Remscheid Marktbummler lassen sich nicht einschüchtern

Remscheid · Trotz Mitgefühls und Entsetzens über den Anschlag in Berlin ließen sich viele Remscheider gestern die Lust am Budenbummel auf dem Weihnachtsmarkt nicht nehmen. An den Buden und Ständen herrschte Betrieb, Glühwein, Waffeln, Würstchen und Backfisch waren gefragt. Jugendliche und Kinder drehten munter auf der Eisbahn ihre Kreise.

 Bernd Objartel mit Ehefrau Petra Objartel und Siegfried Peters (v.li.) lassen sich die Freude am Weihnachtsmarkt nicht verderben.

Bernd Objartel mit Ehefrau Petra Objartel und Siegfried Peters (v.li.) lassen sich die Freude am Weihnachtsmarkt nicht verderben.

Foto: Moll Jürgen

"So traurig das für die Opfer und Angehörige ist, es nutzt niemandem was, wenn keiner mehr auf Weihnachtsmärkte geht", sagt Siegfried Peters. Hamburg, Lübeck oder Kiel - er geht mit seiner Frau regelmäßig auf Weihnachtsmärkte und genießt die besondere Atmosphäre. Bernd Objartel und seine Frau Petra sehen das ähnlich. "Die Bilder aus Berlin und aus Frankreich hat man natürlich im Kopf, aber hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, egal wo man sich befindet", sagt Bernd Objartel.

"Natürlich denke ich an Berlin", sagt Stefanie Engelhardt. "Ich war fassungslos und entsetzt, aber ich habe keine Angst." Auch ihre Kollegin Petra Räuber ist tief bewegt von den Bildern aus Berlin, die seit gestern Abend auf den Bildschirmen gezeigt werden. "Mein erster Gedanke war, hört das denn nie auf?" Vor vier Jahren war sie genau auf dem Berliner Weihnachtsmarkt, auf dem jetzt der Lkw seine Todesfahrt startete. Natürlich habe sie ein mulmiges Gefühl, sagt Petra Räuber. "Man weiß nie, wer schlechte Gedanken hat, doch will ich mir mein Leben nicht kaputtmachen lassen", sagt sie. "Vor extrem denkenden Menschen kann man sich nicht schützen, doch sollte man sich von ihnen nicht einschüchtern lassen."

Am Schmuckstand von Christine Penz war es am frühen Abend noch ruhig, doch ist sie zuversichtlich, dass es ab Donnerstag wieder voller wird. Den Anschlag findet sie schrecklich. "Das hat mit Glauben nichts zu tun, das ist blanker Hass." Dass sich der Anschlag spürbar negativ auf ihr Geschäft auswirken könnte, glaubt sie eher nicht. "Betroffen sind weniger die kleinen als die großen Weihnachtsmärkte", ist sie überzeugt. Vielmehr sorgt sie sich um mögliche gesellschaftlichen Konsequenzen des Anschlags. "Unter den Folgen leiden vor allem auch die Moslems und Flüchtlinge, die gar nichts damit zu tun haben, und das ist traurig." Sie ist selbst in der Flüchtlingshilfe aktiv. "Ich kenne die Menschen ganz anders, gerade die Kinder haben viel durchgemacht."

(bu)
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