Remscheid OB will Städtepartnerschaft retten

Remscheid · Ende Juni reist Burkhard-Mast Weisz ins türkische Kirsehir. Es soll eine bewusst unpolitische Mission werden.

 Schwierige Reise: OB Mast-Weisz fährt in die türkische Partnerstadt.

Schwierige Reise: OB Mast-Weisz fährt in die türkische Partnerstadt.

Foto: JUmo

"Eine Gratwanderung" nennt Remscheids Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz die Mission, die ihn Ende Juni in die Türkei führt. In der Partnerstadt in Zentralanatolien trifft er seinen türkischen Amtskollegen Yasar Bahceci.

Bahceci hätte sich gewünscht, dass Mast-Weisz als Anführer einer großen Delegation mit Vertretern des Rates und der Remscheider Wirtschaft anreist. Begleiten wird den OB auf dieser Reise aber lediglich Superintendent Hartmut Demski, der Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins auf Remsscheider Seite.

 Kirsehir liegt in der gleichnamigen Provinz in Zentralanatolien. Die Stadt hat rund 110.000 Einwohner. Foto:

Kirsehir liegt in der gleichnamigen Provinz in Zentralanatolien. Die Stadt hat rund 110.000 Einwohner. Foto:

Foto: Pfr. Hartmut Demski

Angesichts der angespannten Lage in der Türkei nach dem Putschversuch vor knapp zwei Jahren und dem seitdem deutlich angespannteren Verhältnis der beiden Regierungen sei die Zusammenstellung einer poltischen Delegation auf Remscheider Seite kein Thema, berichtet der OB aus Gesprächen mit dem Rat. Auch bergische Wirtschaftsvertreter wollen momentan nicht mitreisen. Dies habe er seinem Amtskollegen in einem Brief klar gemacht, sagt der OB.

Die Reise sei gleichwohl wichtig, um dem Kontakt zu der Partnerstadt nicht abreißen zu lassen. Denn auch Bürger und Vereine verspüren angesichts des Mitte April zum siebten Mal verlängerten Ausnahmezustands in der Türkei wenig Lust auf eine Reise nach Kirsehir.

"Unser Ziel ist es, die Partnerschaft zu retten", sagt der OB. Dahinter steht die Hoffnung, dass sich die angespannte Situation wieder bessert und die Kontaktpflege wieder einfacher wird. Er mache dies vor allem für die vielen Menschen aus der Region Kirsehir, die mittlerweile in Remscheid leben. "Sie sollen weiterhin beide Städte als ihre Heimat empfinden können", sagte Mast-Weisz gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Er habe Bahceci klar gemacht, dass es während des zweitägigen Besuches keine politischen Gespräche mit Parteien geben soll. Es sei ein Treffen zwischen zwei Bürgermeistern. Lediglich mit den türkischen Teil des Partnerschaftsvereins sind noch Gespräche vorgesehen.

Um es nicht zu einem verspannten Verhältnis zwischen Remscheidern und Remscheidern mit türkischen Wurzeln kommen zu lassen, haben nun Vertreter der hiesigen Moscheegemeinden und Vereine zusammen mit den Gästen des gemeinsamen Fastenbrechens am 18. Mai im Remscheider Rathaus eine Deklaration unterschrieben, mit der die Muslime sich mit klaren Worten zu den Werten des Grundgesetzes bekennen. Acht Themenfelder werden angesprochen. Unter anderem wollen sich die türkischen Gemeinden gegen fremdenfeindliche, frauenfeindliche, homophobe, islamfeindliche und antisemitische Haltungen einsetzen, heißt es. Jede Form von Extremismus werde abgelehnt und von Provokationen wolle man sich distanzieren. Die Polizei wird lobend erwähnt in dieser Deklaration. Die türkische Gemeinde sei dankbar, dass es in Remscheid zu keinen Übergriffen gekommen sei.

Für Erden Ankay-Nachtwein, Vorsitzende des Integrationsrates, repräsentieren die Unterzeichner die Mehrheit der Türken in Remscheid. Anlass der Deklaration sei das Ende des Monats Ramadan. "Es soll Frieden bringen", sagt Nachtwein.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort