Remscheid Krisenstimmung bei Faiveley

Remscheid · Die Umzugspläne des Unternehmens scheinen zurückgestellt. Stattdessen spricht die französische Konzernmutter jetzt davon, Bereiche auszulagern. Arbeitsplätze sind in Gefahr.

Die Wut war groß. So groß, dass die Mitarbeiter von Faiveley, die auf den Fluren angespannt auf Nachricht warteten, lautstark auf ihren Mülleimern herumtrommelten. Andere sorgten mit Trillerpfeifen für ohrenbetäubenden Lärm. Ausgelöst hatte diesen Unmut gestern der Besuch von Managern der französischen Konzernmutter. Sie teilten Geschäftsführung und Betriebsrat hinter verschlossenen Türen offenbar neue Überlegungen mit: Drei von vier Produktionslinien sollen womöglich ausgelagert werden. Wie der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Hubert Stoff berichtet, würde nur noch die Prototypen- und Kleinserienfertigung und ein Kompetenzzentrum in Remscheid verbleiben.

Wann das passieren soll, wurde nicht gesagt. Wie viele Mitarbeiter davon betroffen wären, vermag Stoff nicht zu beziffern. Zurzeit hat Faiveley mit Sitz an der Papenberger Straße rund 300 Beschäftigte.

Umzugspläne sorgten für Unruhe

Für sie bedeutet das weiterhin Ungewissheit. Gerade hatten sich die Wogen geglättet, die aufgrund von Umzugsplänen entstanden waren. Der jetzige Firmensitz an der Papenberger Straße, der sich auf mehrere Gebäude verteilt, ist von ThyssenKrupp gemietet. Um effizientere Produktionsabläufe zu gewährleisten, sollte der Hersteller von Bremsen und Kupplungen für Schienenfahrzeuge eine neue Bleibe finden. Zeitweise war auch das umstrittene Gewerbegebiet Blume als möglicher Standort im Gespräch. Das Ruhrgebiet galt indes als heißer Favorit. Diese Pläne scheinen nun auf Eis zu liegen.

Dass stattdessen von Auslagerungen in Billiglohnländer die Rede ist, kann Betriebsrat Stoff nicht nachvollziehen. „Wir produzieren hier keine einfachen Eisenstücke. Da steckt jahrelang erarbeitetes Know how drin. Das kann man nicht einfach verlagern.“ Außerdem mache der deutsche Standort Rekordumsätze. „Wir haben die besten Zahlen im Konzern.“ Das liege auch an dem Engagement der Mitarbeiter. Um den Remscheider Standort zu sichern, habe sich die Belegschaft über Jahre darum bemüht, ihr Unternehmen im Verbund gut dastehen zu lassen. Umso größer sei nun die Enttäuschung. Erste Reaktion: „Es ist kein Mensch bereit, auch nur noch eine Überstunde zu machen.“

Der Betriebsrat hat der französischen Konzernleitung nun ein Ultimatum gestellt. Zur Belegschaftsversammlung in der kommenden Woche soll sie eine verbindliche Zusage abliefern, „dass es hier in Remscheid weitergeht und die Kernkompetenzen hier bleiben“. Bleibt diese Zusage aus, „müssen wir uns weitere Schritte überlegen“. Die IG Metall ist eingeschaltet.

Die Geschäftsführung war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

(RP)
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