Nach Meldefehler von Impfungen in Remscheid Kurs-Sturz an der Vertrauensbörse

Meinung | Remscheid · Die Stadt Remscheid wurde in dieser Woche öffentlich die rote Laterne als Stadt mit den wenigsten Impfungen pro Kopf überreicht – aufgrund einer Panne.

 Recherchen der Stadt Remscheid haben ergeben, dass in der Anfang der Woche vom Land NRW erstellten Impftabelle 1718 Corona-Impfungen nicht erfasst waren.

Recherchen der Stadt Remscheid haben ergeben, dass in der Anfang der Woche vom Land NRW erstellten Impftabelle 1718 Corona-Impfungen nicht erfasst waren.

Foto: dpa/Robert Michael

In dieser Woche hat die Stadt Remscheid den 200. Corona-Toten vermelden müssen. Die Inzidenz näherte sich am Freitag der 400er- Marke. Die Zahl der Menschen, die mit schweren Infektionsverläufen in den Krankenhäusern behandelt werden müssen, steigt.

Knapp eine Woche vor Heiligabend sind die Aussichten auf ein unbeschwertes Fest stark eingetrübt – wieder einmal. Nach einer kurzen Phase der relativen Unbeschwertheit im Sommer brandet die vierte Welle mit Wucht über die Seestadt auf dem Berge.

Die Gründe für dieses frustrierende Deja Vu-Erlebnis sind komplex, liegen ganz sicher aber nicht auf kommunaler Ebene. Ausgebadet allerdings werden die Dinge am Ende immer vor Ort. Egal, was Bund und Land in Ministerpräsidenten-Runden entscheiden: Umgesetzt werden muss es in den Städten und Gemeinden. Sie sind der Schauplatz der Coronakrise, nicht die Parlamente und Staatskanzleien.

Ich will den Verantwortlichen in Land und Bund nicht den unbedingten Willen absprechen, das Beste für ihre Bürger erreichen zu wollen. Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken. Aber entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass ein Fehler in Düsseldorf bei der Bestückung eines neuen Meldesystems des Landes zur Kontrolle der Impfkampagne in NRW dazu führt, dass Remscheid in dieser Woche öffentlich die rote Laterne als Stadt mit den wenigsten Impfungen pro Kopf überreicht wurde. Nun wird klar: 1718 Impfungen fehlten in der Statistik.

So eine Panne hat gleich zwei Folgen. Sie ist Gift für die Motivation all der Menschen vor Ort, die sich weiter gegen das Ausbreiten des Virus stemmen – und dabei oft längst am Ende der Kräfte angekommen sind. Ein Bericht über das mühsame Geschäft der Kontakt-Nachverfolgung aus dieser Woche zeigt das eindringlich. Der Fehler begünstigt zudem die Entwertung der vielleicht neben Impfstoff und Impfbereitschaft wichtigsten Währung in diesem zweiten Corona-Jahr: Vertrauen.

Das Tempo, mit dem sich das Virus verändert, scheinbare persönliche Sicherheiten schwinden, Regeln immer wieder kurzfristig angepasst werden müssen, ist anstrengend genug. Wenn aber die offizielle Botschaft von gestern am nächsten Tag schon wieder Makulatur ist, richtet das Schaden an.

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