Remscheid Kunden wollen lange einkaufen
Remscheid · Die rot-grüne Landesregierung will die Öffnungszeiten im Einzelhandel einschränken und auch die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage reduzieren. In Remscheid sieht man dafür jedoch keinen Bedarf.
Während andere schon im Bett liegen, packt Dennis Malsikowic seine Einkäufe in die Einkaufstasche. Er ist eigens aus Wuppertal nach Remscheid gefahren, um seiner Frau zu zeigen, dass der Rewe-Supermarkt in Lennep bis 24 Uhr geöffnet hat. Für ihn ist das praktisch: "Ich gehe oft so spät einkaufen, weil das mein Beruf nicht anders zulässt", sagt Malsikowic.
Er müsse bis spät abends arbeiten und sei froh, danach noch einkaufen zu können. Auch Rewe-Kunde Söhnke Eichner kommt gerne zum Shoppen nach Lennep: "Ich gehe regelmäßig so spät einkaufen, weil ich es nicht anders kann." Er arbeite oft bis spät abends, und wenn der Supermarkt nur noch bis 20 Uhr geöffnet wäre, hätte das erhebliche Nachteile für ihn.
Gefordert: Ladenschluss ab 22 Uhr
Die rot-grüne Landesregierung plant Veränderungen am Ladenöffnungsgesetz, das 2006 von der schwarz-gelben Vorgängerregierung auf den Weg gebracht worden war. Künftig soll es weniger Möglichkeiten geben, verkaufsoffene Sonntage durchzuführen. Teile von SPD und Grünen wollen außerdem die Öffnungszeiten von montags bis freitags auf 22 Uhr und an Samstagen auf 20 Uhr beschränken.
Der Fraktionsgeschäftsführer der Remscheider SPD, Martin Brink, schließt sich der Ansicht der Landtagsfraktion an. "Wir haben aber noch keine abgestimmte lokale Meinung in Remscheid", berichtet er auf BM-Anfrage.
Der Lenneper Supermarkt Rewe ist eines der wenigen Geschäfte in Remscheid, die die derzeitige Regelung intensiv nutzen. Es ist bis 24 Uhr geöffnet. In einer nicht repräsentativen BM-Umfrage vor Rewe in den späten Abendstunden sprechen sich denn auch die meisten Kunden für späte Ladenschlusszeiten aus.
Einer der wenigen, die dagegen sind, ist Jan Sick. Seiner Meinung nach sei ein später Ladenschluss unnötig: "Jeder Mensch sollte bei einem gesunden Tagesablauf in der Lage sein, tagsüber einkaufen zu gehen." Der Euro könne nur einmal ausgegeben werden. Durch lange Einkaufszeiten "verteilt sich der Gewinn nur weiter über den Tag hinaus." Und um Einnahmen und Personal zu schützen, müssten außerdem Wachmänner eingestellt werden, meint Sick. Das koste unnötig viel Geld.
Georg-Eicke Dalchow, Geschäftsführer des Rheinischen Einzelhandels- und Dienstleisterverbandes, hält nichts vom Vorstoß der rot-grünen Landesregierung. Die derzeitige Regelung habe sich als erfolgreich erwiesen, "und warum sollten wir daran jetzt wieder etwas ändern?", fragt er. Auch eine Beschränkung der verkaufsoffenen Sonntage lehnt der Einzelhandelsverband ab.
Tatsächlich ziehen verkaufsoffene Sonntage und "Midnight-Shopping"-Aktionen insbesondere in der Innenstadt viele Kunden an, berichtet Andreas Meike vom Stadtmarketing: "Sie werden von den Bürgern gerne genutzt." Das liege wohl auch daran, dass sich die Einzelhändler für verkaufsoffene Sonntage meist Rabattaktionen einfallen lassen. Trotzdem seien aber auch die Einzelhändler am Ende zufrieden.