Remscheider Jugendrat in der Corona-Krise Pandemie bremst die jungen Politiker

Remscheid · Burcu Aksoyek, die Vorsitzende des Remscheider Jugendrates, zieht coronabedingt ein zwiespältiges Zwischenfazit der Arbeit des Gremiums.

 Burcu Aksoyek (vorne, Mitte) mit ihren Mitstreiterinnen Jeanne-Sophie Mortazawi (links) und Aurora Piperato. Im Hintergrund sind Gerd Dietrich Wingender (Geschäftsführer Jugendrat), Sarah Behr (#jungesnrw) und André Sobiralski (Kraftstation; von links) zu sehen.

Burcu Aksoyek (vorne, Mitte) mit ihren Mitstreiterinnen Jeanne-Sophie Mortazawi (links) und Aurora Piperato. Im Hintergrund sind Gerd Dietrich Wingender (Geschäftsführer Jugendrat), Sarah Behr (#jungesnrw) und André Sobiralski (Kraftstation; von links) zu sehen.

Foto: Cristina Segovia-Buendía

Die bisherige Amtszeit des neunten Jugendrates wurde von der Corona-Pandemie bestimmt. Trotz zahlreicher Einschränkungen, urteilt die Vorsitzende Burcu Aksoyek (17), sind die jungen Delegierten ihrer Arbeit so gut es ging nachgegangen. Als Erfolge verbucht sie das Engagement zur Kommunalwahl und den Austausch mit dem Krisenstab.

Burcu Aksoyek hatte sich ihre zweite Amtszeit als wiedergewähltes Mitglied im Remscheider Jugendrat sicherlich anders vorgestellt: „Die Situation mit der Pandemie war für uns alle neu. Wir wussten nicht so genau, wie wir mit der Lage umzugehen hatten. Daher war der Start holprig“, gesteht die 17-Jährige. In der konstituierenden Sitzung, in der Aksoyek zur neuen Vorsitzenden des Gremiums gewählt wurde, kamen die neuen Ratsmitglieder erstmalig zusammen „Dort hat man gemerkt, dass uns der persönliche Kontakt fehlt und dass die Neuen noch nicht wussten, was sie im Jugendrat machen und in welchen Gruppen sie sich engagieren wollen.“

Aus einer langen Liste mit 30 Themen sind fünf Projektgruppen (PG) entstanden, von denen eine bereits abgeschlossen wurde: „In der Projektgruppe ‚Der Weg in die Selbstständigkeit‘ haben wir eine Liste mit Informationen und Anlaufstellen erstellt, die einen Überblick geben und helfen, wenn man als junger Mensch erstmals von zu Hause auszieht und eine eigene Wohnung bezieht.“

In der PG „Für Solidarität und Vielfalt gegen Hass und Rassismus“ hat sich der neunte Jugendrat positioniert und über eine Fotoaktion der Trans- und Homophobie buchstäblich die Rote Karte gezeigt. „Wir haben uns auch im interkulturellen Menschenrechtskalender mit einem Fazit verewigt“, erklärt Aksoyek.Die drei übrigen Projektgruppen „Pimp the City“, „Jobbörse“ und „Klimawandel und Nachhaltigkeit“, mussten aufgrund der Pandemielage auf Eis gelegt werden: „In ,Pimp the City’ wollten wir eigentlich die Innenstadt verschönern. Leider konnten wir aufgrund der Einschränkung nicht so viel machen, ebenso wenig wie für die Jobbörse.“ Letzteres hat zum Ziel, eine Plattform aufzubauen, über die Jugendliche ihre Zeit und Kraft anbieten können, um für ein kleines Taschengeld beispielsweise älteren Menschen etwa bei der Gartenarbeit zu helfen.

In puncto Klimawandel und Nachhaltigkeit habe es Überlegungen und Pläne für eine nachhaltige „Zero-Waste-Party“ in der Halle West gegeben. „Wir wollten zeigen, wie nachhaltiges Feiern ohne Verpackungsmüll und mit geretteten Lebensmitteln funktionieren kann.“ Weil die Party coronabedingt nicht stattfinden konnte, ist aus den Ideen ein Leitfaden für künftige Festakte entstanden.

Als Erfolg verbucht die Jugendratsvorsitzende die Aktivitäten des Gremiums im Rahmen der Kommunalwahl. Über eine Plakataktion und Interviews mit den Spitzenkandidaten der demokratischen Parteien auf der Social Media Plattform Instagram konnte das Gremium zahlreiche Jungwähler mobilisieren. „Die Interviews kamen sowohl bei den Jugendlichen als auch bei den Politikern gut an. Sie haben viel Feedback bekommen.“

Letztendlich habe Corona auch inhaltlich die politische Agenda des Jugendrates tangiert: Nach zahlreichen Rückfragen von Klassenkameraden tauschte sich das Gremium mit dem Krisenstab der Stadt aus, um die Unterrichtssituation der Schüler zu beleuchten und Verbesserungen durchzuführen. So wurde im Herbst der Sportunterricht in den Hallen eingestellt, weil in den Umkleiden die Abstands- und Hygienemaßnahmen nicht aufrechterhalten werden konnten. Aus diesem Austausch entstand auch ein offener Brief an Schulministerin Yvonne Gebauer, der zahlreiche Probleme beinhaltet, mit denen sich Schüler während der Corona-Pandemie in ihrem Alltag konfrontiert sehen und der dringenden Bitte, in der Krise berücksichtigt zu werden. „Leider hat es sehr lange gedauert, bis wir eine Antwort bekommen haben und am Ende war auch die Antwort nicht so, wie wir uns sie gewünscht hätten.“ Der erneute Lockdown mit erneuten Einschränkungen im Präsenzunterricht sei aus gesundheitlicher Sicht zwar nachvollziehbar, allerdings bemängelt Aksoyek deutlich, die Versäumnisse in den vergangenen Monaten. „Der Unterricht auf Distanz ist nur eine Notlösung. Wir bangen noch immer um unseren Abschluss.“

Aksoyek hofft, das zweite Amtsjahr ab März weitgehend ohne Corona beginnen zu können und die offenen Projekte zu beenden. „Natürlich sind wir weiterhin offen für die Belange der Jugendlichen. Das war schließlich mein Wahlmotto: Meine Stimme für eure Stimme. Und dafür wollen wir uns weiter einsetzen.“

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