Mein Remscheid Rotentionstheater als Sprungbrett für Barth, Appelt und Co.

Remscheid · Seit über 40 Jahren engagiert sich die Familie Schmidt in Lennep für die Kulturszene.

 Julia Schmidt, Reintraut Schmidt-Wien, David Schmidt und Johannes Schmidt (von links).

Julia Schmidt, Reintraut Schmidt-Wien, David Schmidt und Johannes Schmidt (von links).

Foto: Meuter, Peter (pm)

Die Familie Schmidt ist in Lennep eine Institution. Sowohl Nachwuchstalenten als auch etablierten Künstlern bietet sie seit über 40 Jahren eine Bühne. Dort, wo einst die Rotationsmaschinen der Bergischen Morgenpost, standen, wird seit fast 30 Jahren musiziert, geschauspielert und vor allem herzhaft gelacht. Denn das Rotationstheater von Reintraut Schmidt-Wien (69) hat speziell in der Kabarett- und Comedy-Szene einen guten Namen. Johann König, Mario Barth oder Ingo Appelt begannen hier ihre Karriere.

„Wir hatten damals nur spartanisches Licht und keinen Ton“, erinnert sich Schmidt-Wien lachend an die Anfänge der Kleinkunstbühne. Heute ist sie komplett ausgestattet. Hervorgegangen war das Theater aus der der Schule für Musik, Tanz und Theater, die sie 1974 mit ihrem Mann Johannes Schmidt (71) gründete. Zunächst unterrichteten die beiden Musiklehrer in ihrem Privathaus, einem alten Bauernhof in Frielinghausen. Nur zwei Jahre später zog die Schule an die Poststraße nach Lennep.

Als das Ehepaar 1990 mit der Einrichtung an die Kölner Straße wechselte, folgten die ersten Anfragen für Auftritte im Kellerraum, der ursprünglich als Vorspielraum für die Schüler dienen sollte. Die Agentenanrufe und Künstleranfragen wurden immer mehr. „Das war ein Selbstläufer“, betont Klarinettist Johannes Schmidt, der 1973 das Balalaika-Ensembles „Druschba“ gründete und sechs Jahre mit Ivan Rebroff tourte.

Reintraut Schmidt-Wien wählt die Künstler mit Gespür dafür aus, was beim Publikum ankommt. Zu ihrem Bedauern findet das Puppentheater nicht mehr so großen Anklang. Manches entwickelte sich auch zufällig zu einem Dauerbrenner, so wie das Travestieduo „Ham & Egg“, das seit 20 Jahren immer wieder für ein volles Haus sorgt.

Ein gemeinsames Bild von „Ham & Egg“ mit Schmidt-Wien ist an der Wand im Rotationscafé zu sehen – zusammen mit weiteren Fotos von Stars wie Isabel Varell, Guido Cantz oder Fatih Çevikkollu, Sie alle standen schon im Rotationstheater auf der Bühne. Vor elf Jahren eröffnete die Familie zudem das Café in den Räumen eines ehemaligen Raumausstatters, die mit Theater und Schule verbunden sind. Eingerichtet ist es mit Möbeln aus den 20er Jahren, die sie vom Café Grah übernommen hatten.

„Das war die goldrichtige Entscheidung“, ist sich Sohn David Schmidt (44) sicher. Er macht seit 20 Jahren die kaufmännische Verwaltung der freien Musikschule mit ihren 25 ausgebildeten Dozenten. „Gerade auswärtige Gäste finde es urig und fühlen sich hier wohl“, ergänzt der ausgebildete Industriekaufmann. „Der künstlerische Schwerpunkt des Cafés liege bei der Gitarrenmusik“, sagt David Schmidts Schwester Julia (42), die federführend für die Gastronomie verantwortlich ist. Auftrittsanfragen für Café und Theater kommen inzwischen aus ganz Deutschland. Den Erfolg des Familienbetriebs führt David Schmidt auf die Aufteilung zurückführt. Die Aufgaben werden auf mehreren Schultern verteilt und die Wege zwischen Theater, Schule und Café, das jeden Morgen für die Familienkonferenz genutzt wird, sind kurz.

Neben Gastkünstlern bleibt aber noch Raum für die Schüler der eigenen Schule. Bands wie Apex sind aus dem Bandprojekt hervorgegangen. Sie proben regelmäßig in den Theaterräumen. Ein Sozialfonds ermöglicht auch Kindern aus sozialschwachen Familien die Teilnahme an den Angeboten.

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