Projekt in Remscheid #5630 – ohne Sponsoren keine Zukunft

Remscheid · Bis März geben Marcel Haupt und Jochen Peitz dem Jugendprojekt #5630 noch – wenn die Finanzierung für die Show der Remscheider Jugendlichen dann nicht steht, setzen sie #5630 nicht fort.

 Die Projektmacher Marcel Haupt (l.) und Jochen Peitz im neuen #5630-Ladenlokal im Allee-Center.

Die Projektmacher Marcel Haupt (l.) und Jochen Peitz im neuen #5630-Ladenlokal im Allee-Center.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Theodora hat Angst. Die junge Frau will nicht, dass ihr Leben in der Bedeutungslosigkeit versinkt. Das sagt sie klar und deutlich, pointiert und ernst – und dabei schaut sie in die Kamera. Eigentlich hatte Theodora über Wissenschaft und Physik sprechen sollen – ihre Steckenpferde. Aber dann saß sie bei Marcel Haupt und Jochen Peitz in der Blackbox im Allee-Center. Und eigentlich lag ihr etwas ganz anderes auf der Seele. Zukunft. Träume. Individualismus.

„Sie war kess, frech, ein bisschen rebellisch“, sagt Peitz und lacht. Genau das mache das Projekt #5630 aus: Die Jugendlichen entscheiden, was ihnen wichtig ist, was sie zu sagen haben. Konzepte werden geschrieben, Vorbereitungen akribisch getroffen. „Aber am Ende entscheiden die Jugendlichen“, sagt Marcel Haupt. Diese Erfahrungen haben die Projektmacher im vergangenen Jahr immer wieder gemacht: Sie öffneten die Blackbox für die Jugendlichen, die am Projekt teilnehmen, um sich vorzustellen. „Da flossen viele Tränen“, sagt Peitz, „weil die Teilnehmer einen Blick auf ihre Seelen freigaben.“ Es entstanden sechs Porträts, acht Filme für die große Show, für die das Projekt #5630 angetreten ist und dazu ein Kinotrailer und Teaser.

Hinter den kurzen, professionellen Videos stecken tagelange Dreharbeiten. Dieser Teil sei das Ermutigende an diesem Projekt, sagen beide. Jugendliche entfalten sich auf wundersame Weise. Sportler, Wissenschaftler, Musiker, Künstler. „Da sind klassische Streicher auf Tänzer getroffen“, sagt Peitz, „und alle haben davon profitiert.“ Da begegnen Promis den Remscheider Jugendlichen, um mit ihnen gemeinsam zu drehen. Da sprechen Schülerinnen ihre Poesie in die Kamera – und wer das Video heute in der Blackbox sieht, der wird berührt.

„Dafür sind wir angetreten“, sagen Marcel Haupt und Jochen Peitz. In Remscheid habe es einfach nicht genug Raum für junge Menschen gegeben, um ihre Großartigkeit auf die Bühne zu bringen. Das Image der Stadt sei schlecht, viele junge Menschen würden Remscheid nach ihrer Schulzeit schnell verlassen wollen. Deswegen habe ein ehrenamtliches Team das Projekt gegründet, um den Jugendlichen Wertschätzung entgegenzubringen und damit die Bindung an die eigene Stadt zu stärken.

„Es ging nie um Profit“, sagt Peitz, „sondern um Ehrenamt – aber bitte in der Champignons League.“ Deswegen konzipierten die Projektmacher eine Multimedia-Show, die rund 100.000 Euro kostet. Die Videos der Jugendlichen sollen auf Aktionen treffen, professionelle Lichttechnik auf unglaubliche Effekte. Warum so groß? „Warum nicht“, sagt Peitz, „genau das haben die Jugendlichen verdient.“ Das sahen auch Juroren und Entscheider überregionaler Förderprojekte so und sagten den Projektmachern finanzielle Unterstützung zu. „Aber uns fehlen die Sponsoren aus der Stadt“, sagt Peitz – und dabei klingt Frust mit.

Sie hätten Klinken geputzt, das Projekt immer wieder erklärt und gezeigt. Aber am Ende reichte das Geld nicht – erst recht nicht, als ein Sponsor kurzfristig den Vertrag kündigte. Die Show, die eigentlich Ende dieses Jahr hatte stattfinden sollen, musste abgesagt werden. „Das Projekt will nach wie vor auf die Bühne“, sagt Peitz, „aber wenn die Finanzierung bis März nicht steht, dann werden wir #5630 einstampfen.“

Er ist wütend und traurig. Und inzwischen sind die Ehrenamtlichen auch erschöpft – weil sie viele Stunden investiert haben, die Absage beinahe ihren eigenen finanziellen Ruin bedeutet hätte. Bis März wollen sie nun noch etwas lauter trommeln, noch etwas vehementer um Spenden bitten – um kleine und große. 30.000 Euro müssen sie zu zusammenbekommen. Und sie machen die Erfahrung, dass Begegnungen im neuen Ladenlokal helfen.

Wenn das klappt, dann wollen sie weitermachen: Dann soll es eine Ausstellung geben mit Bildern und Videos, die auch einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen. Es soll ein Buch entstehen, in dem die Jugendlichen ihre Geschichten erzählen. Weitere Workshops sind geplant, in denen Profis den Jugendlichen unter die Arme greifen – vom Thema Bühnenpräsenz bis zum Bewerbungstraining.

„Und unsere Show ist durchaus geeignet für eine Tour“, sagt Haupt. Dann könnten die Remscheider Jugendlichen auch über die eigenen Stadtgrenzen hinaus zeigen, was sie können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort