Remscheid Postboten überwinden Angst vor Hunden

Remscheid · Auszubildende lernten den richtigen Umgang mit Vierbeinern bei einer praxisnahen Schulung.

 Michael Pfaff zeigte Post-Azubi Florian Küchelmann und seinen Kollegen, wie man die Körpersprache des Hundes liest. Trainingshund Bakuma, ein Malinois, beißt hier eher spielerisch in ein Kaukissen.

Michael Pfaff zeigte Post-Azubi Florian Küchelmann und seinen Kollegen, wie man die Körpersprache des Hundes liest. Trainingshund Bakuma, ein Malinois, beißt hier eher spielerisch in ein Kaukissen.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Der 20-jährige Florian Küchelmann aus Remscheid-Hasten hängt an einem Hund. Oder ist es andersrum? Der junge Mann ist Auszubildender zum Postzusteller und gerade mit 24 Mit-Azubis bei einer Schulung auf dem Parkplatz der Deutschen Post AG in Wuppertal. Ein Hund hat sich in ein Kaukissen verbissen und zerrt mit Wonne mit Küchelmann um die Wette daran.

Das Thema der Fortbildung: Wie geht man als Postbote richtig mit fremden Hunden um? Für diese Schulung sind Monika und Michael Pfaff, Hundetrainer, Gutachter und Sachverständige aus Unna, nach Wuppertal gekommen. Mitgebracht haben sie Kuba und Bakuma, zwei Hunde der Rasse Malinois, einer Varietät des Belgischen Schäferhunds. Denn nur in der Theorie, diese wurde am Vormittag behandelt, kann man sich dem Thema schwer nähern.

Dabei ist es ein weit verbreiteter Irrtum, dass sich Hund und Postbote per se spinnefeind sind. Das sagt auch Dieter Pietruck von der Pressestelle Mitte der Deutschen Post: "Jeden Tag sind für die Post 80 000 Briefzusteller und 20 000 Paketzusteller deutschlandweit im Einsatz. Hundevorfälle gibt es deutschlandweit allerdings pro Jahr lediglich 1700 Fälle. Die Quote liegt damit im Promillebereich." Und an die Azubis gewandt, fährt er fort: "Der Hund ist nicht der Feind des Postboten. Er ist sein Freund."

Allerdings sollte man schon wissen, wie man sich einem fremden Hund gegenüber verhält. Das zu erklären ist Michael Pfaff verantwortlich, während seine Frau sich um die beiden Hunde kümmert: "Das Wichtigste, wenn ihr einem fremden Hund gegenübersteht, ist, dass ihr die Körpersprache des Hundes lest. Damit meine ich: Ihr müsst feststellen, in welcher Gefühlslage sich der Hund befindet - ist er aggressiv, erregt, friedlich oder aufmerksam", sagt der Hundetrainer, und fährt fort: "Tatsächlich gibt es nur sehr wenige Hunde, die wirklich beißen wollen." Grundsätzlich sei es wichtig, die Ruhe zu bewahren, keine hektischen Bewegungen zu machen und den Blickkontakt mit einem offensichtlich erregten Tier zu vermeiden.

Dann kommt Bakuma, die zweijährige Malinois-Hündin, sie bellt laut und fixiert ihr Gegenüber. Klarer Fall: Die Hündin ist erregt. Zusammen mit Hundetrainer Michael Pfaff versucht einer der Azubis nun, die Lage zu deeskalieren. Denn genau darum gehe es, sagt Pfaff: um Deeskalation. "Wie kriegt man den Stress aus der Situation? Distanzieren, Blickkontakt meiden, beruhigende Worte langsam aussprechen, keine Hektik zeigen", sagt Pfaff.

Florian Küchelmann findet die Fortbildung sehr gut, denn er begegnet auf seinen täglichen Touren, die auch die Azubis schon mitmachen, immer wieder fremden Hunden. "Die wollten aber bis jetzt immer nur gestreichelt werden, schlechte Erfahrungen habe ich noch nie gemacht", sagt der Hastener. Er selbst hat keinen eigenen Hund, möchte sich aber später einmal einen anschaffen. Durch die Fortbildung würden die Azubis lernen, wie man mit fremden Hunden umzugehen hat, sagt Küchelmann.

Wie gut und wichtig das ist, bestätigt eine weitere Zahl von Dieter Pietruck: "Seit wir diese Schulungen machen, haben wir die Zahl der Hundevorfälle halbiert", sagt der Pressesprecher.

(RP)
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