Remscheid Raum für muslimisches Bestattungsritual

Remscheid · Auf Wunsch von Migranten bietet ein Lenneper Bestatter jetzt die Möglichkeit für rituelle Waschungen Verstorbener.

Für Muslime in Remscheid ist es künftig leichter, einen Verstorbenen der Religion gemäß zu beerdigen. Sie können die rituelle Waschung, die unverzichtbarer Bestandteil des Bestattungsrituals ist, in einem Lenneper Beerdigungsinstitut vornehmen lassen. Heute informiert die Stadtverwaltung die Mitglieder des Integrationsrates über diese neue Möglichkeit.

In dem Gremium haben Mitglieder muslimischen Glaubens den Wunsch an die Stadt herangetragen, dass Leichname hier waschen zu können. Bisher sei das nur in einem Raum des Sana-Klinikums und nur für dort Verstorbene möglich, teilte Stadtsprecherin Viola Juric auf Nachfrage mit. Diejenigen, die woanders verstarben, ließen die Angehörigen bis nach Köln und andere große Städte fahren, wo es die entsprechenden Einrichtungen bereits seit Längerem gebe.

"Wir haben ein Beerdigungsinstitut gefunden, das bereit ist, ein solches Angebot zu unterbreiten", sagt Dezernentin Barbara Reul-Nocke. Die Langhals & Koll GmbH, Im Alten Berge 5, verfüge über die entsprechende Ausstattung.

Um den Service anzubieten, hat Geschäftsführer Uwe Langhals einen Teil seines Unternehmens ausbauen lassen und die entsprechende Ausrüstung angeschafft. "Wir haben jetzt einen Bereich mit einem Trauer- und einem Aufbahrungsraum sowie einen Bereich mit einem Hygiene- und einem Kühlraum", sagt er. Ab Ende August soll das Angebot von den muslimischen Mitbürgern genutzt werden können, die Waschungen sollen nach jetzigem Stand nicht von den Mitarbeitern des Bestattungsinstituts durchgeführt werden. Der Tote wird in der Regel von Verwandten desselben Geschlechts gewaschen.

Die Vorsitzende des Integrationsrates, Erden Ankay-Nachtwein, begrüßt das Angebot. "Bislang musste die muslimische Bevölkerung immer nach Bestattungsinstituten suchen, die solch eine Waschung vornehmen, und zum Beispiel nach Duisburg fahren", sagt sie. Dass eine rituelle Waschung demnächst auch bei einem Bestatter in Remscheid angeboten und durchgeführt werden kann, sei eine "Riesenerleichterung".

Ob durch die rituellen Waschungen vor Ort allerdings auch mehr muslimische Menschen in Remscheid beerdigt werden, bleibt nach Ansicht von Ankay-Nachtwein abzuwarten. "Viele lassen ihre Verstorbenen lieber aus Verbundenheit zu ihrer Heimat nach wie vor in Herkunftsländern wie der Türkei bestatten", sagt sie. Für Muslime, die in Remscheid bestattet werden sollen, steht ein muslimisches Gräberfeld auf dem Friedhof Bliedinghausen zur Verfügung.

Für eine rituelle Waschung wird der Leichnam zunächst entkleidet und mit einer Sutra, einem undurchsichtigen Tuch, bedeckt. Dann werden Beine und Genitalbereich gewaschen, anschließend beginnt die sogenannte rituelle Gebetswaschung: Dabei werden unter anderem die Hände bis zum Ellbogen, das Gesicht sowie Füße gewaschen. Mund und Nase werden mit befeuchteter Watte gesäubert. Danach werden Rücken und Po gereinigt. Zum Abschluss wird der Leichnam in Leichentücher gewickelt. Ein Imam kann während der Waschung Gebete sprechen, Angehörige dürfen beim Ritual anwesend sein.

(RP)
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