Remscheider vor Gericht Angeklagter plaudert über sexuelle Fantasien

Remscheid/Wuppertal · Ginge es nach dem Angeklagten, wäre die Sache klar: Er hatte der Escort-Dame, die er im Juli 2020 in die leerstehende Mannesmann-Villa an der Burger Straße bestellt hatte, nichts antun wollen. Er habe noch nicht mal Sex mit ihr haben wollen, weil sie ihm nicht gefallen habe.

 Der Prozess in Wuppertal geht weiter.

Der Prozess in Wuppertal geht weiter.

Foto: dpa/Volker Hartmann

Die Frau habe dennoch Geld von ihm verlangt und laut um Hilfe gerufen, als er ihr das nicht habe geben wollen und sie stattdessen gefesselt habe, um sie zur Ruhe zu bringen. Als er ihre Verletzungen an den Armen gesehen habe, die sie sich durch die Fesselungen zugezogen hatte, sei er erschrocken gewesen. Er habe die Wunden sogar noch mit Wasser gekühlt und eine Zigarette mit ihr geraucht.

Hört man dem 54-Jährigen bei all dem zu, könnte man ihm durchaus glauben, dass hier eine sexuelle Dienstleistung aus dem Ruder gelaufen sei, weil er als entlassener Sexualstraftäter die Konsequenzen einer solchen Situation gefürchtet habe. Und dann war da dieser eine Satz, mit dem er Zweifel aufkommen lies an allem, was er zuvor gesagt hatte: „Da ist ein alter Schrubber aufgelaufen.“ Wohlgemerkt: Mit „Schrubber“ meint er das Opfer, das er an diesem Abend mit Tritten und Schlägen in Todesangst versetzt haben soll. Eine kurze Entgleisung – und dann hatte er sich wieder unter Kontrolle.

Der Angeklagte ist eloquent und plauderte ohne jede Scham über sexuelle Fantasien. Von gewalttätigen Neigungen oder dem Hang zu Fesselspielen könne hingegen keine Rede sein, allenfalls Outdoor-Sex würde ihm einen Kick verschaffen. Noch nicht mal der Sexualtherapeut, bei dem er sich als sogenannter KURS-Proband nach einer Verurteilung wegen sexueller Nötigung und seiner Haftentlassung in Behandlung hatte begeben müssen, sah die ernsthafte Gefahr eines Rückfalls. Allenfalls die Tatsache, dass noch eine in der Haft begonnene Beziehung gescheitert war, sei schwierig gewesen für den Angeklagten.

Der Therapeut sprach wohlwollend über den Mann, mit dem er daran gearbeitet habe, dass dieser Frauen nicht vorschreiben könne, was sie zu tun hätten. Vom Pippi-Langstrumpf-Syndrom war die Rede – und davon, dass der 54-Jährige sich die Welt schon mal so machen würde, wie sie ihm gefalle. Ob er das auch im Gerichtssaal tut und ob er versucht, diejenigen für sich einzunehmen, die über einen weiteren Haftaufenthalt und möglicherweise sogar eine erneute Sicherungsverwahrung zu entscheiden haben: Auf diese Frage wird das Gericht eine Antwort geben müssen.

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