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Remscheid Opfer tot - Polizei ermittelt wegen Mordes

Remscheid · Der Bewohner einer Unterkunft an der Neuenkamper Straße ist am Sonntag gestorben. Der Tathergang ist noch unklar.

 An der Neuenkamper Straße liegt die Unterkunft, in der zumeist alleinstehende Männer wohnen. Hier geschah die Bluttat. Zurzeit sichert eine 15-köpfige Sonderkommission der Polizei die Beweise.

An der Neuenkamper Straße liegt die Unterkunft, in der zumeist alleinstehende Männer wohnen. Hier geschah die Bluttat. Zurzeit sichert eine 15-köpfige Sonderkommission der Polizei die Beweise.

Foto: Nico Hertgen

Kahl wirken die ungeschmückten, beige getünchten Wände des Flures. Die Türe zur Gemeinschaftstoilette steht offen. Wozu sie genutzt wird, ist deutlich zu riechen. Irgendwoher dudelt Musik. Eine der vielen Zimmertüren in diesem Flur ist mit Sperrholzplatten vernagelt. Drei violette Siegel sind darauf geklebt. "Stop — Polizei Wuppertal" ist darauf zu lesen. Hinter dieser Sperrholzwand, in einem 19,3 Quadratmeter großen Zimmer, geschah die Bluttat.

Der 50-jährige Mann, der am Samstagabend schwer verletzt in einer Unterkunft an der Neuenkamper Straße aufgefunden wurde, ist am Sonntag gestorben. Das teilte Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt am Montag auf BM-Anfrage mit.

Ein 26-Jähriger gilt als dringend tatverdächtig und wurde am Montag dem Haftrichter vorgeführt. Ein weiterer, noch am Sonntag festgenommener Mann wurde zwischenzeitlich aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Wie Augenzeugen berichten, soll Montagnachmittag jedoch noch ein dritter Mann verhaftet worden sein. Dies bestätigte am Dienstag die Polizei. Es handele sich um einen 52-jährigen Remscheider, der dringend verdächtig wird, die Tat zusammen mit dem 26-Jährigen begangen zu haben. Der Haftbefehl gegen den 26-Jährigen erging wegen Totschlags, Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen Mordverdachts.

Details zum möglichen Tathergang möchte Kaune-Gebhardt nicht erzählen. So schweigt er sich auch darüber aus, wie der 50-Jährige zu Tode kam. "Äußere Gewalteinwirkung", das ist die einzige Erklärung, die der ermittelnde Staatsanwalt dazu abgibt. Sogenanntes Täterwissen will Kaune-Gebhardt nicht veröffentlicht sehen, unter anderem auch deshalb, weil noch nicht klar sei, ob nur eine Person das Opfer attackierte, oder ob mehrere Menschen als Täter oder Zeugen beteiligt waren.

Fest steht: Die Feuerwehr wurde am Samstagabend gegen 20.30 Uhr alarmiert. Die Einsatzkräfte fanden den 50-Jährigen auf dem Zimmerboden in seinem Blut liegend vor. Alarmiert wurde die Feuerwehr von einem 26-Jährigen, der sich später bei der Schilderung des Geschehens in Widersprüche verwickelte. Daraufhin nahm die Polizei ihn als tatverdächtig fest, berichtet Kaune-Gebhardt. Zur Aufklärung des Falls wurde zunächst eine 15-köpfige Sonderkommission der Kriminalpolizei gebildet. 15 Beamte "sind Standard", sagt Kaune-Gebhardt. Schließlich gelte es zurzeit, eine Vielzahl an Spuren zu sichern.

Das Zimmer des Opfers wurde als Tatort beschlagnahmt und versiegelt. Der Inhaber der Unterkunft berichtet, dass die Beamten auf der Suche nach der Tatwaffe auch die Mülltonnen durchsuchten. Auf einem Fensterbrett hätten sie gebrauchte Gummihandschuhe hinterlassen.

Die Unterkunft an der Neuenkamper Straße ist vielen Beteiligten einschlägig bekannt. Hier leben Erwerbslose, meist alleinstehende Männer, die mitunter alkohol- oder anderweitig drogensüchtig oder auch psychisch krank sind. Einige stehen unter Betreuung, um andere kümmert sich die Caritas. Jeden Mittwoch hält das Medimobil vor den Türen des Wohnheims, um die Menschen ärztlich zu versorgen.

Der Gewalttat soll ein Streit vorangegangen sein, erzählen die Bewohner. Schreie wurden gehört. Um Geld ging es, munkeln die einen. Ein Handy war der Zankapfel, das sagen andere. Einen Mordfall habe es hier jedenfalls noch nie gegeben, erzählt nicht nur der Inhaber. Und auch Bewohnerin Ursula Thiel (56) kann das Geschehene kaum fassen: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand so brutal ist", sagt sie. Ihr Sohn Patrick Denster (20), der nicht in dem Wohnheim lebt, aber seine Mutter regelmäßig besucht, ist nachdenklich: "Die zwei Tatverdächtigen kenne ich. Aber was da abgelaufen ist, kann ich nicht sagen." Das zu klären ist jetzt Aufgabe der Polizei.

(RP)
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