Remscheid "Menschlichkeit ist unser Geheimnis"

Remscheid · Rewe sah keine Zukunft mehr. Zwei Remscheider haben aus dem Frischmarkt im Südbezirk eine Erfolgsstory gemacht

 Inge Johann (79) ist Stammkundin im "Frischmarkt" von Regina Buschhaus an der Baisieper Straße.

Inge Johann (79) ist Stammkundin im "Frischmarkt" von Regina Buschhaus an der Baisieper Straße.

Foto: Jürgen Moll

Sechszehn Jahre lang arbeitete Regina Buschhaus im Nahkauf an der Baisieper Straße 18. Als der Supermarkt in der Nähe des Wasserturms an der Brücke über die Intzestraße Ende 2014 von der Firma Rewe (Begründung: zu wenige Kunden) geschlossen wurde, war für die Remscheiderin schnell klar, dass es hier weitergehen muss. "Die Menschen hier im Stadtteil brauchen das Angebot", sagt sie. Ihnen fühlt sie sich verpflichtet.

Heute ist sie seit zwei Jahren Geschäftsführerin des "Frischmarkt Remscheid Süd", der seit der Übernahme die Kundenzahl deutlich gesteigert hat. "Wir haben im Schnitt 600 Kunden am Tag", sagt Buschhaus. Zum Start waren es 450.

Die allermeisten sind Stammkunden, kommen oft mehrmals in der Woche, so wie Inge Johann (79). Die Menschen sind froh, dass sie für ihren Einkauf keine weite Wegen zurücklegen müssen. Gerne genutzt wird auch der Lieferdienst. Einige Kunden rufen an und geben ihre Bestellungen durch, andere kommen in den Laden, suchen selber aus und lassen dann liefern. Zweimal die Woche, dienstags und donnerstags, wird ausgeliefert, mittlerweile sogar bis nach Lennep oder in die Innenstadt. Das Angebot hat sich rumgesprochen.

"Preislich können wir absolut mithalten", sagt Inhaber Ulrich Obodzinski. Und auf den 800 Quadratmetern Verkaufsfläche finden die Kunden alles für ihren Großeinkauf. Besondere Dinge werden auf Wunsch bestellt.

Entscheidend für den Erfolg sei aber noch ein anderer Faktor. "Menschlichkeit ist unser Geheimnis", sagt Obodszinski. Für ein persönliches Gespräch mit den Kunden nehme man sich immer Zeit, das gehöre einfach dazu. "Das finden sie woanders nicht so", ergänzt Regina Buschhaus. Für einen Kunden erweiterte der Frischmarkt unlängst eine Lieferfahrt um einen Abstecher in die Apotheke - um noch Salbe gegen Rückenschmerzen zu holen.

Wichtig für die erfolgreiche Fortführung des Geschäfts sei auch der Zeitfaktor gewesen. "Sechs Wochen nach der Schließung haben wir schon wieder aufgemacht", sagt Obodzinski stolz. Mit der Firma Lüning, die auch für die Kette Edeka arbeitet, wurde schnell ein Lieferant gefunden, der die benötigte Qualitäts-Ware liefern konnte. Das Startkapital wurde privat organisiert. "Das Erste, was wir damals gekauft haben, war eine Putzmaschine", erinnert sich Obodzinski. Denn auch das ist den Kunden wichtig: Das Geschäft an der Baisieper Straße ist hell, aufgeräumt, sauber, hat breite Gänge.

Der unternehmerische Einsatz für den Stadtteil und seine Bewohner hat Regina Buschhaus und Ulrich Obodszinski auch Fans in der Remscheider Politik beschert. Zum zweijährigen Jubiläum gratulierte unlängst die CDU-Fraktion. Deren Chef Jens Nettekoven kam vorbei und gratulierte persönlich.

"Wir Kunden haben es in der Hand, ob in unserer Nachbarschaft solche kleineren Supermärkte am Leben gehalten werden, hinter denen kein mächtiger Konzern steckt, sondern in diesem Fall ein Mann, der tief in unserer Stadt und im Südbezirk verwurzelt ist.", heißt es in einer Pressemitteilung. Die CDU bestelle im Frischmarkt all ihre Lebensmittel für die Geschäftsstelle.

(RP)
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