Beatrice Schlieper "Radwege machen die Stadt attraktiver"

Remscheid · Die Fraktionsvorsitzende der Grünen vermisst bei der Stadt den Willen, neue Wege bei der Verkehrsplanung einzuschlagen.

 Bahn frei für Radfahrer - Beatrice Schlieper im Gespräch mit BM-Redakteur Henning Röser.

Bahn frei für Radfahrer - Beatrice Schlieper im Gespräch mit BM-Redakteur Henning Röser.

Foto: Jürgen Moll

Frau Schlieper, ist Remscheid eine Fahrradstadt?

Schlieper Die Möglichkeiten sind da. Wir müssen heute auf die Topographie nicht mehr so viel Rücksicht nehmen, es gibt tolle Gangschaltungen an den Rädern oder Pedelecs mit Elektromotor-Unterstützung. Das Eintreten für den Radverkehr hat bei den Remscheider Grünen schon eine lange Tradition. Und es ist auch immer schon belächelt worden. Mal mehr, mal weniger.

Das schreckt Sie aber nicht?

Schlieper Überhaupt nicht, das Thema hat sicher zwischendrin auch mal geruht bei uns, aber vor dem Hintergrund, dass man unsere Hügel jetzt wesentlich leichter überwinden kann, bekommt es wieder Aktualität. Wir haben jetzt den Trassenverbund, der ist auch für Familienausflüge interessant. Die Lücken dazwischen sollten aber geschlossen werden.

Welche Veränderungen wünschen die Grünen sich konkret?

Schlieper Etwa, dass da, wo die Verbindung zwischen zwei Trassenabschnitten über eine Straße führt, diese besser gesichert wird. Oder dass wir Lösungen finden für Menschen, die von Lennep in die Innenstadt radeln wollen. Ferner wollen wir die Verlängerung der Balkantrasse und Radschnellwege vorantreiben. Wir brauchen sowohl Radstationen als auch Ausleihräder und -pedelecs.

Wo sollen den die Radwege entstehen? Auf der Straße, neben der Straße?

Schlieper Da, wo es sich machen lässt. Es gibt verschiedene Lösungen. Auf der Straße nach Lennep existiert ja bereits ein Stück Radweg neben der Straße. Das ist alles eine Frage der Planung. Man muss es als Stadt nur wollen. Damit könnte man Remscheid attraktiver machen.

Nun haben die Grünen der Stadt zuletzt ein Armutszeugnis ausgestellt beim Thema Radplanung. Macht die Stadt zu wenig?

Schlieper Wir haben die Stadt mehrfach gebeten, der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte in NRW beizutreten.

Aber es kam nichts?

Schlieper Zuerst nicht oder alles wurde negativ dargestellt. Die Stadt sah nur die 2500 Euro, die der Beitritt kosten würde, aber nicht die Chancen, die eine Mitgliedschaft bedeutet. So gibt es die Chance auf Fördergelder. In der Zwischenzeit hat die Verwaltung geantwortet. Das Problem besteht darin, dass in Remscheid die Voraussetzungen für eine Förderung momentan nicht gegeben sind. Ich frage mich: Warum stellen die drei bergischen Städte nicht ein gemeinsames Mobilitätskonzept auf?

Sie fordern eine Verkehrswende in Remscheid. Was heißt das?

Schlieper Ganz knapp gesagt, dass alles ausgeschöpft wird, etwa um die E-Mobilität voranzutreiben. Das kann aber genauso bedeuten, dass wir endlich bessere Zuganbindungen an die Großstädte bekommen. Das kann der Rat leider nicht alleine entscheiden, aber da müssen wir immer wieder Druck beim Land machen, ebenso bei der DB, dem VRR und dem VRS.

Aber wir haben doch Remscheider Landtagsabgeordnete der Grünen und der SPD in Düsseldorf. Dringen die bei der rot-grünen Landesregierung nicht durch?

Schlieper Diesen Eindruck habe ich. Das gibt es eine gewisse Hartleibigkeit. Wir müssen da einfach am Ball bleiben. Bis wir den ersten Radweg hatten, hat es auch lange gedauert. Jetzt reden wir über mögliche Mobilitätskonzepte. Dass wir allerdings in Remscheid das Radfahren auf der Allee ablehnen, die CDU nun aber die Öffnung der Alleestraße für Autos fordert, ist ein Schildbürgerstreich.

Wie passt da das DOC ins Bild?

Schlieper Da kann man sicher auch in Sachen E-Mobilität etwas machen. Die Menschen werden umweltbewusster. Besucher, die mit dem Elektroauto oder dem Pedelec anfahren, sollen Ladestationen vorfinden. Das ist geplant. Wir müssen darauf vorbereitet sein. Es gibt genügend Elektroautos.

Was kann die Stadt noch tun, um die E-Mobilität zu steigern? Die Autos sind noch sehr teuer.

Schlieper Die Stadt kann zum Beispiel bei den Autos für die Mitarbeiter, die viel im Stadtgebiet unterwegs sind, auf E-Mobilität umsteigen. Auch erdgasbetriebene Fahrzeuge könnten eine Alternative sein. Da würde ich mir mehr Engagement wünschen. Die Stadt blockt bei unseren Nachfragen da oft ab. Das Thema zu vernachlässigen können wir uns mit Blick auf den Klimaschutz und auch auf den Tourismus aber nicht leisten. Tourismus ist für Remscheid ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass wir auch an bestimmten Stellen im Wald eine Fahrradladestation aufstellen. Mir fehlt die Bereitschaft der Stadt, mit einer verlässlichen Ernsthaftigkeit über das Thema zu reden.

Wie sieht es mit dem ÖPNV in Remscheid aus? Sind Sie zufrieden?

Schlieper Ich bin ganz ehrlich. Ich benutze die Busse in der Stadt kaum. Einfach, weil mein Stundenplan dann aus den Takt käme. Das geht manch Anderem sicher auch so. Ich würde einfach zu viel Zeit mit Warten verbringen. Generell ist unser ÖPNV aber nicht schlecht, was die Anbindungen angeht. Das größere Problem sehe ich aktuell in den Kurzstrecken, wo es auf bestimmten Buslinien unterschiedliche Regeln für Hin- und Rückfahrt gibt. Das sollte man ändern.

Aber die SPD wollte sich doch für eine Remscheider Lösung einsetzen?

Schlieper Aktuell gibt es sie jedenfalls noch nicht.

Wäre eine Remscheider Insellösung im VRR denn überhaupt erlaubt?

Schlieper Man es kann es ja zumindest mal versuchen und dann warten, ob ein Einspruch kommt.

Haben Sie noch einen Wunsch an Stadtwerke-Chef Thomas Hoffmann?

Schlieper (denkt kurz nach) Ein Blockheizkraftwerk für das DOC, das wäre fantastisch.

HENNING RÖSER FÜHRTE DAS INTERVIEW

(RP)
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