Remscheid Monika Blankenberg nimmt das Alter leicht

Remscheid · Die Kabarettistin sorgte mit "Altern ist nichts für Feiglinge" für ein ausverkauftes Rotationstheater – und viele neue Lachfältchen.

 Monika Blankenberg trägt keinen Gürtel mehr, seit sie ihre Taille abgeschafft hat. Sagt sie selbst – und nimmt das Alter lässig.

Monika Blankenberg trägt keinen Gürtel mehr, seit sie ihre Taille abgeschafft hat. Sagt sie selbst – und nimmt das Alter lässig.

Foto: Nico Hertgen

Die Kabarettistin sorgte mit "Altern ist nichts für Feiglinge" für ein ausverkauftes Rotationstheater — und viele neue Lachfältchen.

Das Publikum im Rotationstheater war "zum Altern" gekommen. So jedenfalls drückte es die Kabarettistin Monika Blankenberg zur Begrüßung aus, als sie in den Saal im ausverkauften Rotationstheater sah. Ein zynischer Zuhörer in den Zwanzigern hätte vielleicht denken können: "zur Alten gekommen". Blankenberg hätte es ihm nicht krummgenommen. Obwohl sie ihr tatsächliches Alter nicht verraten hat, war es ein leichtes, sie bei ihrem Streifzug durch das Altern eines Menschen ("Leben und Altern verlaufen parallel"), in die "besten Jahre" Mitte 50 einzuordnen.

Ihr Programm "Altern ist nichts für Feiglinge" sei durch und durch authentisch bis zur 60, sagte sie. Sie konnte also aus dem Vollen schöpfen, um mit ihrer Zielgruppe — vornehmlich Frauen ihres Alters — auf der Ebene des Humors solidarisch zu altern. Sie redete beinahe genüsslich über die Einstellung unserer Gesellschaft zu 30-jährigen Frauen ("Restposten — nicht unattraktiv, aber übrig"), über die Sicht der Twens auf die (vermeintlich) viel älteren Vierziger (in der Disco: "Ej, hast du disch verlaufen? Friedhof iss da vorne!") und über Falten: "Das Leben macht die Falten; soll man deswegen das Leben einstellen?" Krähenfüße seien in Wirklichkeit Lachfalten, und einen Gürtel trage sie nicht mehr, seit ihre Taille abgeschafft wurde.

Ab 40 könne Kurzsichtigkeit ein Segen sein, halte man sich den gewohnten Spiegel vor Augen. Auch die wenigen Männer im Raum bekamen ihr Fett weg. Ihre "Bierbauchbindegewebsschwäche" setze zwar recht spät ein, aber dann umso wirkungsvoller. Das sei kein Klischee, sagte sie. Man könne das Klischee in vielen Familien auf dem Sofa beobachten. In der Jogginghose natürlich, die mit der Zeit zum Muschelsack verkomme. Nicht zuletzt, weil der Mann anstatt Viagra stets nur Kürbiskerne nach Hause trage.

In ihrer Paraderolle als altersstarrsinnige und witzige 85-jährige Oma Anna, die im IC auf dem Abstellgleis vergessen worden war, bewies sie zum Schluss noch allen, dass man vor dem Alter keine Angst zu haben braucht. Das alles wirkte unverkrampft, da nicht gebrüllt, empathisch, da eigens erlebt, mitfühlend, da mitgelitten, und lustig, da selbstironisch. Das Publikum ging mit, hing an ihren Lippen, jeder noch so kleinste Gag produzierte spontane, kräftige, fast befreiende Lacher, und viele Seitenblicke zum Sitznachbarn wollten sagen: "Genau so ist es." Damit wirkte Blankenbergs Programm heilsam. Zumindest für die Seele: Geteiltes Leid ist halbes Leid.

So konnte Blankenberg es sich leisten, auch die Esoterik, die letzte Zuflucht vieler, auf die Schippe zu nehmen: Der Esoteriker suche in den Tiefen seines Selbst etwas, was er in den vielen Jahren davor nicht vermisst habe. Gefunden oder nicht: An diesem Abend ging jeder Besucher mit ein paar Lachfalten mehr nach Hause.

(bege)
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