in der Region Kachetien aufgenommen worden, ganz im Osten Georgiens, an der Grenze zu Aserbaidschan. Sie zeigen die oft wilde und raue Natur, Menschen oder Tiere sind nur Beiwerk, oft nur bei genauem Hinsehen zu erkennen. „Ich habe Mikheil beim Fotografie-Festival Kolga Tbilisi Photo kennengelernt, dessen Kuratorin ich bin. Er hat für seine außergewöhnlichen Bilder einen Spezialpreis der Jury bekommen – der Preis war die Ausstellung hier in Remscheid“, sagt Teona Gogichaishvili. „Die Bilder Mikheil Kurdadze eröffnen dem Betrachter einen Blick in die geografische Seele Georgiens“, sagt Kläuser. Es zeige ein Land, das sich seiner langen christlichen Vergangenheit nicht schäme, sondern sie pflege.

Ganz anders – und doch aus dem gleichen Land stammend – sind da die Bilder des Remscheiders Gerd Krauskopf, der auf zwei Reisen in den Kaukasus viele Fotos gesammelt hat. „Ich fotografiere schon seit meinem 14. Lebensjahr – habe alle Entwicklungen von analog bis digital mitgemacht“, sagt er lachend. In seinen Bildern ist alles andere als Weite, Tristesse oder Ruhe zu sehen. Im Gegenteil, hier kocht das Leben, hier sind Menschen beim Feiern zu sehen, Feste, Essen, Trinken. „Gerd Krauskopf mischt sich unter die Leute, will dabei sein, will die Menschen zeigen“, sagt Kläuser. Er selbst sei Anfang des neuen Jahrtausends immer wieder auch in Georgien gewesen. „Es ist gar nicht so weit entfernt von Deutschland, eine Reise dorthin lohnt sich wirklich“, sagt Kläuser.

Er selbst habe beim ersten Aufenthalt in Georgien eine Rundreise gemacht, beim zweiten habe er das Festival Kolga Tbilisi Photo besucht. Die Kamera sei immer mit dabei gewesen, zusammen mit dem Blick auf die Menschen. „Ich bin heutzutage so viel unterwegs wie nie zuvor“, sagt Krauskopf und wirkt dabei sehr zufrieden. Seine Bilder sind in Farbe, sind etwas kleinformatiger als die seines georgischen Kollegen. Sie scheinen in ihrer Lebensfreude die Bildergröße aber geradezu sprengen zu wollen. Das ist eben die andere Seite Georgiens – wie schön, dass in dieser Ausstellung beide Seiten so nah nebeneinander zu entdecken sind.

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