Remscheid Offene Tür für Wohnungslose
Remscheid · Die aktuelle Eiseskälte kann für Menschen ohne Zuhause lebensgefährlich werden. Deswegen ist die Wohnungsnotfallhilfe besonders aufmerksam. "Wir schicken niemanden weg", sagt Leiterin Ute Schlichting.
Ute Schlichting hatte an den vergangenen Tage angesichts der extremen Kälte nur eines im Kopf: die Wohnungslosen. Rund 300 Remscheider haben kein Zuhause. Bei den meisten sei der gesundheitliche Zustand miserabel, oft komme noch eine Alkoholsucht dazu. "Wenn sie dann trinken und einschlafen, erfrieren sie", sagt die Leiterin der Wohnungsnotfallhilfe der Caritas besorgt.
Passanten sollten aufmerksam sein
Deshalb sind Schlichting und ihre Kollegen besonders aufmerksam. Zwei der Sozialarbeiter fahren regelmäßig die Orte ab, an denen sich Obdachlose häufig aufhalten. Dort suchen sie Menschen, die ihre Hilfe brauchen, aber nicht wissen, wo die Wohnungsnotfallhilfe zu finden ist. "Es wäre gerade jetzt auch hilfreich, wenn Passanten mehr auf solche Menschen achten würden", sagt Ute Schlichting. Sie müssten sich ja nicht selbst um die Wohnungslosen kümmern, doch wenigstens die Polizei oder die Wohnungsnotfallhilfe anrufen. "Viele gehen einfach vorbei und nehmen in Kauf, dass diese Leute erfrieren", sagt sie.
Die Notschlafstelle an der Schüttendelle hat zurzeit ihre Regeln gelockert. Normalerweise müssen die Klienten die Schlafstelle um 8 Uhr morgens verlassen. Das könne sie bei der aktuellen Kälte nicht zulassen, sagt Ute Schlichting. "Wir schicken niemanden weg", betont sie. Die Notschlafstelle hat täglich ab 19 Uhr geöffnet. Dort wird den Wohnungslosen ein Bett in einem Mehrbettzimmer zur Verfügung gestellt. Außerdem können sie duschen und Wäsche waschen. Eine Übernachtung kostet 1,50 Euro. Wenn Menschen überhaupt keinen Cent in der Tasche haben, drückt die Caritas auch mal ein Auge zu. 2010 war das bei 61 Menschen der Fall. Viele der Wohnungslosen beantragen keine staatliche Unterstützung mehr, sagt Schlichting. Grund für ihre Obdachlosigkeit ist häufig ein Schicksalsschlag, wie eine Scheidung oder eine hohe Verschuldung. Zur Wohnungsnotfallhilfe gehören außerdem eine Beratungsstelle und ein Tagestreff. Auch dieser hatte an den vergangenen Tagen länger geöffnet. Die Wohnungslosen konnten sich auch nach der Übernachtung dort aufhalten und kostenlos frühstücken, Zeitung lesen, ins Internet gehen oder neue Kontakte knüpfen.
Die Übernachtungszahlen in der Notschlafstelle sind immer weiter zurückgegangen. Im Januar kamen nur sieben Menschen – allerdings mehrfach. Sie dürfen bis zu drei Nächte bleiben. "Danach bieten wir ihnen ein Apartment in unserem Haus an, wenn sie in Remscheid bleiben wollen", sagt Schlichting.