Ballett Mit Wiener-Walzer-Klängen ins neue Jahr

Innenstadt · Drei Tänzerinnen des Studio B. und das russische Staatsorchester Kaliningrad spielen Musik von Johann Strauss beim Neujahrskonzert in der Lutherkirche. Christoph Spengler dirigiert das Konzert.

 Die Tänzerinnen (v.l.) Joelle Wyrwa (24) und Lisa Schlißke (20) proben für das Neujahrskonzert.

Die Tänzerinnen (v.l.) Joelle Wyrwa (24) und Lisa Schlißke (20) proben für das Neujahrskonzert.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die drei Tänzerinnen aus der Ballettschule von Michele Biolan müssen in der Silvesternacht standhaft sein. Alkoholverbot. Vielleicht an einem Glas Sekt nippen um 24 Uhr. Mehr nicht. Am Silvesterabend proben die drei in der Lutherkirche die Schrittfolgen für das Neujahrkonzert. Sie müssen beim Donauwalzer eine große Präsenz zeigen, er dauert immerhin zwölf Minuten. Und vor allem ein Gespürt für den Raum und die Livemusik entwickeln. Ob die Musik vom Band kommt oder aus dem Rund eines Orchesterensembles – das macht einen feinen Unterschied. Für alle. Für die Tänzer und die Zuhörer.

Silversterabend Probe. Neujahrsmorgen Probe. 15 Uhr Aufführung. Da brauchen alle einen klaren Kopf und volle Spannkraft, ohne verspannt zu sein. Aber Tänzerinnen wissen, was ihrem Köper gut tun. Askese und Disziplin gehört zu ihrem Tänzerinnendasein so wie die an den Zehenspitzen gepolsterten Tanzschuhe und das Tütü als Kostüm.

Joelle Wyrwa (24) und Lisa Schlißke (20) drehen sich durch den Proberaum im Studio B. an der Herbinghauser Straße. Eine ganze Wand besteht nur aus einem Spiegel, der unnachsichtig jeden Verlust an Präzision aufzeigt. Walzer-Musik ertönt aus der Lautsprecherbox am Boden. Ein, zwei, drei, eins, zwei, drei. „Den rechten Arm etwas weiter nach oben strecken. Und rhythmischer“, ruft Biolan hinein. Grazil, schwebend, harmonisch – die beiden Tänzerinnen fühlen sich sicher in der Choreografie. Seit vier Wochen proben sie für das Neujahrskonzert. Und alle freuen sich. Christoph Spengler, der Kantor der Versöhnungskirche freut sich auch. „Ich finde es schön, wenn ein Neujahrskonzert auch in der eigenen Stadt stattfinden kann“, sagt Spengler. Nach der Premiere im vorigen Jahr gibt es auch in diesem Jahr Musik zur beschwingten Einstimmung auf 2019. Und das alles überstrahlende Vorbild bildet das Neujahrskonzert aus Wien. Spengler dirigiert im Frack, die Musiker des Staatsorchesters aus Kaliningrad sitzen in edlem Schwarz gewandet auf ihren Stühlen. „Ich finde es immer schön, wenn alle festlich gekleidet sind“, sagt Michele Biolan. Und zur Begrüßung gibt es ein Glas Sekt. Umsonst.

„Um 15 Uhr sind die Remscheider schon wieder wach und noch nicht müde“, sagt Spengler. Und wer noch ein bisschen schläfrig in der Kirchenbank sitzt, den lässt die Musik aufhorchen. Spätestens beim zackigen Radetzky-Marsch. Ein Rhythmus, dass jeder mit muss, würde Udo Lindenberg singen. Musik von Johann Strauß prägt den Nachmittag. Melodien also, die irgendwie jeder mitsummen kann. „Wiener Blut“, „An der schönen blauen Donau“, der Kaiserwalzer – das überzuckerte Lebensgefühl der K.u.K-Monachie aus Österreich lebt wieder auf. Der Restalkohol verleitet dabei manchen zu gesteigerter Sentimentalität. Es sind Melodien, die zu Herzen gehen sollen. Wenn alles vorbei ist, die 45 Musiker aus Russland wieder im Bus nach Kaleningrad sitzen und der letzte Besucher die Kirche verlassen hat, dann dürfen die Tänzerinnen sich entspannt ein Glas Sekt genehmigen.

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