Dokumentarfilmer aus Remscheid Gast bei den „Supermodels“ der Savanne

Remscheid · Gleich drei Reportagen von Michael Schumacher sind in den kommenden Wochen auf dem deutsch-französischen Sender Arte zu sehen. Die Corona-Pandemie brachte den Drehplan ordentlich durcheinander.

 Buschmann-Fährtenleser Debe und seine Chefin Marlice van Vuuren kümmern sich im N/a’an ku sê-Wildreservat um Geparden.

Buschmann-Fährtenleser Debe und seine Chefin Marlice van Vuuren kümmern sich im N/a’an ku sê-Wildreservat um Geparden.

Foto: Michael Schumacher

Der Remscheider Dokumentarfilmer Michael Schumacher hat sich im vergangenen Sommer einen Kindheitstraum erfüllt. Im südafrikanischen Namibia drehte er zusammen mit seinem Sohn für den Fernsehsender Arte eine Reportage über Geparden. Die schnellen Raubkatzen stehen zwar dort unter staatlichem Schutz. Doch Wilderer und Farmer, die sich vor den Beutezügen der Katzen auf ihre Rinder, Schafe oder Ziegen schützen wollen, dezimieren die Population.

Hoffnung für die Raubkatzen bietet die Tierschutzorganisation Naankuse, die von der Farmerstochter Marlice van Vuuren gegründet wurde. Sie versucht, den Farmern Wege aufzuzeigen, wie sie mit den Jägern auf vier Pfoten umgehen können, ohne sie zu töten. Beim Dreh musste sich Schumacher von einer Illusion verabschieden. „Für mich waren sie die Schönen und die Schlauen“, berichtet er. Die Einheimischen aber nennen sie „die Supermodels der Savanne“. Denn die Katzen sehen zwar toll aus, wirklich schlau sind sie aber nicht. „Geparden gehen drei- auch viermal hintereinander in dieselbe Falle“, berichtet Schumacher. Leoparden seien da schlauer.

„Namibias Geparden – Hoffnung für die Raubkatzen“ ist eine von gleich drei Reportagen der Firma RS-Film mit Sitz am Hasten, die in den kommenden Wochen bei Arte zu sehen sind. „Die Ernte eines Corona-Jahres“, nennt  es Schumacher. Denn das Virus brachte im zweiten Jahr in Folge Drehpläne durcheinander. So sollte der Film über die Geparden im Mai / Juni 2021 entstehen. Doch die Corona-Situation durchkreuzte das. Sogar die Katzen erkrankten am Virus. Als Ende Juli die Zahlen runter gingen, nutze das Team seine Chance. „Man muss flexibel sein“, sagt Schumacher.

 Die englische „Tierschutzpolizei“ kümmert sich um einen Vogel.

Die englische „Tierschutzpolizei“ kümmert sich um einen Vogel.

Foto: Michael Schumacher

Das trifft auch auf die Reportage „Für alle Felle – die Tierschutzpolizei ihrer Majestät“ zu. Die Arbeit der 1824 gegründeten „Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals“ wollte Tierfreud Schumacher schon länger mal vorstellen. Schließlich ist sie die älteste Tierschutzorganisation Englands, das als Mutterland dieser Bewegung gilt. Die RSPCA ist sogar älter als die staatliche Polizei Englands.

Corona „verhagelte“ auch diese Reise immer wieder, bis sich im Herbst „ein Zeitfenster“ auftat, berichtet Schumacher.  Das Reisedatum nahm Einfluss auf die Protagonisten vor der Kamera. Füchse, Schwäne und Meerschweinchen beschäftigten zu diesem Zeitpunkt die Tierschutzpolizei, die sich zwar königlich nennen darf, aber keine staatliche Autorität hat. Dafür verfügt sie über 140 Millionen Pfund an Spendengeldern, mit der sie die Arbeit von 1750 Mitarbeitern finanzieren kann. Die fünf Jahre später gegründete staatliche Polizei habe sich von den Strukturen der Tierschutzorganisation „eine dicke Scheibe abgeschnitten“.

 Auf dem Friedhof der Ozeanriesen im türkischen Aliaga werden Kreuzfahrtschiffe abgewrackt.

Auf dem Friedhof der Ozeanriesen im türkischen Aliaga werden Kreuzfahrtschiffe abgewrackt.

Foto: Michael Schumacher

Die Themen für seine Reportagen findet der Remscheider selber, dann bietet er sie den Fernsehsendern an. Bilder von gleich mehreren ausgemusterten Kreuzfahrtschiffen, die an einem Ufer nebeneinander lagen, brachten den Filmemacher auf die Spur des Friedhofs der Ozeanriesen in der Türkei. In Aliaga, 30 Kilometer von Izmir entfernt, werden kleinere Kreuzfahrtschiffe abgewrackt. Die Schiffe, so fand Schumacher heraus, sind unrentabel geworden. Was noch brauchbar ist, wird rausgeholt. Möbel, Teppiche oder Vorhänge werden an türkische Hotels weiterverkauft. Anderes landet auf Märkten.

Die boomende Kreuzfahrt-Industrie setze auf immer größere „Wolkenkratzer auf dem Meer“, beschreibt Schumacher einen Trend der Branche. So führt der Weg der Reportage „Kreuzfahrt auf neuem Kurs – Schrottplatz oder Jungfernfahrt“ auch zur Meyer Werft nach Papenburg, wo Ozeanriesen für bis zu 5000 Passagiere gebaut werden.

Das nächste Projekt von RS-Film ist bereits in Arbeit. Es zeigt die Arbeit einer Eisbär-Patrouille in Grönland. Neun Monate im Jahr werden Eisbär-Jäger vom WWF dafür  bezahlt, um auf die Tiere aufzupassen.

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