Offene Ganztagsschule OGS-System braucht in Remscheid mehr Geld
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Remscheid beklagt die Zustände bei der Offenen Ganztagsschule: zu wenig Personal, schlecht ausgestattete Räume und insgesamt zu wenige Plätze. Petition an die Landesregierung.
Die Offenen Ganztagsschulen (OGS) in Remscheid brauchen dringend eine bessere Finanzierung vom Land und der Kommune, um ihren Aufgaben gerecht zu werden. Das fordert die Kreisgruppe Remscheid des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW. Sie schließt sich damit einer Petition an die Landesregierung von CDU und FDP an und ruft die Bürger auf, im Internet ihr Anliegen zu unterstützen. „Die Bildungschancen eines Kindes dürfen nicht davon abhängen, wie die Kommunen finanziell dastehen,“ sagt Ute Feldbrügge, Geschäftsführerin des Paritätischen in Remscheid. Alle Kommunen müssten gleichermaßen den Ganztag fördern und eine gute Bildung, Erziehung und Betreuung sicherstellen. Zum Beispiel gebe die Stadt Bonn etwas mehr Geld für die Ganztagsbetreuung aus als Remscheid. Die dadurch entstehende Ungleichheit der Lebensverhältnisse wollen Feldbrügge und ihre Mitstreiter nicht hinnehmen. Ein Landesgesetz für die OGS sollte für qualitative Standards sorgen, heißt es in dem Aufruf.
Im Vergleich zu anderen Städten kann Remscheid eine gute Quote aufweisen. Über 60 Prozent aller Grundschulkinder nehmen das freiwillige Angebot der Betreuung vor oder nach dem Schulunterricht wahr. Damit belegt die Werkzeugstadt einen Spitzenplatz. Doch die gute Quote darf laut Feldbrügge nicht über die Probleme der OGS hinwegtäuschen. Auch in Remscheid müssen Kinder unter teilweise prekären Bedingungen betreut werden, heißt es. Zu wenig Personal, schlecht ausgestattete Räume, und insgesamt zu wenige Plätze. Drei Mitgliedsorganisationen des Paritätischen organisieren den Offenen Ganztag an 17 Schulen in Remscheid. „Viele Eltern sind auf ein verlässliches Angebot angewiesen“, sagt Feldbrügge. Es dürfe keine Glückssache sein, ob die Kinder einen Platz bekommen oder nicht.
Ende September hat der Verein „Die Verlässliche“ ähnliche Forderungen wie der Paritätische an die Stadtspitze gestellt. „Das OGS-System ist einfach unterfinanziert“, sagte Geschäftsführer Matthias Spaan. Der Verein leidet darunter, dass es kaum noch Erzieherinnen und Erzieher auf dem Markt gibt. Doch ohne qualifizierte Betreuer entstehen zunehmend Schwierigkeiten, überall qualifizierte Angebote vorzuhalten. Ob die Stadt die Mittel für die OGS-Förderung aufstockt oder nicht, entscheidet sich bei den Haushaltsplanberatungen im November. Auch die Stadtspitze mit Oberbügermeister Burkhard Mast-Weisz und Sozialdezernent Thomas Neuhaus beklagen die Unterfinanzierung und sehen das Land in der Pflicht.
Die Arbeit der OGS finanziert sich aus drei Quellen. Geld kommt vom Land, der Kommune und den Eltern. Und der Bedarf in Remscheid wird steigen. Die heutigen Kindergartenkinder sind morgen die Besucher der OGS-Gruppen. Die Stadt muss in kurzer Zeit für 702 Kinder zusätzlich acht bis neun neue Kindertagesstätten bauen. Auch sie kämpft als Arbeitgeber um die wenigen pädagogischen Fachkräfte auf dem Markt. Dafür hat sie sogar im vorigen Jahr einen Werbefilm gedreht, der die Vorzüge der Stadt anpreist. Sie will nicht erleben, dass in Remscheid Kölner Verhältnisse einkehren. Dort baute die Stadt eine neue Kita mit sechs Gruppen, konnte sie aber nicht eröffnen, weil sie kein Personal fand. Bei der Suche nach Erziehern fischen alle im selben Teich.