Remscheid Paten für Kinder psychisch erkrankter Eltern gesucht

Remscheid · Kinder und Jugendliche brauchen ein stabiles Umfeld. Leidet ein Elternteil an einer psychischen Erkrankung wie Depressionen, Psychose oder Angstzuständen, fehlen die festen Strukturen. Früh schlüpfen die Kinder dann in die Rolle des Erwachsenen, organisieren den Alltag, vernachlässigen Schule und Freunde. Die Patenschaft für Kinder psychisch kranker Eltern der Psychologischen Beratungsstelle knüpft bei diesem Problem an.

Seit zwei Jahren gibt es das Patenprojekt, bei dem ein Ehrenamtlicher einmal pro Woche einem betroffenen Kind oder Jugendlichen Zeit schenkt, zuhört oder Interessen fördert. "Viele Freizeitaktivitäten für Kinder fallen weg, etwa wegen Klinikaufenthalten der Eltern", erklärt Gabriele Koch, Leiterin der Psychologischen Beratungsstelle. Viel mehr als die fachliche Unterstützung benötigten die Kinder Hilfe für Alltagssituationen.

Die Patenarbeit setzt das Einverständnis der Eltern voraus, erfolgt in enger Zusammenarbeit mit ihnen. Die ersten Treffen finden im Spielzimmer der Beratungsstelle mit Eltern, Kind und Paten statt. Koordinatorin Ursula Roth ist ebenfalls dabei. "Inzwischen nehmen aber fast alle Paten ihre Kinder mit nach Hause, kochen zum Beispiel zusammen", merkt die ehemalige Kita-Leiterin an, die ihre pädagogische Erfahrung einbringt.

Einem Paten sei das Kind so ans Herz gewachsen, dass er sich ein Leben ohne es nicht mehr vorstellen könnte. Das Vertrauen reife über die Zeit. Paten bräuchten also Geduld und Ausdauer, ergänzt Gabriele Koch. "Wichtig ist die Liebe zum Kind und die Verlässlichkeit. Alles andere wird sich entwickeln", betont Roth.

Eine fachliche Qualifizierung bereitet die Freiwilligen auf die Aufgabe vor. Wissen zur rechtlichen Grundlage, Hintergründe zu den Erkrankungen und deren Auswirkungen auf die Kinder werden vermittelt. Regelmäßige Patentreffen, Superversionen und gemeinsame Gruppenaktivitäten von Paten und Kindern gehören ebenfalls zum Projekt.

Aktuell gibt es zwölf Paten. Der Bedarf ist allerdings größer, mindestens für zehn Kinder, sagt Diplompsychologe Thomas Friedrich-Hett. Er betreut die Eltern im Rahmen der Familienberatung der Beratungsstelle. Laut einer Studie haben acht Prozent der Kinder Erfahrung mit psychisch erkrankten Eltern, was ein Risiko für die Kinderpsyche berge und sich ohne Hilfe bis hin zur Kriminalität entwickeln könne, berichtet Friedrich-Hett. Das Thema psychische Erkrankungen sei nach wie vor noch tabuisiert, fügt Koch hinzu.

Um neue Paten zu gewinnen, lädt das Team am 11. Mai ab 16 Uhr zu einer Informationsveranstaltung ins Gesundheitshaus ein. Paten werden von ihren Erfahrungen berichten. Telefonische Infos gibt es unter 0 21 91/16 36 60.

(RP)
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