Interview Daniel Cardenas Salsa kann man bis ins hohe Alter lernen

LENNEP · Daniel Cardenas bietet Kurse in kubanischer Salsa an. In seiner Heimat gehört der Tanz zur Allgemeinbildung.

 Daniel Cardenas will Samba auch in Remscheid etablieren. 

Daniel Cardenas will Samba auch in Remscheid etablieren. 

Foto: Daniel Cardenas

Daniel Cardenas ist gebürtiger Kubaner und vor 18 Jahren der Liebe wegen nach Deutschland gekommen. Ein Stückchen kubanische Heimat behält er sich durchs Tanzen. In Remscheid bietet Cardenas ab Mai Kurse in kubanischer Salsa an. Mit uns hat er im Interview über die Besonderheiten der Stilrichtung gesprochen und worauf es ankommt.

Wie lange tanzen Sie schon Salsa?

Cardenas Ich fing ungefähr im Alter von sieben Jahren an, Salsa zu tanzen. Meine Cousins und älteren Brüder brachten mir die Grundschritte bei. Nach einer Weile wollte ich aber mehr können als nur die Grundschritte und weil weder meine Brüder noch meine Cousins mir helfen wollten, verlor ich ein wenig die Lust. Als meine Mutter das merkte, übte sie fortan mit mir, denn ihrer Meinung nach gehörte es für einen Kubaner einfach dazu, Salsa tanzen zu können.

Gehört Salsa zu einer guten allgemeinen Bildung in Kuba dazu?

Cardenas Ja, das könnte man so sagen. Das ist Tradition. Normalerweise kam meine ganze Familie immer sonntags zusammen, um zu tanzen. Schon als kleiner Junge bin ich damit aufgewachsen und hab den Rhythmus aufgesogen. Da ich der jüngste meiner Geschwister bin, konnten meine Brüder viel besser tanzen und zeigten mir immer ihre neuen Figuren. Mit der Zeit entstand ein gesunder Konkurrenzkampf, in dem wir uns gegenseitig immer angestachelt haben, um zu beweisen, wer denn nun besser tanzt.

Und wie kam es dazu, dass Sie Salsa-Lehrer geworden sind?

Cardenas Auf Kuba war ich eigentlich Judo-Lehrer. Ich habe Sportwissenschaften mit der Ausrichtung Judo studiert. Aber zu dieser Zeit musste man innerhalb des Studiengangs alle Sportarten mal mitmachen. Das Tanzen und Salsa gehörten auch dazu. Auf Kuba habe ich nur für einen Monat unterrichtet. Richtig als Salsa-Lehrer habe ich eigentlich erst 2004 in Deutschland, in einer Tanzschule in Köln, angefangen. Bis 2009 habe ich zweimal die Woche Unterricht gegeben. Danach musste ich eine Zeit aussetzen, weil ich einen Job annahm, mit dem es zeitlich nicht mehr mit dem Unterrichten passte. Erst vor einem Jahr habe ich die Lehrtätigkeit an derselben Schule wiederaufgenommen.

Ab dem kommenden Mai werden Sie auch in Remscheid Salsa-Unterricht anbieten. Gibt es noch weitere Standorte?

Cardenas Richtig. Im Mai starten wir mit einem Anfänger-Kursus und wenn es gut ankommt, würden wir gerne nach den Sommerferien die Fortgeschrittenen weiterführen und einen weiteren Anfänger-Kursus anbieten. Vorher bieten wir aber noch einen kostenlosen Schnupper-Workshop Ende des Monats an. Und nein, bislang habe ich nur in Köln unterrichtet.

Und wie kamen Sie auf Remscheid als neue Lehrstätte?

Cardenas Das kam durch Sandra López Bravo zustande. Ich lernte sie kennen und sie fragte mich, ob ich nicht in ihrer Heimatstadt unterrichten könnte. Sie hatte schon früher Salsa getanzt und wollte wieder damit anfangen, aber regelmäßig für eine Tanzstunde nach Köln zu fahren, konnte sie nicht aufbringen. Also war die Idee, mich herzuholen und das Ganze für ein breiteres Publikum anzubieten. Ich sagte zu. Mal gucken, was passiert.

Remscheid ist nicht gerade als Salsa-Hochburg bekannt. Was erwarten Sie?

Cardenas Ehrlicherweise war ich deswegen zu Beginn auch ein wenig besorgt, denn ich weiß zum Beispiel, dass sich in Wuppertal viele Salsa-Tänzer treffen, die wirklich sehr gut tanzen. Auch in Essen. Remscheid kennt man als auswärtiger Salsa-Tänzer eigentlich nicht. Aber es ist ja auch eine schöne Herausforderung in einer Stadt, in der dieser Tanzstil vielleicht noch nicht so bekannt ist, eine eigene Gruppe aufzubauen.

In Remscheid werden Sie „Salsa Cubana“ unterrichten. Was ist das Besondere an diesem Tanzstil?

Cardenas Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Salsa: jene, die in Linie getanzt wird (New York oder Puerto Rican Style) und die Salsa Cubana (Cuban Style), die im Kreis getanzt wird. Die Salsa in Linie ist hier am bekanntesten, weil man diese auch bei Wettbewerben tanzt. Wir Kubaner sagen immer, dass wir tanzen, um Spaß zu haben, nicht damit man uns zuschaut.

Aber sind die Grundschritte der Stile gleich? Also kann jemand, der in der Tanzschule den Linien-Stil gelernt hat, auch bei Ihnen mitmachen?

Cardenas Naja, es gibt schon minimale Unterschiede in den Grundschritten, aber es dürfte kein Problem sein. Es ist zwar immer etwas schwieriger, Schritte zu korrigieren, als neu zu lernen, aber da es ein Anfängerkursus ist, kann jeder, der Interesse daran hat und bereit ist, neue Schritte zu lernen, mitmachen.

Wer ist die Zielgruppe?

Cardenas Jeder, der Lust hat zu tanzen. Es gibt keine Altersbeschränkung. Salsa kann man auch noch bis ins hohe Alter lernen. Der Kursus steht allen offen. Ich habe schon Kinder und Jugendliche unterrichtet und ältere. Jeder kann mitmachen.

Ein allgemeines Vorurteil ist es, dass viele deutsche Männer sich tänzerisch nicht mit einer angeborenen Gewandtheit bewegen, wie etwa Kubaner. Bedeutet das eine zusätzliche Herausforderung für Sie als Tanzlehrer?

Cardenas Das stimmt. Es ist schon schwierig. Für die Männer ist es grundsätzlich etwas komplizierter als für die Frauen. Ich denke, das liegt daran, dass der Mann die Frau führen muss und es ein gewisses Vorausdenken erfordert. Man muss also nicht nur die jetzigen Schritte im Auge behalten, sondern auch schon die nächste Figur oder Drehung im Kopf haben, um seine Tanzpartnerin an die richtige Stelle und Position zu führen. Deswegen melden sich in der Regel mehr Frauen zu einem Salsa-Kursus an, als Männer. Aber es gibt auch sehr gute deutsche Salsa-Tänzer und man sollte sich von der Herausforderung nicht entmutigen lassen.

Sollten sich eher Paare zum Kurs anmelden?

Cardenas Im Idealfall bringt jeder schon seinen Partner mit, aber das kann man als Tanzlehrer nicht erwarten. Wir werden schon schauen, wie wir das am besten organisieren. Am besten melden sich noch einige Männer an.

Langfristig geplant, würden Sie in Remscheid gerne eine „Rueda de Casino“ etablieren. Was genau ist das und wie funktioniert es?

Cardenas Eine Rueda de Casino ist eine Choreografie, die von mehreren, fünf bis zehn Paaren in einer Gruppe im Kreis getanzt wird. Einer gibt Kommandos über die nächsten Figuren und die Paare wechseln darauf innerhalb des Kreises ihre Position mit denselben Schritten. Das sieht nicht nur toll aus, das macht auch richtig viel Spaß.

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