Remscheid Kulturförderung auf dem Prüfstand

Remscheid · Die Stadt unterstützt mit einem Budget von 20.000 Euro pro Jahr Projekte der freien Kulturszene. Rotationstheater und Klosterkirche gehen dabei leer aus. Die Stadt selber erhält von ihren eigenen Fördermitteln die höchste Summe.

 Über mehr Unterstützung durch die Stadt würden sich David und Waltraut Schmidt-Wien vom Rotationstheater freuen.

Über mehr Unterstützung durch die Stadt würden sich David und Waltraut Schmidt-Wien vom Rotationstheater freuen.

Foto: Nico Hertgen

Heute beschließen die Mitglieder des Kulturausschusses aller Voraussicht nach die Vergabe von Fördermitteln für die freie Kulturszene. Der Initiativkreis Kremenholl bekommt für seine siebte Comedy-Show 2.500 Euro, der Verein "Ins Blaue" am Honsberg erhält für zwei Projekte 3750 Euro und auch die Jubiläumsfeierlichkeiten des Frauenchors Lyra sollen mit 1000 Euro unterstützt werden. Insgesamt schüttet die Stadt 14.200 Euro für die freien Kulturträger aus. 20.000 Euro stehen zur Verfügung.

Kein Geld aus dem Fördertopf der freien Kultur bekommen das Rotationstheater und die Klosterkirche. Sie erfüllen nicht die Förderbedingungen, die im Jahr 2010 von der Koalition aus SPD, Grünen und FDP beschlossen wurden. In ihren Veranstaltungskalendern tauchen keine Projekte auf, sondern nur Programm. Geld gibt es nur für Projekte. David Schmidt, Geschäftsführer des Rotationstheaters, wünscht sich eine andere Förderpolitik. "Ich fände es gut, wenn wieder Programme von der Stadt unterstützt werden", sagt Schmidt.

Für ein Theater wie das in der Altstadt von Lennep sei es nämlich immer schwieriger, ohne Fördergelder ein Programm auf die Beine zu stellen, das auch mal Experimente ermöglicht. "Mit einem verlässlichen Zuschuss haben wir bessere Planungssicherheit", sagt Schmidt. Im Rotationstheater kommt es nämlich zu skurrilen Situationen. Künstler werden verpflichtet, ihre Gagen richten sich nach der Anzahl verkaufter Karten. Vom Erlös aus Eintrittsgeldern erhalten sie einen gewissen Anteil. Bei nur vier vorverkauften Karten wackelt die Aufführung. Sie lohne sich betriebswirtschaftlich nicht. "Die meisten Künstler sagen aber, wir wollen trotzdem auftreten", sagt Schmidt. Ein Zuschuss würde zumindest den Künstlern eine kleine Gage garantieren.

So entstehen größere Spielräume, um neue Formen und Programme zu entwickeln und auch mal Wagnisse einzugehen. "Es geht um die Programmförderung, nicht um eine Unterstützung irgendwelcher Betriebskosten des Theaters", betont Schmidt. Karl-Heinz Humpert, Vorsitzender des Kulturausschusses, hat angekündigt, die freie Kulturförderung auf den Prüfstand zu stellen.

Vor acht Jahren kippte eine Ratsmehrheit das System des Kultureuros, um weitere Gelder bei der Kultur einzusparen. Die Klosterkirche und das Rotationstheater hatten bis dahin zwischen 5000 und 6000 Euro an Zuschüssen jährlich erhalten. Die Gelder kamen aus dem Erlös der verkauften Tickets des Teo Otto Theaters. Die Besucher der bildungsbürgerlichen Hochkultur sollten die freie Kulturszene unterstützen - das war die Grundidee. Ein Euro pro Karte floss in die freie Szene. Um die 30.000 Euro kamen so jährlich zusammen. Die Stadt hat kaum Geld für Kultur. Sie gehört selber zu den Antragstellern ihrer eigenen Fördergelder. Für das Projekt KulturScouts erhält sie von allen Antragsteller die Höchstsumme von 3650 Euro. So hoch ist der Eigenanteil, den die Stadt für das bergische Verbundprojekt zahlen muss, damit sie mitmachen kann. KulturScouts unterstützt Schülergruppen beim Besuch eines Museums im Bergischen Land.

(RP)
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