Remscheid Orchesterfreunde unter Druck

Remscheid · Bei einer Diskussion über die Zukunft der Bergischen Symphoniker kam es zu einem Schlagabtausch zwischen der Politik und den Freunden des Orchesters. Alle wollen ein Orchester erhalten. Der Weg zum Ziel ist strittig.

 Für Wieland Gühne (l.) steht die Musik- und Kunstschule auf der Prioritätenliste der Kultur ganz oben. Beatrice Schlieper glaubt, dass das Actori-Gutachten nicht umzusetzen ist.

Für Wieland Gühne (l.) steht die Musik- und Kunstschule auf der Prioritätenliste der Kultur ganz oben. Beatrice Schlieper glaubt, dass das Actori-Gutachten nicht umzusetzen ist.

Foto: THL/HN (archiv)

Mit ihrem Standpunkt, die Bergischen Symphoniker müssen erhalten bleiben, verärgerten die Freunde des Orchesters einige Ratsmitglieder während einer Diskussion über die Zukunft der Bergischen Symphoniker in der Denkerschmette.

Walter Spelsberg, Ehrenvorsitzender der Orchesterfreunde, bezeichnete die Ausgaben von zwei Millionen für die Musiker im Vergleich zu 100 Millionen für die Verwaltung insgesamt als Peanuts. Das brachte ihm heftige Zwischenrufe wie "Unverschämtheit" und "Aufhören" ein. "Mit dieser Haltung helfen Sie nicht, das Orchester zu erhalten", sagte Beatrice Schlieper von den Grünen.

In einem Punkt zeigten sich die Politiker aller Parteien einig: Es soll auch in Zukunft ein Orchester für Remscheid geben. Die Teilnehmer bewerteten den Weg dorthin aber unterschiedlich. Wieland Gühne von der W.i.R.-Fraktion skizzierte eine Prioritätenliste für die Kultur: An erster Stelle stehe für die W.i.R. die Musik- und Kunstschule, gefolgt vom Teo Otto Theater und den Symphonikern. "Das Orchester ist uns 1,5 Millionen Euro wert", sagte Gühne. Die 500 000 Euro, die für den Betrieb fehlen, müssten die Bürger aufbringen.

Druck zur Fusion wächst

Eine Erhöhung des Zuschusses von knapp zwei Millionen Euro schlossen alle Redner aus. Sie könnte drohen, wenn die nächsten Tariferhöhungen für die Musiker fällig werden. Karl-Heinz Humpert (CDU) rechnet nicht damit, dass es noch zu einer Einigung mit Wuppertal und Solingen kommt. Der Zwang zu einer Fusion werde sich aber verstärken, wenn Remscheid ein zweites Sanierungspaket vorlegen muss, in dem das Orchester auf dem Prüfstand steht. "Fühlen sich Solingen und Wuppertal noch nicht krank genug?", frage Volker Leitzbach (SPD).

Die musikalische Früherziehung, die von den Symphonikern geleistet werde, kam ihm bei der Diskussion zu kurz. Bei aller Schwierigkeit sehe er eine Möglichkeit zur Fusion nur durch einen Haustarifvertrag. Das Actori-Gutachten sieht vor, dass Remscheid und Solingen zunächst mehr Geld für das Orchester ausgeben sollen, weil die Tarife nach oben angeglichen werden müssen. Die anfänglichen Mehrkosten lehnten alle Parteien ab. "Das Actori-Gutachten ist so nicht umzusetzen", sagt Beatrice Schlieper.

Die Frage sei nun, wie man eine Lösung zum Wohle aller drei Städte findet. Nach Auffassung von Gühne hätten die Orchesterfreunde "den Knall nicht gehört". Spelsberg präzisierte seine Haltung: Er sei nicht prinzipiell gegen eine Fusion. "Ich bin aber gegen eine Fusion, die einseitig zu Lasten der Remscheider geht", sagte er. Ein fusioniertes Orchester sei in erster Linie eines für Wuppertal.

(RP)
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