Remscheid Nur mit halber Besetzung

Remscheid · Rund 50 bis 60 Prozent der Remscheider Arztpraxen blieben gestern geschlossen. Diese Einschätzung gab Dr. Ulrich Tennie, stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes der Ärztekammer Nordrhein, auf Nachfrage der BM. Die Mediziner nahmen am bundesweiten Protesttag gegen die geplante Gesundheitsreform teil und schlossen sich in Düsseldorf ihren demonstrierenden Kollegen an. Aktionen niedergelassener Ärzte gab es in Remscheid nicht.

Der von der Ärztekammer bestimmte Termin sei denkbar ungünstig, weil zum Wochenstart die Versorgung der am Wochenende Erkrankten sicher gestellt sein müsse. Wegen zahlreicher vereinbarter Termine habe er seine Praxis nicht schließen können, sagte Tennie. Ähnliches berichtete sein Kollege Dr. Joachim Hofmann, der seine Praxis ebenfalls geöffnet hatte. „Montags rappelt es, da muss man sich schon langfristiger drauf einstellen können.“

Anlass, sich gegen die Reform zu wehren, sehen beide niedergelassenen Ärzte dennoch. Das bisherige System habe sich überholt, meint Hofmann. Es werde nur gespart; die Ärzte seien zu Handlangern degradiert. „Wir müssen eine eigene Gewerkschaft gründen und Mindeststandards definieren.“

Halbe Besetzungen gab es in den Lüttringhauser Apotheken, die stadtweit einen Notdienst angekündigt hatten. Einige Bedienplätze blieben geschlossen, Plakate wiesen auf den Grund des Protestes hin. „Die Kunden mussten deshalb länger warten“, berichtete Apothekensprecher Huesmann. Sie hätten mit Verständnis und Geduld reagiert. Zwei Plätze blieben auch in der Vitalis-Apotheke am Hasten gesperrt, „als Zeichen, dass diese Arbeitsplätze wegfallen könnten“, erläuterte Ariso Salini, stellvertretende Apothekerin.

Um mit Kunden über die Gesundheitsreform ins Gespräch zu kommen, blieb in der Röntgen-Apotheke ein Kassenplatz geschlossen. „Die Änderungen sind aber noch nicht im primären Interesse des Kunden“, sagte Dr. Gerhard Wollnitz von der Apotheke. Er befürchte gravierende finanzielle Einschnitte. Von einem erhöhten Patientenaufkommen in der Ambulanz und der KV-Ambulanz, die am Aktionstag ausnahmsweise von 8 bis 20 Uhr geöffnet war, berichtete Dr. Torsten Kehe, Sprecher des Sana-Klinikums.

(RP)
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