Remscheid Mit Steinen gegen Flüchtlingshelfer

Remscheid · Erneut Steinwurf gegen Lennper Lotsenpunkt. Scheiben zweier Autos zerstört. Staatsschutz erweitert Ermittlungen.

 Spuren mutwilliger Zerstörung in Lennep: An der Kölner Straße (Foto oben) wurde das Schaufenster des Lotsenpunkts der Caritas durch einen Steinwurf schwer beschädigt. Auf einem darunter aufgehängten Kommentar-Banner machen Bürger Ihrem Ärger über den Gewaltakt Luft. An der Heidestraße zerbrach ein Steinwurf die Heckscheibe eines privaten Pkw mit einem flüchtlingsfreundlichen Aufkleber.

Spuren mutwilliger Zerstörung in Lennep: An der Kölner Straße (Foto oben) wurde das Schaufenster des Lotsenpunkts der Caritas durch einen Steinwurf schwer beschädigt. Auf einem darunter aufgehängten Kommentar-Banner machen Bürger Ihrem Ärger über den Gewaltakt Luft. An der Heidestraße zerbrach ein Steinwurf die Heckscheibe eines privaten Pkw mit einem flüchtlingsfreundlichen Aufkleber.

Foto: Jan Dobrick/Polizei

Nachdem in der Nacht zum Samstag Unbekannte eine Schaufensterscheibe im Lotsenpunkt der Caritas an der Kölner Straße durch einen Steinwurf zerstörten und in derselben Nacht die Windschutzscheiben eines abgestellten Fahrzeugs der Diakonie und eines weiteren Wagens mutwillig zu Bruch gingen, sieht die Polizei offenbar politische Hintergründe und Tatbezüge zu ähnlichen Gewaltakten am Flair Weltladen in Lüttringhausen. Der Staatsschutz der Polizei, der für politisch motivierte Delikte zuständig ist, erweitert und intensiviert die Ermittlungen. Im Wuppertaler Präsidium wurde zu dem Zweck nun eine eigene Ermittlungskommission eingesetzt.

Versuchen Einzelpersonen oder gar organisierte Täter aus dem rechten politischen Spektrum Flüchtlingshelfer durch massive und wiederholte Gewalt einzuschüchtern? Dieser Verdacht verdichtet sich immer mehr, nachdem sich gewaltsame Attacken auf kirchliche Einrichtungen in Lennep und Lüttringhausen häufen. Und: Sie alle sind in unterschiedlicher Weise in der Flüchtlingshilfe aktiv. "Wir sehen Parallelen in der Art der Begehungsweise und dass jedesmal gemeinnützige Organisationen betroffen sind", sagt Polizeisprecherin Anja Meis. Bei den jüngsten Wurfattacken waren "fußballgroße Steine" benutzt worden. Sie trafen neben dem Lenneper Lotsenpunkt ein Diakonie-Auto am evangelischen Gemeindezentrum am Höhenweg und einen unbeschrifteten Ford an der Heidestraße. Er trug jedoch einen Aufkleber "Refugees wellcome" - Flüchtlinge willkommen.

Für den Lenneper Pfarrer Jürgen Behr, ist die Botschaft der Täter klar: "Habt Angst!". "Es ist feige, wenn jemand im Schutz der Dunkelheit agiert und sich nicht der Öffentlichkeit stellt." Behr stellt auch die Zerstörungen bei der der Caritas-Migrantenhilfe an der Brunnengasse vor wenigen Wochen in die Reihe der Gewalttaten. Auch dort waren Scheiben zu Bruch gegangen. Die Vorsitzende der Remscheider Caritas, Sandra Engelberg, stellt sich demonstrativ hinter ihre festen und ehrenamtlichen Helfer und macht ihnen Mut. "Remscheid ist eine offene Stadt mit großer Vielfalt, es ist sehr bedauerlich, dass so etwas geschieht."

Remscheid: Mit Steinen gegen Flüchtlingshelfer
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Gleich zweimal hatte es Anfang des Jahres den Flair Weltladen in Lüttringhausen erwischt. Bei der ersten Tat gab es eine Art Bekennerschreiben, das auf fremdenfeindliche Motive hinweist. Zusätzlich sei einer Sympathisantin von "Remscheid tolerant" vor rund 14 Tagen ein massiver Feldbruchstein in die Windschutzscheibe ihres geparkten Autos geworfen worden, berichtet der pensionierte Pfarrer und stellvertretende Vorsitzende des Aktionsbündnisses, Johannes Haun.

Die Polizei bittet mögliche Zeugen um Mithilfe. Hinweise zu den Vorfällen nehmen die Ermittler des Staatsschutzes unter Telefon 0202/284-0 entgegen.

(bu)
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