Remscheid Miese Noten – Tadel hilft nicht

Remscheid · Morgen gibt es Zeugnisse. Tausende Remscheider Schüler bringen gute oder auch schlechte Noten nach Hause. Wie sollten Eltern sich verhalten? Geld für eine Eins und Strafe für die Fünf? Ein Schulpsychologe gibt dazu ein paar Tipps.

Morgen ist Zeugnisausgabe. Die Noten sorgen in Familien nicht nur für Gesprächsstoff, oft schüren sie auch Konflikte. Viele Eltern sind verunsichert. Sie wissen nicht, wie sie auf schlechte Schulnoten ihrer Kinder reagieren sollen. Oder auch wie sie am besten mit guten Noten umgehen. "Nach den Zeugnissen rennen Eltern uns die Türen ein", sagt Alvin T. Dörnhaus. Er arbeitet als Schulpsychologe bei der Psychologischen Beratungsstelle der Stadt Remscheid. Sie richtet morgen ein Zeugnistelefon ein, anrufen können Eltern und Schüler.

Im Gespräch mit der BM gibt er ein paar allgemeine Tipps zum Umgang mit Noten:

Nicht bestrafen Bei schlechten Noten sollte auf Tadel, Strafen und Verbote verzichtet werden. "Sie bewirken das Gegenteil, können Minderwertigkeitsgefühle verstärken und die Motivation herabsetzen", sagt Dörnhaus. Das Kind sei schon gestraft genug. Schlechte Noten sollten ernst genommen werden, "sie sind aber kein Weltuntergang".

Von Schuldzuweisungen rät Dornhaus ab. "Den Blick sollte man auf die Gegenwart und Zukunft richten."

Keine Geld- und Sachgeschenke Bringt das Kind gute Noten nach Hause, sollten diese nicht mit Geldbeträgen oder kleinen Extras belohnt werden. Besser sei, mit dem Kind einen gemeinsamen Ausflug zu unternehmen.

Zeugnisgespräch führen Eltern können mit dem Kind die Gründe für die schlechten Noten suchen, um gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zu finden. "Das Kind ansprechen, was es selber tun will, um besser zu werden", sagt Dörnhaus. Geklärt werden sollte, welche Fächer die wichtigsten sind. "Eine Fünf in Sport ist nicht so dramatisch wie eine Fünf in Mathematik." Das Gespräch sollte nicht in vage Versprechen münden – nach dem Motto "ich lerne jetzt mehr und alles ist gut". Der bessere Weg sei, wenn Eltern mit den Kindern Vereinbarungen mit konkreten Schritten treffen – zum Beispiel "Ich frage den Lehrer, wenn ich etwas nicht verstanden habe", "Ich lerne künftig mit Mitschüler XY", "Ich mache immer die Hausaufgaben". Bei der "Kontrolle" kann zu viel Druck das Gegenteil bewirken. Folge: Das Kind ist nicht mehr motiviert, verliert die Lernlust. "Eltern sollten aber konsequent bleiben", sagt Dörnhaus.

Schulnoten sind das ganze Jahr über ein Thema in der Beratung der Schulpsychologen. "Sind die Schulleistungen schlecht, sind Eltern besorgt, dass mit ihrem Kind etwas nicht stimmt", berichtet Dörnhaus. Durch eine Diagnose werde festgestellt, ob ein Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, eine Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Rechenschwäche vorliegt. Oft liege die Ursache für miese Noten woanders: Viel Druck, Medienkonsum, die familiäre Situation oder Mobbing können Lernen beeinträchtigen.

(RP)
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