Remscheid Mehr Zeit für Familie - Seelsorger Hibbeln geht in den Ruhestand

Remscheid · Unzählige Menschen hat Heribert Hibbeln auf der Schwelle vom Leben zum Tod begleitet, hat Schweres mitgetragen, sich mit genesenden Patienten gefreut und ebenso immer ein offenes Ohr für Ärzte und Pflegende gehabt. Nach langjähriger Tätigkeit als Klinikseelsorger am Remscheider Sana-Klinikum und an der Fabricius-Klinik wechselt der aus Paderborn stammende Diplom-Theologe nun in den Ruhestand.

 Heribert Hibbeln baute Brücken zwischen Patienten und Ärzten, begleitete und tröstete viele Menschen unter dem Dach des Krankenhauses.

Heribert Hibbeln baute Brücken zwischen Patienten und Ärzten, begleitete und tröstete viele Menschen unter dem Dach des Krankenhauses.

Foto: Moll

Ende Juni verabschiedet er sich von beiden Häusern, um nach einem erfüllten und intensiven Arbeitsleben viel Zeit für seine Familie und seine Hobbys zu haben. "Im Krankenhaus findet sich das ganze Leben wie unter einem Brennglas wieder", beschreibt der Vater von drei erwachsenen Kindern seine Erfahrung. Geburt und Sterben, Glück und Leid, Hoffnung und Enttäuschung finden gewissermaßen unter einem Dach statt.

Die Begleitung von schwer Kranken und Sterbenden, das gemeinsame Abschiednehmen von den Verstorbenen mit den Angehörigen, sind dabei wohl die wichtigsten und belastendsten Aufgaben des Seelsorgers. "Ich habe sicherlich einen besonderen Blick auf das Leben, zu dem das Sterben ebenso gehört", sagt Hibbeln in Anspielung auf eine Gesellschaft, die das Lebensende gerne aus ihrem Bewusstsein verdrängt. Der Theologe weiß: "Wer reflektiert gelebt hat, nimmt anders Abschied."

Seine langjährige Erfahrung, die er an vielen Krankenbetten gesammelt hat, sagt ihm, dass die Menschen ein Gespür für ihre Situation haben - auch, wenn sie das nicht oder nicht klar äußern. "Sie wissen, was mit ihnen los ist." Insofern freut er sich, dass er in den vergangenen Jahren eine Veränderung im Umgang mit dem Patienten bemerkt hat. "Die sprechende Medizin ist auf dem Vormarsch", sagt er hinsichtlich des Bemühens der Ärzte, sensibel, ehrlich und gleichzeitig so individuell wie möglich die Erkrankten und ihre Familien aufzuklären.

Heribert Hibbeln hat sich immer als Brückenbauer in der Kommunikation zwischen Patient und Pflegepersonal, Medizinern, aber auch den Angehörigen verstanden - dabei stets das Einverständnis der Betroffenen berücksichtigend.

Seine Arbeit erledigte er unabhängig einer Religionszugehörigkeit, von Konfession und kulturellem Hintergrund. Klinikseelsorge ist für alle da, wenngleich er sich durch das mit einem Kreuz versehene Namensschild immer als Mann der Kirche zu erkennen gab. "Ich wollte den Menschen aber nie etwas überstülpen. Die Leute respektieren meinen Glauben und an ihm kann sich ja vielleicht etwas entzünden."

Zu seinen Aufgaben gehörte ebenfalls die Teilnahme an den Ethik-Konsilen, in denen etwa der Umgang mit vorliegenden Patientenverfügungen oder mit Situationen besprochen wurde, bei denen eine solche Willenserklärung eben nicht vorlag.

Heribert Hibbeln wurde Tag für Tag mit menschlichem Schicksalen konfrontiert. Hat er davon nicht manches gedanklich mit nach Hause genommen? "Nein", sagt er, "meine eigene Spiritualität und mein Glaube haben mir gesagt: Ich bin nicht alleine. Ein Gebet hat mich täglich begleitet, wenn ich die Klinik verlassen habe: Herr, ich habe meinen Teil getan. Jetzt sieh du zu."

(bona)
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