Mordprozess gegen 36-jährigen Remscheider Mediziner skizziert den Tatablauf

Einem 36-jährigen Remscheider wird vorgeworfen, die Stiefgroßmutter seiner ehemaligen Lebensgefährtin nach Ablehnung einer Bitte um 1000 Euro umgebracht zu haben. Die seit Wochen angekündigte Aussage des Angeklagten zur Tat fand auch am Freitag nicht statt .

Mordprozess gegen 36-jährigen Remscheider
Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener

Stattdessen skizzierte der Rechtsmediziner einen sich aus den Blutspuren am Tatort und an der Kleidung des Opfers ergebenden Ablauf der Tat. Der Angeklagte selbst hatte in den ersten Vernehmungen angegeben, sein Opfer in einem Ausraster hinterrücks gepackt und mit einem Messer aus dessen Küche zugestochen zu haben. Nach einem Schnitt durch die Kehle sei die Frau auf einen Stuhl gefallen und dann zu Boden gerutscht.

Grundsätzlich sei dies auch aus Sicht des rechtsmedizinischen Sachverständigen ein möglicher Ablauf gewesen. Die Ausbreitung der Bluttropfen, die sich vom Tatort bis zum Fenster ausgebreitet hatten, könnten der Beweis dafür sein, dass der Angriff mit voller Wucht  geführt worden sei. Aufgefunden wurde das Opfer erst Tage nach dem Mord, nachdem die Seniorin von ihrem Gärtner vermisst worden war. Er hatte nach ihr schauen wollen und ihre Leiche in einer Blutlache liegend gefunden.

Eine Nachbarin alarmierte die Behörden. 20 Jahre sei sie mit dem Opfer befreundet gewesen, sie habe die Frau als korrekt gekannt und geschätzt. Die privaten Verhältnisse seien ihr wohl bekannt gewesen, die Kinder ihres verstorbenen Mannes – oft in Geldnot – seien nach dessen Tod ausbezahlt worden. Ob sie sich an die Ordnung im Haushalt erinnere? Aber sicher, das Opfer sei vorbildlich organisiert gewesen – die Besteckschubladen seien dafür ein Beispiel.

Vernommen wurde am mittlerweile achten Verhandlungstag auch eine 25-jährige Mitpatientin aus dem Tannenhof, zu der der Angeklagte eine freundschaftliche Beziehung hatte. Depressiv und zurückhaltend sei er gewesen, nur einmal in einem Rollenspiel seien Aggressionen aus ihm herausgebrochen. Die Schwiegermutter und die Schwägerin seien aus seiner Sicht daran schuld, dass der Kontakt zu seinen Kinder abgebrochen sei. Er wolle sie umbringen und habe ein Messer in seinem Zimmer, um sich zu rächen – so soll er es der Mitpatientin erzählt haben.

Um einen möglichen Gefängnisaufenthalt habe er sich keine Sorgen gemacht, dort sei es auch nicht anders als im Tannenhof. Seine stille, aber deutliche Entschlossenheit habe sie geängstigt. Sie habe es der Station gemeldet, bei einer Durchsuchung seiner Sachen war nichts gefunden worden. Kurz vor seiner Entlassung habe er seine Medikamente abgesetzt und aus dem Fenster geworfen, danach habe sie keinen Kontakt mehr mit ihm gehabt.

Der Prozess wird am 27. Mai fortgesetzt.

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