Remscheid Kreditbetrug – hoher Schaden

Remscheid · Nachdem am Freitag ein mutmaßlicher Kreditbetrüger in Vieringhausen festgenommen wurde, sind die Sparkasse, ein weiteres Geldinstitut und die Staatsanwaltschaft nun dabei, die genaue Schadenssumme festzustellen.

 Über die Stadtsparkasse – hier die Hauptstelle an der Alleestraße – haben sich die Täter Kredite erschlichen. Die Polizei ermittelt auch noch in Düsseldorf sowie Ratingen, wo ein beteiligter Passfälscher leben soll.

Über die Stadtsparkasse – hier die Hauptstelle an der Alleestraße – haben sich die Täter Kredite erschlichen. Die Polizei ermittelt auch noch in Düsseldorf sowie Ratingen, wo ein beteiligter Passfälscher leben soll.

Foto: Hertgen (Archiv)

Das Sondereinsatzkommando (SEK) der Polizei handelte blitzschnell. Während im Erdgeschoss Beamte das Gitter vor einem Fenster wegsprengten, warfen andere eine Blendgranate in ein Fenster des ersten Stocks. Dann stürmten die Polizisten die Doppelhaushälfte in Vieringhausen und nahmen den 23-jährigen Bewohner fest. "Ein Sondereinsatzkommando klingelt nicht. Es baut auf den Überraschungseffekt", sagt Staatsanwalt Wolf-Tilman Baumert.

 Sparkassen-Vorstand Dehnke.

Sparkassen-Vorstand Dehnke.

Foto: Moll, Juergen

Die Polizei hat am Freitagmorgen gegen 6 Uhr einen Remscheider unter dem dringenden Tatverdacht des Betrugs festgenommen. Er und weitere Mittäter sollen bei der Stadtsparkasse Remscheid unter falschen Namen und Adressen Kredite ergaunert haben, die sie nie zurückzahlten. Weil die Polizei bei ihm Waffen vermutete — und tatsächlich auch eine fand — setzt sie das SEK ein.

Bislang weiß die ermittelnde Staatsanwaltschaft Wuppertal sicher von 20 Fällen mit einer Gesamtschadenssumme von mehr als 378 000 Euro. Ihr Sprecher Baumert geht jedoch von einem höheren Betrag aus, der auch in die Millionen gehen könnte. Wie hoch er ist, muss jetzt das Wirtschaftsdezernat der Kriminalpolizei Wuppertal in Zusammenarbeit mit den Innenrevisoren der Bank feststellen. Die Stadtsparkasse vergibt Kredite über einen Verbundpartner, die Firma "S-Kreditpartner" mit Sitz in Berlin. Dort werden zurzeit die Bücher gesichtet. "Das ist keine Sache von Wochen, sondern von Monaten", sagt Baumert.

Währenddessen sitzt der 23-Jährige, der als Haupttäter gilt, in Untersuchungshaft. Wegen guter Kontakte ins Ausland und der hohen Straferwartung gilt der polizeibekannte Mann als fluchtbereit.

Auf freiem Fuß ist indes wieder eine Angestellte der Stadtsparkasse, die in den Fall verwickelt sein soll. "Wir müssen prüfen, ob sie in den Betrug eingebunden war, oder ob sie selbst getäuscht wurde", sagt Baumert. So lange diese Fragen nicht geklärt seien, bittet Sparkassenvorstand Frank Dehnke um Fairness: "Es sollten keine voreiligen Schlüsse gezogen und niemand unnötig verdächtigt werden." In der Sparkassen-Filiale Vieringhausen sei deshalb bereits erhebliche Unruhe entstanden. Gerüchten zufolge soll die Angestellte dort gearbeitet haben. Das sei jedoch nicht der Fall, betont Dehnke. Der Sparkasse werde die Staatsanwaltschaft bei ihren Ermittlungen unterstützen.

Zurzeit weiß die Staatsanwaltschaft von fünf Beteiligten. Baumert appelliert nun an weitere Mittäter, sich bei der Polizei zu stellen: "Das wäre für die Strafzumessung relevant", sagt der Staatsanwalt. Heißt im Klartext: Wer zu seinen Taten steht und Hinweise auf weitere Mitglieder der Bande gibt, kann auf ein milderes Urteil hoffen.

Internet Bisherige Berichterstattung unter www.rp-online.de/remscheid

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort