Wald in Lennep Dela Kirchner ist Jägerin aus Liebe zum Tier

Die Lenneperin machte vor acht Jahren den Jagdschein und geht gerne vor Sonnenaufgang durch den Wald. Das Bild des Jägers in der Gesellschaft sei oft viel zu negativ, findet die 39-Jährige.

 Dela Kirchner ist Jägerin in Lennep und sieht sich als Tierschützerin. Die Verkürzung der Schonzeit für Schmalrehe und Böcke sieht sie kritisch.

Dela Kirchner ist Jägerin in Lennep und sieht sich als Tierschützerin. Die Verkürzung der Schonzeit für Schmalrehe und Böcke sieht sie kritisch.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Jeden Tag verbringt Dela Kirchner bis zu zwei Stunden im Wald. Begleitet wird die 39-Jährige dabei von Mischlingshündin Emma. Am liebsten ist sie zum Sonnenaufgang im Revier unterwegs und beobachtet die Wildtiere. Hut, Fernglas und Rucksack gehören dabei zu Grundausstattung – denn Kirchner ist Jägerin.

Nur ein Gewehr hat sie in der Regel nicht dabei. Das Erlegen von Wild steht nämlich bei der Lenneperin nicht im Vordergrund. Vor acht Jahren, 2012, entschied sie sich dazu, den Kurs zur Vorbereitung auf die Jägerprüfung zu absolvieren, weil sie nur noch nachhaltiges Fleisch konsumieren wollte. Durch den Lebensgefährten ihrer Mutter, ebenfalls Jäger, wurde ihr Interesse für die Jagd neugeweckt. Denn bereits aus ihrer Kindheit war sie vertraut mit Wald und Wild.

„Konsequent bis zum Ende verfolgt, sind Jäger Tierschützer. Der Landesjagdverband ist im Grunde auch der größte Naturschutzverband in NRW“, sagt Kirchner, die sich auch für die Einführung der Katzenschutzverordnung beziehungsweise Kastrationspflicht für Katzen in Remscheid eingesetzt hat. Zu den Aufgaben des Jägers zählt nämlich nicht nur das Erlegen von Wild zur Regulierung des Bestandes. Auch bei Wildunfällen sind die jeweiligen Revierpächter ehrenamtlich aktiv, um das Tier von dem Leid zu erlösen. Außerdem zeichnen sie sich verantwortlich für die Biotoppflege und Lebensraumverbesserung für das Wild. Dazu zählt beispielsweise die Schaffung von Nahrungs- oder Nistmöglichkeiten.

„Man ist sehr nah dran am Kreislauf der Natur“, begründet Dela Kirchner, was ihr am Jägerdasein gefällt. Während der Ausbildung habe sie unheimlich viel gelernt über die Natur, Tiere oder auch deren Krankheiten. Es gebe keine bessere Möglichkeit, so viel und so geballt über die Natur zu lernen, wie beim Erlangen des Jagdscheines, ist sie sich sicher.

Kritisch hat sie deshalb auch den Landesbeschluss zur Verkürzung der Schonzeit von Rehwild verfolgt, der Ende Januar gefasst wurde. Weil es in Remscheid derzeit keinen Jagdbeirat und nur eine kommissarische Untere Jagdbehörde gibt, wurde des Beschluss sozusagen ohne fachliche Expertise durchgewunken, kritisiert Kirchner. Der Entscheidungsprozess sei für die Jägerschaft so nicht nachvollziehbar und eine Rechtssicherheit nicht gegeben. Der April ist für das Rehwild ein Monat mit hohem Ruhebedürfnis. Und: Aktuell ist Brut- und Setzzeit. Die Gefahr, ein Schmalreh (weibliches Reh im zweiten Lebensjahr, das noch keinen Nachwuchs hat) mit einer Ricke, die gerade erst gesetzt hat, zu verwechseln und so den Kitzen die Mutter zu nehmen, sei groß, erläuterte sie.

Erst im vergangenen Jahr half Kirchner dabei, vor dem Mähen der Wiesen nach Kitzen zu suchen, damit sie nicht vom Mäher erfasst werden konnten. Ein tolles Gefühl. „Ich konnte ihnen später sozusagen beim Aufwachsen zusehen“, erzählt sie mit einem Strahlen in den Augen.

Genau das sind die Momente, die Kirchner als Jägerin erfüllen. Doch man habe oft mit Vorurteilen zu kämpfen, bedauert sie. Und das nicht, weil sie als Frau in einem eigentlich noch von Männern dominierten Bereich tätig ist. In Jägerkreisen sei sie immer mit offenen Armen aufgenommen worden. Doch gerade Unwissenheit und damit einhergehende Vorurteile prägen das Bild des Jägers als negativ in der Gesellschaft – auch in Tierschutzkreisen, in denen sie sich ebenfalls bewegt.

Dem will Kirchner mit offener Kommunikation und Aufklärung entgegenwirken. „Ich kenne keinen Jäger, dem es nur um Trophäen geht“, betont sie. Das Klischee des „schießwütigen Tiermörders“ sei definitiv falsch und überholt. Sie, sowie wie die anderen Jägerinnen, Jäger, Revierpächter oder auch die Kreisjägerschaft in Remscheid stünden jederzeit gerne bei Fragen zur Verfügung.

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