Remscheider vor Gericht 25-Jähriger hat mit Berufung Erfolg
Remscheid/Wuppertal · Der Remscheider hatte sich wegen Körperverletzung und versuchter Nötigung zu verantworten.
Wegen Körperverletzung und versuchter Nötigung hatte sich ein 25-jähriger Remscheider vor dem Wuppertaler Landgericht zu verantworten. Im Mai war der Angeklagte zu einem Jahr Haft verurteilt worden, dagegen war der junge Mann in Berufung gegangen. Die wurde nun verhandelt und die Kammer hatte eine zentrale Frage zu klären: Ist die Sozialprognose positiv und kann die Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden? Oder drohen in der Bewährungszeit weitere Straftaten?
Das Misstrauen schien durchaus angebracht zu sein, hatte der Angeklagte doch schon so einiges auf dem Kerbholz. Diverse Diebstähle und Drogenbesitz als Jugendsünden – und dann war vor fünf Jahren noch eine Sexualstraftat hinzugekommen. Der Rest der dafür verhängten Jugendstrafe war gerade zur Bewährung ausgesetzt worden, als der Angeklagte versuchte, seine Ex-Freundin in einem Internet-Chat zum Sex zu nötigen. Andernfalls werde er Nacktbilder von ihr veröffentlichen. Die junge Frau war darauf nicht eingegangen und hatte den Chatverlauf der Betreuerin eines Mutter-Kind-Hauses gezeigt, in dem sie damals mit ihrem Kind untergekommen war.
Eine weitere Bekannte des Angeklagten hatte aus Angst vor dessen angedrohtem Besuch zwei Nächte bei ihren Eltern geschlafen. Der 25-Jährige hatte der Frau angedroht, bei ihr vorbeikommen zu wollen, wenn sie ihm keine freizügigen Bilder schicken würde.
Einer dritten Frau hatte der Remscheider damit gedroht, dafür zu sorgen, das sie beim Jugendrotkreuz rausgeworfen werde, wenn sie ihm nicht Fotos mit entkleidetem Oberkörper per WhatsApp zukommen lasse. Sein Onkel sei dort in einer leitenden Stellung tätig und werde für den Rauswurf sorgen – in Panik hatte die Frau sich beim Verein danach erkundigt, ob eine Beschwerde gegen sie vorliegen würde.
Zu guter Letzt hatte der Angeklagte noch einem Busfahrer ins Gesicht geschlagen, weil der zu stark gebremst haben soll. Dabei soll die Mutter des 25-Jährigen mit dem Kopf gegen die Scheibe gestoßen sein, woraufhin der den Busfahrer noch beleidigt haben soll. Der Fahrer hatte die Tour verletzt abbrechen müssen – bei ihm hat sich der Angeklagte entschuldigt. Auch den drei Frauen hat er eine Entschuldigung angeboten.
Aufgrund der Sexualstraftat befindet sich der Remscheider bereits im KURS-Programm, mittels dessen auf Bewährung entlassene Sexualstraftäter nicht nur unter Führungsaufsicht stehen, sondern auch konsequent überwacht werden. Vor diesem Hintergrund wurde nun vom Berufungsrichter auch die wegen versuchter Nötigung und Körperverletzung verhängte Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt.
Der Angeklagte war in der Kindheit selbst zum Opfer sexueller Übergriffe des eigenen Vaters geworden – dem Mann wurde nun auferlegt, das erlittene Trauma therapeutisch aufzuarbeiten.