Graffiti Künstler bringt Farbe in die Stadt

Remscheid · Rene Schneider hat sein Hobby vor zehn Jahren zum Beruf gemacht. Die Werke des Graffiti-Künstlers sieht man überall in Remscheid. Das Image der Sprayer habe sich glücklicherweise im Laufe der Jahre gewandelt, sagt er.

 Grafikkünstler Rene Schneider

Grafikkünstler Rene Schneider

Foto: Anna Mazzalupi

Seine Bilder sieht man überall in der Stadt: etwa an Hauswänden oder an Trafokästen der Stadtwerke. Und viele der Löwenskulpturen zum 85. Stadtjubiläum tragen ebenfalls seine Handschrift: Rene Schneider ist Graffiti-Künstler. Und in diesem Monat feiert der Remscheider sein zehnjähriges Firmen-Jubiläum.

Dabei hatte er gar nicht damit gerechnet, einmal so erfolgreich als legaler Sprayer zu werden. Nach dem Schulabschluss machte er erst eine Ausbildung zum Werbetechniker. Das habe ihm viel gebracht, weil er so alles über Farblehre oder Kontraste lernte – solides Handwerk, von dem er jetzt profitiert. Eine Spraydose hatte der heute 32-Jährige erstmals als Teenager in der Hand. Gemeinsam mit einem Kumpel besorgte er sich die erste Sprühfarben und zog los, um sich auszuprobieren.

Graffitis seien damals in Remscheid noch nicht so bekannt gewesen wie heute. Bei einem Auftrag für ein Bekleidungsgeschäft auf der Alleestraße sei er vor ein paar Jahren noch regelrecht beschimpft worden. „Das hat sich inzwischen gewandelt. Die Akzeptanz ist riesig geworden“, betont der Experte. Heute erhält er zum Glück eher Lob für die Kunst mit der Sprühdose.

Im Jahr 2008 meldete Schneider mit „baix arts“ sein Gewerbe an, hatte erste Aufträge, wie das Verschönern eines Garagentores. Weil es dann immer mehr in diese Richtung ging, entschloss er sich, an der Wuppertaler Kunsthochschule sein Abitur in Gestaltungslehre abzulegen. Danach irgendwo als Angestellter zu arbeiten, konnte er sich aber nicht vorstellen. Deshalb entschied er sich für die volle Selbstständigkeit. Nach einem Jahr lief es mit dem neuen Namen „Unikat-Colors“ schon richtig gut. Dann kam 2014 – das Jahr des Stadtjubiläums und der Bergischen Löwen. Ein Glücksfall für Schneider, der förmlich mit Anfragen überhäuft wurde. „Ich konnte gar nicht alle annehmen“, sagt der Sprayer. Parallel hatte er das gerade erst gekaufte Haus an der Intzestraße renoviert. Bis heute hat er an 86 großen Löwenrohlingen gearbeitet, 70 davon verpasste er komplett allein ein farbenprächtiges Fell. Viele andere Raubkatzen verzierte er noch zusätzlich. Zwischen einem Tag und einer Woche hat er an einem Exemplar gearbeitet – je nachdem, wie aufwendig das Motiv war. Und noch immer kommen Löwen-Aufträge. Mehr als Farben, die er im Keller seines Hauses lagert, Atemmaske und Handschuhe braucht er neben Leitern oder Gerüsten nicht als Arbeitsausstattung. Sein Stil deckt vieles ab, von Comic über optische Täuschungen bis hin zum Fotorealismus.

Wenn er nicht gerade an den Raubkatzen arbeitet, gestaltet Rene Schneider neben privaten Zimmern vor allem für Firmen Wände, Fassaden oder Messestände in Remscheid, Radevormwald oder Wipperfürth, wo er zusammen mit Kollegen Tiermotive entlang der Trasse anbrachte. Gut 750 Quadratmeter galt es dort künstlerisch in Szene zu setzen.

Der größte Auftrag sei aber der im vergangenen Jahr für das neue Holiday Inn in Hamburg gewesen. Insgesamt sieben Sprayer, darunter sogar einige Künstler aus Afrika, verliehen rund 300 Zimmern plus Kantine, Restaurant und Außenbereich einen coolen Look mit Graffitis. Dass eine Hotelkette so einen Auftrag an Graffiti-Künstler vergibt, sei vor ein paar Jahren noch nicht denkbar gewesen und spreche dafür, wie sehr sich das Image der Kunstform zum Positiven gewandelt habe, sagt Rene Schneider.

Trotzdem gebe es immer noch viele Menschen, die kein Verständnis und kein Gespür für die Kunst aus der Sprühdose hätten. Gerade illegale Graffitis, etwa an Zügen, seien in Verruf. Schneider findet viele der Motive trotzdem toll, auch wenn er selbst nicht mehr illegal sprühen würde.

 △ Rene Schneider hat sein Haus verziert.    ◁ Kunst in der Innenstadt.    ▷ Der Künstler in seinem Lager.

△ Rene Schneider hat sein Haus verziert. ◁ Kunst in der Innenstadt. ▷ Der Künstler in seinem Lager.

Foto: Rene Schneider
 Grafikkünstler Rene Schneider

Grafikkünstler Rene Schneider

Foto: Anna Mazzalupi

„Ich bin Fan von dem Zeug. Es gibt extrem viele Künstler, die unfassbares Talent haben“, betont der Profi, der Graffitis vor allem als Kunstwerke und nicht als Mittel der Zerstörung sieht. Das, was viele als Gekrakel empfänden, gehöre einfach zur Szene dazu.

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