Remscheid Nur wenige Kinder in Not-Gruppen betreut

Für Philipp ist gestern Morgen das pure Verwöhnprogramm angesagt. Als der Fünfjährige um kurz vor Acht auf seinem Stuhl in der Kindertagesstätte Henkelshof Platz nimmt, hat er das halbe Betreuungsteam ganz für sich.

Normalerweise sind es 95 Jungen und Mädchen, die dort durch die Räume toben und von zwölf Mitarbeitenden betreut werden. Sechs davon haben sich dem Verdi- Streikaufruf angeschlossen. Was den Fünfjährigen offenkundig freute, sorgte bei berufstätigen Eltern naturgemäß nicht für Begeisterung.

Die Kita Henkelshof zählte zu den vier von 18 städtischen Einrichtungen, die eine Notgruppe aufrechterhalten hatten. Normalen Betrieb gab es nur am Hasenberg und in Vieringhausen. "Unsere Eltern haben sich gut organisiert. Wir haben sie auch frühzeitig informiert", berichtet Kita-Leiterin Pia Jung. Die meisten hätten Oma und Opa eingespannt oder sich einen Tag Urlaub genommen. Diese Solidarität freut die Beschäftigten. Im Eingangsbereich haben sie aufgelistet, welchen Einsatz sie tagtäglich für die Jüngsten der Gesellschaft leisten. "Wir geben Liebe", "Wir putzen Nasen" oder "Wir akzeptieren Unterschiedlichkeit" ist da unter anderem zu lesen.

Eine pädagogische Mitarbeiterin mit mehrjähriger Ausbildung erhält 1800 Euro brutto. Kein angemessenes Entgelt, findet auch Pia Jung. Insofern sei das Verständnis in der Elternschaft für den Warnstreik groß gewesen. "Für diese Unterstützung sind wir sehr dankbar." Zu Philipp gesellen sich wenig später noch Marie (drei) und ihre fünfjährige Schwester Sophie. Und das Trio bleibt unter sich. Kinder aus anderen Tagesstätten, die sich eigentlich zur Betreuung angemeldet haben, sind letztendlich nicht gekommen.

Ekaterina Rudi ist froh, dass sie ihre beiden Töchter in die gewohnte Umgebung bringen kann, besuchen die Schwestern ohnehin die Kita Henkelshof. "Für uns war keine andere Betreuung möglich. Wir beide und eine Oma sind berufstätig. Und die andere Großmutter wohnt nicht hier", erzählt die Lenneperin. Auch sie bringt den Forderungen der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst Verständnis entgegen. Gleichwohl hofft sie, dass die Tarifparteien schnell eine Einigung erzielen. "Die Situation war entspannt", sagte Peter Nowack, der im Jugendamt den Bereich Kita leitet. Nur zwei Kinder hätten im Vorfeld in eine andere Kita vermittelt werden müssen. An der Hotline gab es keine Fragen, die sich auf die Streiksituation bezogen.

(bona)
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