Landtagswahl in Remscheid/Radevormwald Jens Nettekoven holt das Direktmandat
Remscheid · Erstmals gelingt es einem Kandidaten der CDU, den Remscheider Wahlkreis zweimal in Folge zu gewinnen. Sven Wolf (SPD) verliert das Duell erneut, zieht aber mit hoher Wahrscheinlichkeit erneut in den Landtag ein.
Es ist 20.31 Uhr, als die „Wahlparty“ im Ämterhaus am Ebert-Platz ihrem Namen für einige Minuten tatsächlich einmal gerecht wird. Mit rhythmischem Klatschen empfängt die CDU-Entourage ihren Kandidaten Jens Nettekoven, als er, begleitet von seiner Frau und seiner Tochter, die Treppe hinauf in den Wartebereich steigt. Lautstark wird wie bei einem Fußballspiel sein Name skandiert.
Erschöpft, aber sichtbar glücklich und erleichtert spricht Nettekoven vor den Journalisten von einem Marathon, den er in den vergangenen acht Wochen absolviert habe. Er sei platt. Erst im dritten Satz betont er die historische Dimension seines am Ende klaren Erfolges gegen Sven Wolf (SPD). „Ich bin der erste CDU-Kandidat, dem es gelungen ist, diesen Wahlkreis zwei mal in Folge zu gewinnen“.
Wozu auch diesmal wieder die Radevormwalder, die seit 2017 zum Wahlkreis dazu gehören, ihren Teil beitragen. Dort liegt Nettekoven mit 42,04 Prozent meilenweit vor Wolf (27,41). In Remscheid ist es mit einem Abstand von einem Prozent deutlich knapper.
Dass er bei den Erststimmen mit 34,17 Prozent im Wahlkreis deutlich besser als seine Partei (28,18) abgeschnitten hat, tröstet Sven Wolf etwas über die Niederlage hinweg. Die bundespolitischen Themen hätten im Wahlkampf klar überwogen, berichtet er. Landespolitische Themen hätte kaum ein Rolle gespielt.
Anders als beim Urnengang vor fünf Jahren muss Wolf diesmal nicht zittern, ob er es wieder in den Landtag schafft. Mit „sehr hoher Wahrscheinlichkeit sei er wieder dabei, sagt Wolf, dessen Listenplatz 7 den Stellenwert zeigt, den er als einer der Stellvertreter von Fraktionschef und SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty in Düsseldorf hat. Dem wünscht er gutes Gelingen bei den Gesprächen mit FDP und Grünen über eine mögliche Regierungsbildung. Wolf ist zunächst nach Düsseldorf gefahren, bevor er später in seinen Wahlkreis kommt. Man sieht ihn auf Fernsehbildern. Im Ämterhaus gibt er sich als fairer Verlierer. stellt sich für gemeinsame Fotos neben Nettekoven.
Die Aufgabe der Regierungssondierung fällt nach Einschätzung des langjährigen Remscheider SPD-Fraktionschefs und Landtagsabgeordneten Hans-Peter Meinecke erst einmal der CDU und den Grünen zu. Sie verfügen zusammen im Land in einem Zweierbündnis über eine Mehrheit. Die Gespräche könnten schwierig werden, prognostiziert Meinecke. Den Medien wirft er vor, in den Wochen vor der Wahl unfair mit Kanzler Scholz umgegangen zu sein, während die beiden grünen Minister Baerbock und Habeck die öffentliche Wahrnehmung bestimmt hätten. Das habe der SPD geschadet.
Auch SPD-Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz sieht nicht begeistert aus. Ein dritter Erfolg der SPD nach den Siegen bei den Kommunal-Wahlen und den Bundestagswahlen hätten ihm mehr zugesagt. Klare Aussagen zu der Frage, wie es denn jetzt mit finanziellen Hilfen für die hochverschuldete Kommune aussieht, hat er allerdings bei allen Parteien vermisst. Darum gibt der OB beiden Landtagskandidaten mit auf den Weg, dass sie sich verstärkt und gemeinsam für die Belange Remscheids einsetzen sollen.
Zwar nur in Nebensätzen erwähnt, ist auch das gute Abschneiden der AfD im Wahlkreis ein Thema an diesem Abend. Deren Kandidat Nicolai Marre liegt mit 7,21 Prozent klar vor Torben Clever (FDP) und Peter Lange (Linke). Die Hoffnung, dass die Partei ähnlich wie in Schleswig-Holstein auch in NRW an Bedeutung verliert, hat sich nicht erfüllt.
Als Sieger fühlen kann sich auch David Schichel. Auch wenn seine Grünen in Remscheid traditionell nicht so gut abschneiden wie im Rest von NRW, ist das Ergebnis von 14,35 Prozent bei den Zweitstimmen doch ein Quantensprung. Auch die 12,02 Prozent für ihn als Kandidaten sind ein starkes Ergebnis, auch wenn es mit seinem Listenplatz für einen Einzug in den Landtag nicht reichen wird. Schichel hatte schon im Wahlkampf gesagt, dass die Grünen keine klare Präferenz haben, mit wem sie in Düsseldorf lieber eine Regierung bilden wollen. Es hänge von den Gesprächen und Inhalten ab.