Kommunalwahlen 2025 in Remscheid Oberbürgermeisterin? – „Die 80-Stunden-Woche hätte ich hingekriegt“

Remscheid · Blick zurück ohne Zorn. Vier Jahre nach der verlorenen OB-Wahl hat die CDU-Kandidatin Alexa Bell einen neuen Job angetreten und zudem zwei Studiengänge abgeschlossen. Ihrer Partei traut sie 2025 den Triumph bei der Kommunalwahl zu.

Alexa Bell beim Interview in den Räumen der Grunderschmiede.

Foto: Jürgen Moll

Als OB-Kandidatin der CDU stand sie 2020 für einige Monate ganz vorne auf der politischen Bühne in Remscheid. Nach der deutlichen Niederlage gegen Amtsinhaber Burkhard Mast-Weisz (SPD) verschwand Alexa Bell im September vor vier Jahren dann sehr schnell und mit einem Knall von der politischen Bildfläche. Am Tag nach der verlorenem Wahl informierte sie die Parteigremien, dass sie ihr Ratsmandat nicht antreten würde. Als Grund nannte sie damals, dass in der neuen Ratsfraktion wieder jene Menschen das Sagen haben würden, die im Wahlkampf Unterstützung für sie vermissen ließen. Wer das war, blieb zumindest öffentlich im Unklaren. Interviews gab sie danach keine mehr. Nur ihren Vertrauten erzählte sie auf Nachfrage gerne die ganze Geschichte. Namen nennt sie öffentlich aber weiterhin nicht. Schmutzige Wäsche waschen, das war und ist nicht ihr Ding.

Vier Jahre später und keine zwölf Monate vor der nächsten Kommunalwahl sitzt mir im Redaktionsgespräch eine zufriedene Frau gegenüber, die gleichwohl Lust hat, mal ein paar Dinge klarzustellen. „Ich wurde nicht abgesägt, bin kein Opfer“, sagt Alexa Bell. Schon lange vor der Wahlniederlage sei klar gewesen, dass sie im Falle einer Wahlniederlage einen neuen Kurs in ihrem Leben einschlagen wolle. Die Kündigung für ihren Job als Controllerin bei der Sparkasse Solingen hatte sie da bereits geschrieben. Nun schickte sie sie ab.

In der Folge beendete sie ihr Studium der Wirtschaftswissenschaften, das sie wegen Partei und Familie hatte ruhen lassen. Sie heuerte bei einer bundesweit agierenden Beratungsfirma für Finanzinstitute an, ist dafür in ganz Deutschland unterwegs. Und sie begann ein zweites Studium. In Merseburg in Sachsen-Anhalt begann sie berufsbegleitend das Studium der Sexologie. Ihr Arbeitgeber unterstützte sie dabei. Trotz der vier Tage Präsenzstudium pro Monat machte sie keine Stunde weniger im Job. Und blieb weiter aktiv in der CDU. In Remscheid vor allem in der Frauen-Union und im Stadtbezirk West. Auf Landesebene noch deutlich aktiver. In Zeiten, wo Fragen von sexueller Identität immer mehr in den Fokus auch der Politik geraten, kann sie ihre Expertise gut einbringen.

Am Abend der Kommunalwahl 2020 beantwortet Alexa Bell im Ratssaal Fragen von Journalisten. Hinter ihr hört Fraktionschef Jens Nettekoven zu.

Foto: Jürgen Moll

Aber sie praktiziert auch seit Kurzem. Am Holz in Hasten hat sie sich zum 1. August als Sexual-Beraterin mit einem kleinen Beratungsraum selbstständig gemacht. Das Thema habe sie schon länger gereizt, berichtet sie. Elf Jahre lang war sie wegen einer Schilddrüsen-Erkrankung in einer Krebs-Selbsthilfegruppe. Neben dem Tod sei Sexualität das größte Tabu-Thema in diesen Runden gewesen. Sie entschied sich für das Thema Sexualität. Kunden kommen aktuell vor allem über Empfehlungen von Bekannten zu ihr.

Mit dem Finanz-Job kollidiert diese Aufgabe nicht. „Es gibt ja auch noch Samstage“, sagt sie lachend. Viel zu arbeiten, das schrecke sie nicht – im Gegenteil. Die 80-Stunden-Woche einer Oberbürgermeisterin hätte sie nicht geschockt. „Klar hätte ich das hingekriegt“, sagt sie voller Überzeugung.

Das politische Geschehen in Remscheid verfolgt sie noch so gründlich wie in ihrer aktiveren Zeit. Morgens um 5 Uhr lese sie zuerst die beiden Remscheider Tages-Zeitungen, sagt sie. Viele Dinge, die ihr dabei begegnen, kommen ihr vertraut vor. Etwa die Probleme der Alleestraße, die schon Thema waren als sie noch Sprecherin der CDU in der Bezirksvertretung Alt-Remscheid war.

Im nächsten Jahr wird Alexa Bell 50 Jahre alt. Nicht nur sie, sondern auch die Remscheider CDU werde 2025 etwas zu feiern haben, sagt sie voller Überzeugung. „Bessere Voraussetzungen hatten wir noch nie“, sagt sie mit Blick auf die aktuellen Umfragewerte. „Ich hoffe und ich glaube auch, dass wir stärkste Fraktion und auch regierende Fraktion werden und auch den OB stellen“. Die Voraussetzungen seien optimal. „Wir haben gute Leute und werden auch einen guten Kandidaten stellen.“