Remscheid Kulturnacht der Kontraste
Remscheid · Ein abwechslungsreiches Programm zog am Samstagabend viele Besucher in die Innenstadt. Das Programm lebte von Kontrasten. "Nachbarköpfe" plädieren für Toleranz, Demonstranten tragen den Rotstift durch die Stadt.
Man hört ihre Schellenkränze an den Handgelenken schon von weitem. In weißen Anstreicheranzügen marschieren sie mit großen, roten Stiften in der Hand durch die Dunkelheit. Etwa 70 Demonstranten versammeln sich im Rahmen der Vaillant Nacht der Kultur an der Scharffstraße 3. Begleitet von den Blicken der Passanten ziehen sie unter dem Motto "Kunst und Kultur rot gestrichen" an der Stadtbücherei, der städtischen Galerie, dem Rathaus und dem Teo Otto Theater vorbei. "Wir wollen das nicht politisch sehen, sondern die Bürger dazu bewegen, die kulturellen Einrichtungen öfter zu nutzen, wie sie das auch bei der Nacht der Kultur tun", sagt Sebastian Zimmermann, einer der Organisatoren der Demo.
Über zu wenig Besucher kann sich das Teo Otto Theater nicht beschweren. Die mitreißende lateinamerikanische Orchestermusik der Bergischen Symphoniker lockt so viele Besucher an, dass einige in den offenen Türen stehenbleiben müssen. In der Stadtbücherei das gleiche Bild: Die Gäste kommen in Scharen, um ein buntes Programm aus Tanz, Lesung, Ausstellungen und Musik zu erleben. Dort, wo sonst traditionell Stille herrscht, ertönen zwischen den Bücherregalen Blockflötenklänge. Die Theke, an der normalerweise Bücher ausgeliehen werden, ist heute eine Bar.
Extra aus Holland angereist
"Ich bin für diesen Abend extra aus Holland gekommen", sagt die Remscheiderin Ines Kottmann, die mit ihrer Familie unterwegs ist. "Am besten hat mir ein Feuer-Jongleur vor dem Theater gefallen, gleich geht es weiter zur Stadtkirche." Dort werden die Besucher zum Innehalten eingeladen. Bunte Leuchtstrahler sorgen im Kirchenraum für eine entspannende Atmosphäre. Begleitet von beruhigenden Klängen liest eine warme Männerstimme zentrale Stellen aus der Bibel vor. Während die Besucher hier andächtig in den Kirchenbänken sitzen, kann im oberen Foyer des Stadttheaters niemand stillhalten. Zu heißer Salsa-Musik und karibischen Temperaturen werden alle Winterjacken abgelegt. Los Dos y Compañeros verstehen es, zwei Kulturen nahtlos miteinander zu verbinden: Zur kubanischen Musik wird auf Bayrisch gesungen.
Die Nacht der Kultur ist auch eine Nacht der Gegensätze und steht im Zeichen der Toleranz. Beispielhaft berichten die "Nachbarköpfe" auf dem Rathausplatz von Toleranz, Fremdheit und Miteinander. Die zwölf Skulpturen, auf die Video-Interviews projiziert werden, blicken zum Rathaus und erleuchten den Platz. "Ich finde die Idee gut, so ein wichtiges Thema mit Kunst zu verbinden", sagt Irmgard Heger, die die Köpfe eingehend betrachtet. Passanten bleiben trotz eisiger Temperaturen stehen, um zu lauschen.
Viele offene Türen bietet die Hindenburgstraße. Aus dem portugiesischen Restaurant Alfama schallt brasilianische Live-Musik, das POM lockt mit Rock 'n Roll. Die vielen Besucher aller Altersgruppen huschen von einer Veranstaltung zur nächsten. Der Kälte trotzen die Gäste im Zelt des Bundesverbandes spanischer sozialer und kultureller Vereine auf der Alleestraße, denen die Band Casa d´ locos mit spanischen und lateinamerikanischen Rhythmen ordentlich einheizt. Es wird gefeiert bis spät in die Nacht.
