Kroatischer Schrtiftsteller lebt in Remscheid-Lennep Schwere Themen, literarisch verpackt

Lennep · Zdravko Luburic ist mit seinen 80 Jahren ein produktiver Schriftsteller. In seinen Büchern verpackt er Themen wie den Tod, Krieg oder auch die Geschichte Lenneps in Prosa-Lyrik.

Der Schriftsteller Zdravko Luburic in seiner kleinen Wohnung in Lennep, die mit Büchern vollgestellt ist.

Der Schriftsteller Zdravko Luburic in seiner kleinen Wohnung in Lennep, die mit Büchern vollgestellt ist.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Der 80-jährige Zdravko Luburic ist kurz vor Weihnachten sehr gut gelaunt. Der Lenneper, der belgisch-kroatische Wurzeln hat, ist Schriftsteller, ein produktiver noch dazu. In den vergangenen Jahren hat er mehrere Lyrik-Bände beim Aachener Verlag Goldene Rakete veröffentlicht. Seine Lyrik, so habe man ihm schon mehrfach gesagt, sei weniger die typische Gedichtform, als vielmehr eine von Prosa stark geprägte Form der Lyrik. Er erzählt Geschichten, aber nicht wie in einem Roman – von denen er in kroatischer Sprache auch schon mehrere geschrieben hat –, sondern mit Kapiteln in lyrischer Form. Eines der Bücher, der jüngeren Jahre, heißt „Was Ewige Musik ertönt?“, ein Buch über die kroatische Komponistin Dora Pejacevic. In einem anderen Werk mit dem Titel „Unhörbarer Ruf“ beschäftigt er sich mit der Vernichtung der Donauschwaben in Jugoslawien während des Nazi-Regimes.

Es sind nicht gerade die einfachen Themen, die sich der 80-Jährige, der seit 2006 wieder in Lennep lebt, nachdem er zuvor mehrere Jahre mit seiner Frau in Belgien gewohnt hat. „Ich bin mit meiner Frau aber schon in den 1970er Jahren nach Lennep gekommen“, sagt er. Von 2002 bis 2006 habe er in Belgien gelebt. Aus „Verzweiflung“, wie er es ausdrückt, habe er seinerzeit im westlichen Nachbarland damit angefangen, sein Buch über Lennep zu schreiben. Das Werk deckt nichts anderes als die Zeit von 1224 bis zur Reichskristallnacht 1938 ab. Die erwähnte „Verzweiflung“ habe er empfunden, weil er sich in Belgien einfach nicht zu Hause gefühlt habe. Das Buch trägt den Titel „Ruf der Stadt Lennep“, wurde erstmals 2006 veröffentlicht und hat schon mehrere Auflagen erfahren.

Ein anderer Gedichtband, den er in jüngeren Jahren veröffentlicht hat, beschäftigt sich ebenfalls mit einem sehr schweren Thema. „Hinter den Blicken der Erde“ heißt es, das Thema ist der Jugoslawien-Krieg in den 1990er Jahren, als Kroaten, Bosnier und Serben einen blutigen Bürgerkrieg geführt haben. „In dem Buch beschreibe ich einen Raketeneinschlag auf einem kroatischen Spielplatz in der kleinen Stadt Slavonski Brod auf dem über 30 Kinder gespielt haben. Sie sind alle bei dem Raketeneinschlag gestorben, eine Katastrophe. Mein Buch ist ein Requiem für diese Kinder“, sagt der Lenneper Schriftsteller. Über diese Tragödie sei auch ein Musikstück geschrieben worden.

Zdravko Luburic schreibt in drei Sprachen – Deutsch, Französisch und Kroatisch. Er übersetzt seine Werke auch in die jeweiligen anderen Sprachen. Auch aktuell schreibt er, eigentlich, so sagt er, schreibe er immer. „Das ist mein Leben, ich schreibe Tag und Nacht“, sagt er und deutet auf die vollgestellten Bücherregale. Natürlich kann er als Rentner – früher hat er als technischer Angestellter bei den Stadtwerken gearbeitet, dazu ist es auch in vielen Vereinen und Institutionen aktiv, etwa im Ausländerbeirat der Stadt Remscheid – das jetzt auch machen. Und aktuell schreibe er auch gerade wieder an zwei Werken. Eines in deutscher Sprache, das andere in kroatischer, wie erzählt.

Der Roman sei in kroatischer Sprache gehalten – wie alle seine Romane bislang, auch wenn er plane, sie auf Deutsch zu übersetzen. „Seit Titel lautet ‚Wo die gläsernen Augen Eis spüren‘“, sagt Zdravko Luburic. Auch das zeigt wieder, dass er offensichtlich schon hauptsächlich in der Lyrik zu Hause ist. „Das Buch ist fast fertig“, sagt er. Viele Schriftsteller schreiben vor allem im hohen Alter über den Tod – ohne Zdravko Luburic zu nahe treten zu wollen, aber mit 80 Jahren ist er eindeutig nicht mehr jung. Daher passt es natürlich, dass sein nächstes Prosa-Gedicht, das den Titel „Anne-Elisabeth“ tragen soll, um nichts Geringeres als die Sterblichkeit geht. Um den Tod einer jungen Ärztin, die in ihrem Leben sehr unglücklich ist und sich selbst getötet hat. „Das Werk ist der Dialog zwischen dem Tod und ihrem Mann beziehungsweise dessen Gewissen. Der hat sie zum Selbstmord getrieben“, sagt Zdravko Luburic.

Die Themen schwer, die Bücher sicherlich nicht für jeden leicht zu lesen – es verwundert da beinahe, dass Zdravko Luburic ein so gut gelaunter und in sich ruhender Mensch zu sein scheint. Aber möglicherweise ist es ja auch so, dass der 80-Jährige seine inneren Dämonen und die Themen, die ihn belasten, über sein Schreiben, seine Prosa, seine Lyrik zu kanalisieren weiß. Kein Wunder, dass er über sich sagt: „Ich bin ein Arbeitstier.“

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