Ansichtssache Busfahren muss klimaneutral und bürgernah werden

Meinung | Remscheid · Dem öffentlichen Nahverkehr kommt eine entscheidende Rolle zu, wenn Remscheid die Klimawende in den nächsten Jahren schaffen will.

  CHRISTIAN  PEISELER

CHRISTIAN PEISELER

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Spulen wir die Zeit sechs Jahre vor. Wie wollen wir 2025 in Remscheid in puncto Mobilität leben? Vielleicht so: Jeder Remscheider kann sich ein Monatsticket für Bus- und Bahn kaufen für einen Preis, der unter 50 Euro liegt. Wer abends im Saxo war oder einen Film im Kino sah, wer beim Lenneper Sommer oder beim Bürgerfest auf dem Kremenholl verweilte, der muss sich keine Gedanken darum machen, wie er nach Hause kommt. Bis ein Uhr in der Nacht fahren die Busse. Und wer sein Rad dabei hat, kann es bequem in einen Anhänger während der Fahrt im Stadtwerke-Bus unterbringen.

Sind solche Wünsche Träumereien von Leuten, die keine Ahnung haben von Ökonomie, Ökologie und Nahverkehrskonzepten? Nein. Es sind berechtigte Forderungen, die nicht einfach vom Tisch zu wischen sind mit dem Verweis auf Sachzwänge. Sie gehören ganz oben auf die Prioritätenliste der Stadtwerke und der Politik. Die Bürger wollen in ihrem Alltag spüren, wie die Stadt die Weichen für mehr klimafreundliches Verhalten stellt. Dabei spielt das Netz aus Bus und Bahn eine wesentliche Rolle.

Es hilft auf Dauer nur wenig, die Menschen mit Reden und werblichen Aktionen zu ermuntern, das Auto öfter mal stehen zu lassen. Der Bus muss eine echte Alternative sein für Autofahrer und Pendler. Das ist eine große Herausforderung. Die Preise müssten deutlich gesenkt werden, die Taktzeiten erhöht und die Fahrzeuge umgerüstet. Erst wenn der Bürger sicher sein kann, dass er ohne große Probleme und ohne Mehrkosten von A nach B kommt, erst dann lässt er das Auto stehen.

Der Haken bei der Sache: Der öffentliche Nahverkehr ist bereits heute ein Zuschussgeschäft. Die Stadtwerke müssen ihn durch ihre Gewinne aus Gas und Strom quersubventionieren. Alleine kann Remscheid als verschuldete Kommune die Mehrkosten nicht aufbringen. Die Stadt braucht Unterstützung vom Land und vom Bund. Denn eines müsste jedem klar sein: So wie es im Augenblick auf den Straßen läuft, darf es nicht weiterlaufen. „Wir können das Ziel der Klimaneutralität nicht erreichen, weil uns das Geld für die teure Umstellung fehlt“ — das ist ein apokalyptisches Argument fürs Abwarten. Das Klima wartet nicht darauf, bis Remscheid genügend Überschuss erwirtschaftet hat, um den ÖPNV zu verbessern.

 Busse müssen eine echte Alternative für Autofahrer und Pendler werden.

Busse müssen eine echte Alternative für Autofahrer und Pendler werden.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die Stadtwerke erhalten bald einen neuen, modernen Busbahnhof. Es spricht viel dafür, diesen zentralen Ort neu zu gestalten. Aber es mutet absurd an, den Ebert-Platz zu erneuern und das Busnetz nicht den neuen Anforderungen für ein klimaneutrales Leben anzupassen. Bevor endgültig über die Zukunft des Friedrich-Ebert-Platzes entschieden wird, sollte ein Konzept vorliegen, mit dem der Nahverkehr das Ziel erreichen kann, klimaneutral und bürgernah zugleich zu sein. Die Zeit der Absichtserklärungen, des Schwarze-Peter-Spiels und der Verzögerungen ist vorbei. Sechs Jahre gehen schnell vorüber.

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