Prozess am Landgericht wegen versuchten Totschlags Versuchter Totschlag: Angeklagte werden kleinlaut

Remscheid/Wuppertal · Früher sei mit der Faust zugeschlagen worden, und wenn einer am Boden gelegen habe, sei Schluss gewesen. Heute gehe es weiter – und er könne gut verstehen, dass man sich bedroht fühlen würde.

 Das Landgericht in Wuppertal.

Das Landgericht in Wuppertal.

Foto: dpa/Bernd Thissen

(mag) Früher sei mit der Faust zugeschlagen worden, und wenn einer am Boden gelegen habe, sei Schluss gewesen. Heute gehe es weiter – und er könne gut verstehen, dass man sich bedroht fühlen würde. Zu hören waren diese Sätze auf dem Flur des Wuppetaler Landgerichts – von einem der Polizeibeamten, die im Umfeld des versuchten Totschlags an der Bismarckstraße in Remscheid ermittelt hatten. Am Ende hatte das Opfer sein eigenes Messer im Rücken und der Täter weinte auf der Polizeiwache bittere Tränen.

Von der zuvor zur Schau gestellten Grossmäuligkeit scheint nichts mehr übrig geblieben zu sein – auch nicht bei den drei Mitangeklagten, die alle nicht mehr so genau zu wissen scheinen, warum ein 26-Jähriger Mann an diesem Abend zu einem Zufallsopfer geworden war. Einer soll ihn angerempelt haben, der nächste schlug mit dem Schlagstock zu, und am Ende wusste offenbar niemand mehr so ganz genau, wessen Fäuste und Füße noch im Spiel waren.

Soll man anfangs in WhatsApp-Gruppen noch habe lesen können, sie hätten jemanden abgestochen, so soll es dort bald darauf kleinlaut geworden sein. Vor Gericht wird nun von den Angeklagten beklagt, dass man ihre Handys nicht hätte auslesen dürfen. Drogenhandel, Verstöße gegen das Waffengesetz und ein kinderpornografisches Foto: All das hätte man dann nicht gefunden – und die darauf folgenden Anzeigen würde es nicht geben.

Derweilen weiß man als Prozessbeteiligter nach diesem vierten Verhandlungstag: Es gab ein weiteres Zufallsopfer, das die Angeklagten aus einer Laune heraus angegriffen haben sollen. Der 37-Jährige wollte durch das Allee-Center zur Bushaltestelle gehen, als einer der vier Angeklagten ihn angesprungen und gefragt haben soll, ob er was zu ballern haben wolle. Nachdem er den Jugendlichen weggeschubst habe, hätten plötzlich fünf Leute um ihn herum gestanden. Der 17-Jährige, der ihn anfangs angesprungen haben soll, habe einen Schraubenzieher in der Hand gehalten. „Drei Stiche hier, drei Stiche dort“, schilderte der Zeuge den Überfall, an dessen Ende er mit Stichwunden im Hals und in den Armen im Krankenhaus gelandet sei.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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