OB vergibt Ehrenamtskarten Dankeschön für die Lebensmittelretter

Remscheid · Am Ende bekam Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz einen kleinen Geschenkkorb überreicht – dabei war doch eigentlich er es gewesen, der sich bedanken wollte. 17 Remscheider Lebensmittel-Retter um die beiden Food-Botschafterinnern Elisabeth Erbe und Mirjam Starke bekamen am Dienstag im Rathaus die Ehrenamtskarte überreicht.

 Für den Oberbürgermeister gab’s im Rathaus einen Geschenkkorb, für die Foodsaver die Ehrenamtskarte.

Für den Oberbürgermeister gab’s im Rathaus einen Geschenkkorb, für die Foodsaver die Ehrenamtskarte.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

„Es handelt sich dabei aber nur um eine äußere Form der Anerkennung – ich bin mir sicher, dass niemand von Ihnen das ehrenamtliche Engagement nur deswegen macht“, sagte Mast-Weisz. Das Thema Lebensmittelrettung würde indes sehr gut zu einer Diskussion passen, die im Moment nicht nur in Remscheid sondern in ganz Deutschland, wenn nicht gar weltweit geführt werde: „Die Frage lautet: Wie gehen wir mit der Schöpfung um?“

So sei erst kürzlich im Stadtrat die Frage diskutiert worden, ob in Remscheid der Klimanotstand ausgerufen werden solle. „Es war eine intensive Diskussion, ich habe den Antragsstellern allerdings gesagt, dass ich die Befürchtung habe, dass ein entsprechender Ratsbeschluss ganz schnell wieder zu den Akten gelegt werden würde“, sagte der Oberbürgermeister. Nachhaltigkeit sei ein immens wichtiges Thema, das sei nicht die Frage. Es gehe hier jedoch um wesentlich mehr als die einzelnen Bereiche, mit denen sie in Verbindung gebracht werde – CO2-Ersparnis, Armut, Digitalisierung, Verschwendung, Geschlechtergleichheit. „Es geht um eine Haltung“, sagte Mast-Weisz. Es sei mehr als ein Hype um Greta Thunberg, der aber fraglos gutzuschreiben sei, dass sie eine dringend nötige und weltweite Diskussion in der Gesellschaft losgetreten habe.

Und an dieser Stelle würden auch die Foodsharer ins Spiel kommen. Denn sie würden nicht nur gegen die Verschwendung von Lebensmitteln angehen, die so groß sei, dass sie einer Industrie-Nation wie Deutschland unwürdig sei. „Sie geben den Bedürftigen in unserer Stadt Lebensmittel. Und nach wie vor lebt jedes vierte Kind in Remscheid in einer Familie, die von Armut betroffen oder bedroht ist. Etwa 10.000 Menschen hier sind von der Grundsicherung abhängig“, sagte Mast-Weisz.

Die Arbeit der Foodsharer ziele genau auf diese Menschen ab. Das wurde auch deutlich, als eine Foodsharerin etwa erzählte, dass sie immer wieder auch von Menschen abends angerufen werde, die fragten, ob sie noch etwas für sie habe. „Dann packe ich die Sachen ein, die noch übrig sind, und gebe sie weiter.“ Nach Abholaktionen drehe sie zudem immer ihre Runden und liefere die geretteten Lebensmittel direkt bei älteren Menschen ab.

Mast-Weisz betonte die Wichtigkeit der Arbeit der Lebensmittelretter. „Ich weiß nicht, wie viele Tonnen Lebensmittel jeden Tag weggeworfen werden. Es sind zu viele. In Frankreich gibt es ein Gesetz, dass Supermärkten verbietet, abgelaufene Lebensmittel wegzuwerfen. Das stünde unserem Land auch gut zu Gesicht.“ Gleichzeitig drückte er seinen großen Respekt für die Foodsharer aus. „Sie machen sich sehr um unsere Stadt verdient, ich danke Ihnen für die vielen Stunden ehrenamtlichen Engagements.“

Food-Botschafterin Elisabeth Erbe machte im Anschluss deutlich, wie wichtig und erfolgreich die Arbeit der Foodsharer ist. „Vor drei Jahren wurde Foodsharing gegründet. 2016 waren wir in Remscheid fünf Leute und hatten eine Kooperation. 2017 waren es bereits 17 Helfer und heute sind wir 97 aktive Helfer mit 48 laufenden Kooperationen. Wir haben bislang 312.000 Kilogramm Lebensmittel gerettet.“

Es werde alles privat organisiert und verteilt, allerdings würden auch soziale Einrichtungen wie das Jugendcafé 57, das Obdachlosencafé, die Pension Dreesen oder Augusta-Hardt-Horizionte bedacht. „Es besteht auch eine sehr gute und fruchtbare Zusammenarbeit mit der Remscheider Tafel. Wir ergänzen und helfen uns“, sagte Elisabeth Erbe. Mirjam Starke ergänzte, dass sie sich noch wünschen würde, dass das Angebot nun auch auf der Website der Stadt vermerkt würde. Das sagte der Oberbürgermeister direkt zu. Auch wurde besprochen, künftig nach Veranstaltungen der Stadt die Reste des jeweiligen Caterings an die Foodsharer zu geben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort