Remscheid Kinder brauchen frühzeitig Schutz

Remscheid · Wenn Kinder Gewalt erfahren, wirkt sich das auf ihr ganzes Leben aus. Folgeerscheinungen können zum Beispiel ein aggressives Verhalten, gestörte Konzentration oder sogar psychische Erkrankungen sein. Um das zu verhindern, will das Remscheider "Kleeblatt" - Zentrum für seelische Gesundheit im Kindes- und Jugendalter, Ärztliche Kinderschutzambulanz, Klinik für Kinder und Jugendliche und das Sozialpädiatrische Zentrum - mit Maßnahmen frühzeitig entgegenwirken.

"Gewalt gegen Kinder ist ein sehr aktuelles Thema. Bis zu 30 Prozent der Kinder, das heißt jedes dritte bis fünfte Kind, erfährt auf eine Weise Gewalt", erklärt Thomas Schliermann, ärztlicher Leiter des Sozialpädiatrischen Zentrums. Das gelte bundesweit und beziehe sich nicht nur auf körperliche Gewalt, sondern auch auf die psychische, etwa durch Vernachlässigung. Betroffen seien vor allem Kinder aus sozial schwachen Familien. Dazu zählen Alleinerziehende, Hartz-IV-Empfänger oder Eltern, die an Suchterkrankungen oder einer psychischen Störung leiden. Der Stress, den die Kinder erfahren, beeinträchtigt den Entwicklungsprozess. Schulische Leistungen leiden oder das Selbstbewusstsein fehlt. Neben körperlichen Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen können auch psychische Symptome auftreten, wenn nicht in eingegriffen wird. "Mit jedem Jahr schreiten die Symptome voran", betont Gerhard Hapfelmeier, Chefarzt des Zentrums für seelische Gesundheit im Kindes- und Jugendalter. Die Jugendlichen entwickeln als Folge der Gewalterfahrung unter anderem Autoaggressionen, Suizidgedanken, Depressionen oder verletzen sich selbst.

Um diesen Prozess aufzuhalten, bemüht sich das "Kleeblatt", möglichst frühzeitig Eltern Hilfen wie die Einbindung eines Pädagogen, der die Familie im Alltag begleitet, anzubieten. Nur, wenn die Eltern mitmachen, kann es funktionieren. Beim frühzeitigen Eingreifen stabilisieren sich die Kinder unter anderem emotional und sind sozial besser eingebunden. Ein wichtiger Baustein sind auch diejenigen, die professionell mit Kindern und Jugendlichen arbeiten - Erzieherinnen und Lehrer etwa. "Sie sind oft Vertrauenspersonen", sagt Schliermann. Sie sollten beispielsweise sicher beim Erkennen von Symptomen sein.

Bei der zweiten Fortbildung gestern im Forum Ovale im Sana mit bis zu 150 Teilnehmern wurden unter dem Thema "Interdisziplinäres Handeln im Kinderschutz" Fallbeispiele und Handlungsstrategien besprochen. Ärztin Britta Gahr aus Düsseldorf sensibilisierte für Hinweise auf körperliche Gewalt.

(RP)
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