Remscheid Notbremse für junge Straftäter

Remscheid · Mit „BIKO“ wird in den drei bergischen Großstädten jetzt ein Konzept auf den Weg gebracht, das kriminelle Karrieren Jugendlicher verhindern soll.

Diebstahl, Raub, Drogenhandel, was manche Jugendliche auf dem Kerbholz haben, steht den Straftaten Erwachsener in nichts nach. Als „Intensivtäter“ bezeichnet sie die Polizei. 29 sind ihr in den drei bergischen Großstädten namentlich bekannt. Die Zahl wirkt klein, doch diese Jugendlichen sind für mehr als 16 Prozent aller Straftaten verantwortlich, die von jungen Menschen begangen werden.

Sie sollen jetzt mit dem „Bergischen Intensivtäterkonzept“ (BIKO) noch stärker in den Blick genommen werden. Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichneten gestern Oberbürgermeisterin Beate Wilding, Polizeipräsident Joachim Werries und Amtsgerichtsdirektor Rolf Söhnchen im Rathaus, wo die Beteiligten das im kommenden Jahr offiziell startende Programm der Presse vorstellten.

Polizei, Gerichte, Jugendgerichtshilfe und Jugendamt wollen dafür sorgen, dass so genannte kriminelle Karrieren gar nicht erst entstehen oder zumindest unterbrochen werden. BIKO bedient sich dazu des Netzwerks, das in Remscheid schon sehr erfolgreich tätig ist. Das Konzept setzt auf den intensiven Austausch der Institutionen. Das fängt bei der Erfassung von Intensivtätern an. Die Beteiligten haben einen Punktekatalog entworfen, mit dem Straftaten bewertet werden. Je schwergewichtiger das Delikt, desto mehr Punkte gibt es. Werden 40 Punkte erreicht, leuchtet ein imaginäres Warnlämpchen, das Handlungsbedarf signalisiert. Das ist die Theorie, denn das Punktesystem liefert nur Anhaltswerte. „Es gibt natürlich auch Fälle, in denen wir schon früher reagieren“, erläuterte Norbert Wolf von der Zentralen Kriminalitätsbekämpfung bei der Polizei.

Die Jugendlichen werden umgehend zuhause aufgesucht, um auch mit den Eltern ein ernsthaftes Gespräch zu führen und die Folgen weiterer Straftaten aufzuzeigen. Gleichzeitig gibt es Hilfsangebote. So wollen die Beteiligten verstärkt versuchen, die Jugendlichen in eine Beschäftigung zu vermitteln. Auch dafür wird zurzeit ein Konzept erarbeitet. Die Intensivtäter werden außerdem überall da, wo die Polizei sie in der Öffentlichkeit antrifft, kontrolliert. „Sie sollen wissen, dass sie nicht mehr unbeobachtet durch die Stadt gehen können“, erläuterte Polizeipräsident Werries.

In Remscheid wird BIKO inoffiziell schon seit einiger Zeit umgesetzt. Mit Erfolg: Während in Solingen neun und in Wuppertal 17 Intensivtäter gezählt werden, sind es in Remscheid nur noch drei.

(RP)
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