„Onkel Fisch“ in Remscheid Parforceritt durch ein verrücktes Jahr

Remscheid · Das Comedy-Duo Onkel Fisch warf in der gut besuchten Klosterkirche einen humorvollen Blick zurück auf 2021. Doch neben allem Spaß, gab es auch eine Menge bissiger Satire zu hören.

  Onkel Fisch boten einen zweistündigen Parforceritt durch das vergangene Jahr.

Onkel Fisch boten einen zweistündigen Parforceritt durch das vergangene Jahr.

Foto: Jürgen Moll

Ein herzhaft geraptes Intro, zwei sympathische Nachrichten-Anchormen und ein fröhliches „Happy Birthday, liebes Covid“ zum ersten Geburtstag der Seuche - die Stimmung für einen launigen Abend in der Klosterkirche mit Onkel Fisch war gleich zu Beginn gesetzt. Adrian Engels und Markus Riedinger, schick im schwarzen Anzug mit weißem Hemd, hatten bei ihrem Jahresrückblick „Zugabe pur“ ganz offensichtlich Comedy-Laune im Gepäck, und das Publikum im gut besuchten Minoritensaal ging bereitwillig auf die Reise durch ein ziemlich verrücktes Jahr 2021 mit. Wobei die Hauptaufgabe des Publikums natürlich darin bestand, zu lachen, zu klatschen und ansonsten die Gags zu genießen. 

Es war ein Parforceritt, den Onkel Fisch da in etwa zwei Stunden durch die zwölf Monate eines Jahres veranstalteten, das viel Menschen wohl am liebsten aus ihrem Gedächtnis tilgen würden. „Das neue Jahr begann, ganz und gar ungewöhnlich, mit einem ersten Januar.“ Ja, und auch mit Maske und Lockdown. Und einem ausgefallenen Karneval. „In diesem Jahr gab es vor den Kneipen eben nur Luftschlangen.“ Auch die Aussage der damaligen Umweltministerin Julia Klöckner, ab 2022 das Kükenschreddern zu verbieten, musste von Onkel Fisch erklärt werden. „Das ist wie Schweineschreddern, nur eben mit Küken. Mit männlichen Küken.“ Die Tatsache, dass jedes fünfte Schwein das Dasein in der Massentierhaltung nicht überlebe und in der Tierkadaververwertungsanlage lande, wolle man an dieser Stelle lieber verschweigen. „Das zieht die Stimmung nur runter.“

Schon schnell war klar, das Riedinger und Engels bei weitem nicht nur einfache Comedians waren, die auf schnelle Gags schielten. Da wurde bissig auch in Richtung Politik ausgeteilt. „Einzelfälle, Einzelfälle!“, skandierten die beiden etwa, als sie eine kleine Auswahl der diversen CDU-Skandale der vergangenen Jahre und Monate aufzählten. Oder wenn es um das „zehnjährige Havarie-Jubiläum von Fukushima“ ging. Oder um die „Osterruhe, die die damalige Miss Germany, Miss Merkel“ erst verkündete und dann wieder zurücknahm. Denn: „Irren ist merkelig.“ Diese „Osterruhe“ würden die beiden übrigens auch dieser „dusseligen Pandemie“ einmal empfehlen. Ein Wunsch, der prima auch im kalten Januar funktionierte. Im April gab es dann: „Neues aus dem Impfotainement.“ Und zwar mit: „Astra Zeneca.“ Keine Reaktion im Publikum.

„Ja, mit diesem Begriff hat man 2021 bei den Leuten die Halsschlagadern noch richtig dick anschwellen sehen können…“ Wesentlich schlimmer sei da doch das pandemiebedingte Ausbleiben der Erntehelfer gewesen – was zum größten Grauen geführt habe, das man sich hierzulande vorstellen könne: „Dosenspargel.“ Was war dagegen Reçep „Pascha“ Erdogan, dem Bill Cosby als neuer Frauenbeauftragter gut stehen würde? „Bei Autokraten wie Putin oder Erdogan stellt man sich doch immer nur die eine Frage: wer hat den längsten – Präsidentschaftsposten?“

Sehr ulkig an dieser Stelle der Blick nach 2036, in dem ein plötzlich langhaariger Putin seinen Außenminister Attila Hildmann über den grünen Klee lobte. Viel realistischer war allerdings dann der Rückblick auf den Bundes-Wahlkampf, auf Markus Söders „100-prozentige Unterstützung“ Armin Laschets und der daraus resultierenden Erkenntnis, dass „die Bayern von Prozentrechnung offensichtlich keine Ahnung haben“. Genauso wenig übrigens wie die Bundesregierung von Klimaschutz, weshalb das gleichnamige Gesetz auch im Mai kassiert werden musste. Zur Auflockerung gab es danach ein bisschen Wolle-Petry-Gedächtnismusik vom Band mit dem augenzwinkernden Hinweis: „Im Petry-Fanshop gibt es jetzt FFP-2-Masken aus alten Freundschaftsarmbändern zu kaufen.“

Die Zeit am Donnerstagabend verging wie im Flug. Was natürlich auch an perfekt platzierten Pointen wie diesen lag: „Ab wann darf man das offiziell als Clan-Kriminalität bezeichnen, was der DFB macht?“ Was direkt zur nächsten führte, nämlich der, „dass das F in DFB offensichtlich für Funktionäre und nicht für Fußball“ stehe. Sympathisch auch, wie sich Riedinger über seine eigenen Gags freute: „Scheuer, der alte Andi-Körper... – der gefällt mir besonders gut…“ Dem Publikum auch, genau wie die Aufdröselung der Scheuerschen Verfehlungen im Sendung-mit-der-Maus-Stil. Und wenn das Duo mit der Ukulele zur Melodie von „I‘m Gonna Be“ über die 500 im Rhein versenkten E-Roller sang, Sarah Wagenknecht als „Hans-Georg Maaßen der Linken“ bezeichnete, von der neuen Außen-Lena, von „Nancy Faeser mit ihrem Fancy Laser“ oder einer Biographie-Verfilmung namens „Forrest Trump“ phantasierte, versöhnte man sich doch glatt ein wenig mit diesem seltsamen Jahr. Denn: Mit Humor geht alles leichter.

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