Remscheid Keiner will die Forensik haben

Remscheid · Psychisch kranke oder suchtkranke Straftäter werden in forensischen Kliniken untergebracht und therapiert. Auch im Bergischen Land soll eine solche Klinik gebaut werden. Remscheid hat aber kein entsprechendes Grundstück.

 Blick auf den Zaun der neuen forensischen Klinik in Duisburg-Hohenbudberg. Der Betrieb läuft seit Januar 2010. Das Land sucht nun nach einem weiteren Standort für eine forensische Klinik.

Blick auf den Zaun der neuen forensischen Klinik in Duisburg-Hohenbudberg. Der Betrieb läuft seit Januar 2010. Das Land sucht nun nach einem weiteren Standort für eine forensische Klinik.

Foto: Andreas Probst (archiv)

NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) hat per Brief anfragen lassen, ob die Stadt über ein Grundstück verfüge, auf der eine forensische Klinik gebaut werden könne.

"Wir haben der Ministerin mitgeteilt, dass wir kein Grundstück in der entsprechenden Größenordnung besitzen", sagte Stadtdirektor Burkhard Mast-Weisz. Fünf Hektar groß, ebenerdig und mit guter Verkehrsanbindung soll das Grundstück für die neue forensische Klinik sein, die 180 Plätzen anbietet.

Das entspricht etwa einer Größe von sieben Fußballfeldern. In seinem Brief an die Ministerin teilte Mast-Weisz auch mit, dass mit der Stiftung Tannenhof und der Justizvollzugsanstalt in Lüttringhausen zwei Einrichtungen angesiedelt seien, die Menschen in belastenden Lebenssituationen helfen.

Ministerin erwartet Vorschläge

In fünf Landgerichtsbezirken — neben Wuppertal noch Münster, Essen, Bonn und Dortmund — sollen nach den Vorstellungen der Landesregierung weitere forensische Kliniken entstehen. Bis zum 9. November haben die Kommunen Zeit, sich zu melden. Kommen nicht genug Vorschläge, kann das Ministerium Standorte bestimmen.

"Da aber einige Kommunen schon um Fristverlängerung für die Vorschläge gebeten haben, denken wir, dass es dazu nicht kommt und wir genügend Standorte in NRW finden werden", sagt Pressesprecherin Serap Celen.

20 Prozent der Menschen, die in forensischen Kliniken therapiert werden, haben sich des Mordes oder Totschlags schuldig gemacht, 27 Prozent sind wegen verschiedener Sexualdelikte verurteilt, zehn Prozent wegen Brandstiftung.

Hinzu kommen 26 Prozent, die sich der Körperverletzung schuldig gemacht haben, 13 Prozent wurden wegen Raubes, Erpressung und Diebstahls verurteilt, vier Prozent wegen sonstiger Straftaten. Maßregelvollzug nennt sich diese Unterbringung von Menschen, bei denen Therapie statt Strafe wirken soll.

Dennoch: Patienten, die einer forensischen Klinik untergebracht werden, haben grundsätzlich schwere Straftaten begangen. Im Landgerichtsbezirk Wuppertal, zu dem Remscheid zählt, soll eine solche Einrichtung entstehen.

Neben Solingen will auch Wuppertal kein Grundstück zur Verfügung stellen, wie Stadtdirektor Johannes Slawig kürzlich erklärte. Mit dem Neubau der Jugendstrafanstalt in Ronsdorf so eine Stadtsprecherin, habe Wuppertal bereits gezeigt, dass es einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten bereit sei.

(RP)
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