Klosterkirche in Remscheid Anka Zink geizt nicht mit Gags

Remscheid · Die Kabarettistin aus Bonn präsentierte in der gut gefüllen Lenneper Klosterkirche ihr aktuelles Programm „Das Ende der Bescheidenheit“. Dabei sprang sie fröhlich zwischen den unterschiedlichsten Themen hin und her.

 Anka Zink   genießt den   Applaus in der   Klosterkirche.   Foto: Jürgen Moll

Anka Zink genießt den Applaus in der Klosterkirche. Foto: Jürgen Moll

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Als die Kabarettistin Anka Zink nach der Pause zurück auf die Bühne der Klosterkirche tritt, applaudiert das Publikum brav, um sie zu empfangen. Als der Applaus verebbte, fachte ihn die Kabarettistin mit eindeutigen Handbewegungen noch einmal an. Der Programmtitel: „Das Ende der Bescheidenheit“.

Die Kabarettistin aus Bonn legt Finger lustvoll in die Wunden unserer Zeit. „Wir haben ja noch gar nicht über den Zusammenhang von Politik und Bescheidenheit gesprochen. Aber da gibt es ja auch keinen.“ Sie lästerte über den Politzirkus genauso, wie über die Endverbraucher als Verursacher des Klimawandels. „Das sind wir alle selber schuld, schließlich haben wir im Supermarkt Putenschnitzel, die aussehen und schmecken wie ein nasses Taschentuch. 

Man müsse den Politikern auch mal die Frage stellen, wofür sie denn eigentlich bezahlt werden. „Zum Beispiel der Feinstaub. Der kommt nicht von den Dieseln, die fahren, sondern von den Dieseln, die stehen. An den Baustellen.“ Vom Thema Diät kam die Kabarettistin ganz flugs zur Unwucht der Welt: „Warum läuft es auf der Welt denn so komisch? Weil die eine Hälfte der Menschheit viel zu viel wiegt, und die andere muss hungern. Das ist doch dann ganz logisch, dass das unrund läuft. Dass die Polkappen schmelzen und die Welt wie ein nicht ausgewuchteter Winterreifen läuft.“ Und dann sagte die Zink einen jener Sätze, die schmerzten, aber gleichzeitig zum Lachen anregten: „Freiwilliges Fasten ist genauso eine Zumutung wie unfreiwilliges Hungern.“

Die Gag-Frequenz war hoch. Zink sprang fröhlich zwischen den Themen  hin und her. Von „House Of Cards“ und anderen Serien, bei denen ältere Paare genauso wie junge Leute ein Loch ins Sofa säßen, kam sie etwa zum Terrorismus, den man in Europa ja durchaus auch schon vor 9/11 hatte: „Wir hatten die IRA in Irland, die ETA in Spanien, in Deutschland gab‘s die RAF und auch in Italien standen an allen Ecken und Enden irgendwelche Leute, die was in die Luft sprengen wollten. Und dann kam der 11. September.“

Dabei machte die Kabarettistin das auf so angenehme Art und Weise und mit so einer beruhigenden Stimmlage und Erzählart, dass man fast ein wenig eingelullt wurde. Wenn da nicht so bitterböse Sätze kämen, wie diese: „Verwaltung - ist das Arbeit, oder macht das Arbeit? Ja, da kommen Sie ins Grübeln...“ Die machten einen direkt wieder hellwach. Oder auch bei der anschließenden Aufhetzung des Publikums gegen den Bürokratiewahnsinn in Verwaltungsapparaten. „Es wird doch kaum mal jemand am Ende seines Lebens sagen: Oh, ich hab doch bestimmt nicht genug Formulare ausgefüllt.“

Anka Zink weiß,  welche Knöpfe sie zu drücken hat, um Lacher zu provozieren. Lacher, die immer mit diesem typisch latenten Anflug des schlechten Gewissens einhergingen. Weil die Wahrheiten eben wehtaten. Sei es, wenn sie im eigenen Revier wilderte: „Heute kommt doch alles aus dem 3D-Drucker, manchmal sogar Comedians.“ Oder wenn es um die großen sozialen Probleme ging: „Du kannst nicht einen ehemaligen Straßenbahnfahrer zum Arbeiten ins Krankenhaus stecken - der fährt dir doch im OP drei Stationen extra.“ Wie gut, dass die Zink in Sachen Pointen derart unbescheiden war.

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