Remscheid Missbrauchsprozess - Angeklagter war Freigänger

Remscheid · Zu Beginn des zweiten Verhandlungstages vor dem Landgericht Wuppertal gegen einen 58-jährigen Angeklagten wegen mehrfachen sexuellen Missbrauchs informierte der Richter den neu dazugekommenen Gutachter kurz über den bisherigen Verlauf des Prozesses.

Da der Angeklagte selbst über seine persönlichen Verhältnisse keine Auskunft gab, war es interessant, hierbei zu erfahren, dass er während der ihm zur Last gelegten Taten Fußfesseln trug. Vermutlich war er bereits wegen ähnlicher Vergehen verurteilt worden. Das Gericht rief eine 30-jährige Frau in den Zeugenstand. Der Angeklagte soll bei ihr einen sexuellen Übergriff versucht haben. Das von der Zeugin geschilderte Geschehen spielte sich in Gevelsberg ab und nicht, wie irrtümlich berichtet, in Wuppertal.

Demnach hatte der Angeklagte sich von hinten der Frau genähert. Sie ging früh morgens alleine auf einem, von ihr so bezeichneten "Waldweg" in Richtung des Bahnhofs. Als der Mann sich links neben der Zeugin befand, hielt er ein "normales Küchenmesser" in der Hand und sagte: "Guck' mal!" Die Zeugin dachte an einen Raubüberfall und sagte spontan: "Ich habe nichts." Darauf soll der Angeklagte gesagt haben: "Ich will dich nur anfassen." "Ich will das nicht", war die Antwort der Frau. Als die Frau das Tempo erhöhte, soll sich der Angeklagte ihr in den Weg gestellt haben. Sein Messer habe in Richtung ihres Bauches/ Oberkörpers gezeigt. Er habe sie dann unvermittelt "in den Schwitzkasten": genommen, sie mit dem linken Arm umfasst und nach unten gedrückt. Die Frau konnte sich herauswinden und rannte weg. Mit einem Blick nach hinten habe sie dann gesehen, dass ihr der Mann nicht folgte. Er sei "ganz ruhig" in die Richtung gegangen, aus der er gekommen war.

Offensichtlich hatte der Angeklagte zur Tatzeit noch einen länglichen Autoschlüssel-Anhänger mit Schlüssel besessen. Der Richter präsentierte der Zeugin lediglich den Anhänger ohne Schlüssel: Ob es möglich sei, dass sie diesen Anhänger mit einem Messer verwechselt haben könnte? Die Zeugin sagte aus, dass sie eindeutig ein Messer gesehen habe und keinen Schlüssel. Ob sie allerdings ein "Steakmesser mit gezackter Klinge" oder ein "Brotmesser mit Wellenschliff" gesehen hatte, konnte sie nicht mehr sagen. Nach dem Überfall musste sie sich in eine Therapie begeben und leidet heute noch unter dem Überfall. Der Prozess wird mit dem Befragen weiterer Zeugen fortgesetzt.

(begei)
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