Remscheid Piet Klocke - halbe Sachen, volle Begeisterung

Remscheid · Jahrelang hatte das Katt-Team auf Piet Klocke gewartet. Und das Publikum offenbar auch, denn in der kleinen Halle war kein Platz mehr auszumachen. Klocke ist ja bekanntlich "der Meister der Halbsätze". Aufgeregt, manchmal stotternd und auf jeden Fall aufgedreht wirft er dem Publikum einen unfertigen Satz hin. Ganz nach dem Motto "sollen die sich doch den Rest denken". Doch geht das überhaupt? Mit halben Sachen, mit Andeutungen, ein ganzes Programm zu gestalten?

 Der Meister der Halbsätze: Piet Klocke sorgte für eine ausverkaufte Kattwinkelsche Fabrik.

Der Meister der Halbsätze: Piet Klocke sorgte für eine ausverkaufte Kattwinkelsche Fabrik.

Foto: Angelika Barth

Besucher Ralf Meyfeld aus Odenthal hatte die Karten als Geschenk bekommen und war vor Beginn skeptisch. "Kleine Auftritte im Fernsehen sind ja bekannt. Ich lasse mich überraschen." Doch es funktionierte gut. Das Publikum hatte seinen Spaß. Schon die Bühnenpräsenz war sehenswert: In einem großkarierten, schlecht sitzenden Anzug mit einer völlig unpassend gepunkteten Krawatte kam Klocke auf die Bühne. Ein fast zwei Meter großer rothaariger Wirrkopf.

Er spielte die Figur eines Seminarleiters im "Institut Wünschelrute", der das Publikum als Teilnehmer begrüßte. Der Kursus heißt "warum kann...?" Und dann kommen die Halbsätze "Wie kann Musik...?" Oder "Wie wirkt sich Einfluss aus...?" Das Publikum muss ihn einfach immer wieder mit Applaus unterbrechen. Diese Unterbrechungen werden dann jeweils mit seinen bekannten Sprüchen garniert: "Bitte, kann man denn hier mal eine Sache..." oder der berühmteste Satz: "...... das geht alles von Ihrer Zeit ab". Während er auf seine Kollegin wartete, gab er einen kleinen Einblick in sein Leben. Er ist drei Monate bei Siemens der Arbeit nachgelaufen und hat dort als "Halbleiter" gearbeitet. Oder er hielt einen Vortrag vor Bankangestellten mit dem schönen Titel "Wenn Geld alles ist, was ist dann nichts?"

Ja, das Leben ist eine Zumutung, aber muss ja. So lautet der Titel des Programms. Informierte Zuschauer bemerkten, dass dieses Programm so ganz aktuell nicht ist. Vor Jahren war Klocke damit schon unterwegs und in der Region trat er in der Klosterkirche in Lennep auf.

Bei diesem Programm darf auch Simone Sonnenschein in der Figur der Angelika Kleinknecht nicht fehlen. Sie kommt als verstörtes und schüchternes Mädchen auf die Bühne und ist eine begnadete Saxofonistin. Allein diese musikalischen Passagen mit funkiger Jazzmusik sind hörenswerte Kleinode. Klocke lieferte dazu auf einem winzigen Keyboard die passende Begleitung. "Ob der privat auch so chaotisch ist?", fragten sich zwei Freundinnen in der Pause. Sie waren sich einig: "Den möchte ich nicht zu Hause haben." Muss ja auch nicht sein. Aber so alle paar Jahre darf er nach sicher Wermelskirchen kommen, um seine chaotischen Späße zu machen.

(RP/ac)
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